Marjetica Potrč und Klasse „Design der Lebenswelten“ der HfbK Hamburg – Der offene Ort im Wald (2015)

Eine sanfte, mit Beton verschalte Wölbung erhebt sich neben einem Teich am Rand des Schulwaldes der Grund- und Oberschule Neuenkirchen. Hinter dem flachen Hügel befindet sich ein Biomeiler, in dem Biomasse in Energie umgewandelt wird. Was nicht sogleich ersichtlich ist: Die Betonkuppel birgt ein Wärmesystem, das mit dem Biomeiler verbunden ist. Sie fungiert somit als wohl temperierte Sitzfläche, die zum Verweilen einlädt. Von hier aus kann man in die Landschaft blicken, die umliegende Vegetation studieren. „Der offene Ort im Wald / The Open Shelter“ ist als Naturerfahrungs-, Denk-, und Sehraum konzipiert und Resultat eines kollektiven Prozesses. Die Stiftung Springhornhof hatte die Professorin für Social Design Marjetica Potrc und ihre Klasse “Design der Lebenswelten” an der Hochschule für bildende Künste Hamburg eingeladen, gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Grund- und Oberschule Neuenkirchen (konkret beteiligten sich Schüler der Klasse 6 a) einen Schutzraum im Schulwald zu verwirklichen. Dessen Umsetzung erstreckte sich über ein Jahr. Im Laufe von Workshops und Gesprächen wich die ursprünglich geplante Überdachung gegen Wind und Wetter der Idee eines „offenen Orts im Wald“ unter freiem Himmel. Die nachhaltige Energiequelle der Biokompostanlage sorgt zusätzlich für warmes Wasser zum Händewaschen. Ein von Anwohnern geschaffenes Teich-Biotop rundet das Ensemble ab. Die 1953 Lubljana, Slowenien, geborene Künstlerin und Architektin sowie mehrfache Biennale-Teilnehmerin in Venedig und São Paulo Marjetica Potrc hat international ausgestellt und Projekte realisiert. In ihrem interdisziplinären, partizipatorischen und kollaborativen Ansatz vereint sie Kunst, Design, Architektur und gesellschaftliches Engagement mit Fokus auf urbane Räume in sich wandelnden Gesellschaften. In Neuenkirchen stand ebenfalls die gemeinschaftliche Gestaltung von Lebensraum im Mittelpunkt: hier mit Ziel der Schaffung eines Orts der landschaftlichen Kontemplation und des Lernens im Einklang mit der Natur. (Belinda Grace Gardner)

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Nachtrag: Zwei Jahre nach seiner Errichtung ist der Biomeiler kompostiert und produziert keine Wärme mehr. Dennoch geht das Projekt weiter. Im Mai 2017 treffen sich Schüler, Studierende und das Team des Kunstvereins um die Anlage zu demontieren und Ideen für die künftige Gestaltung des Areals zu entwickeln.

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Der offene Ort im Wald / The Open Shelter der Klasse „Design der Lebenswelten“ von Marjetica Potrč an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg entstand in Kooperation mit der Grund- und Oberschule Neuenkirchen, dem Verein Native Power Hannover, Lindenberg Bauunternehmen Neuenkirchen, Lohnunternehmen Friedrich Lange Neuenkirchen, Joachim Vorwerk, Klimawerk Lüneburg und der Stiftung Zukunft Wald,

Das Projekt ist Teil des Modellvorhabens Offenland – Kunst und Umweltbildung.

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