Agnès Thurnauer —don’t pretend you never heard of it: Pressetext

Malerei
27. Juni – 5. September 2004

Mit der Ausstellung von Agnès Thurnauer setzt der Kunstverein Springhornhof seine lockere Reihe zu Positionen aktueller Malerei fort und stellt die Arbeiten der französischen Künstlerin (*1962, lebt und arbeitet in Paris) erstmals in Deutschland vor.

Für Agnès Thurnauer ist das zeitgenössische Bild ein Raum des Dialogs, im dem sich unterschiedliche, oft konträre Elemente modernen Alltagslebens miteinander verknüpfen lassen. So beschreibt sie die Entstehung des Bildes „The Number of Deaths from Aids“ (2002) als einen offenen Verlauf. Nachdem sie einen Zeitungsartikel über die Verbreitung von Aids gelesen hatte, wurde die kurz zuvor im Atelier entstandene Zeichnung von Venen, die sie am Arm einer Frau in einem Bus beobachtet hatte, zu einem Vehikel für den Virus. Dem Bild mit dem an Baumstämme erinnernden Adernverlauf fügte sie zweihundert kleine „Blüten“ hinzu – rote Punkte, von denen jeder einzelne zehntausend Aidstote repräsentierte.

In anderen Arbeiten von Agnès Thurnauer werden Postkarten, Poster, Texte und Wörter zum Bildelement; teils wieder überlagert von gemalten oder collagierten Flächen sowie skizzenhaften Farbverläufen, die Architekturen und Objekte andeuten.

Das gemalte Bild ist für Thurnauer kein abgeschlossenes Ganzes, sondern eher ein Zustand, dessen Echos, Einflüsse und vorangegangene Stadien, sie in Ausstellungen als Texte, Abbildungen, Notizen, Fotografien oder Videoaufnahmen aufscheinen lässt. Auf diese Weise wurden im Pariser Palais de Tokyo die Dinge, die eigentlich ihren Platz im Atelier einer Künstlerin haben, mit in die Ausstellung integriert. Gleichzeitig wurde Thurnauers am Stadtrand gelegenes Atelier zum öffentlichen Veranstaltungsraum für Lesungen und Filmvorführungen.

Diese Verzahnung von Produktions-, Ausstellungs- und Reflexionsebenen soll mit der Ausstellung im Springhornhof weiterentwickelt werden. Der räumliche wie kulturelle Transfer der Bilder und die damit verbundene Reise der Künstlerin von Paris nach Norddeutschland kann dafür vielfältige Möglichkeiten bieten.