Tilo Schulz — sondo: Pressetext

28. März – 20. Juni
Ausstellung | gemeindeübergreifendes Projekt in der Region Hohen Heide
Ballonprojekt „sondo“ April – August

abridged englisch version

Der Leipziger Künstler Tilo Schulz (*1972) stellt der Bevölkerung der Region „Hohe Heide“ – Kern des ländlichen Raums zwischen Hamburg, Hannover und Bremen – einen Helium-Ballon mit einer fernsteuerbaren Fotokamera zur Verfügung. „sondo“ hat einen Durchmesser von 3 m und wird mit langen Seilen am Rücken der fotografierenden Person befestigt. Diese kann vom Boden aus mit Hilfe eines tragbaren Monitors mit Livebild-Kontrolle und Steuerung den Bildausschnitt und den Zeitpunkt des Fotos bestimmen.

Dieses einfache Luftbildsystem kann gegen eine kleine Unkostenbeteiligung beim Kunstverein geordert werden (Telefon 05195 933 963). Dann kommen die Mitarbeiter des Kunstvereins mit „sondo“ zum gewünschten Ort, um nach den Ideen der Auftraggeber ein Foto zu machen, z.B. mit einem Haus von oben, von der Heide aus der Vogelperspektive oder ein Gruppenbild aus der Luft.

„sondo“ verändert den Blickwinkel auf die eigene Umgebung und ermöglicht es, eine Vielzahl distanzierter Standpunkte einzunehmen. Durch diesen Perspektivwechsel wird der Künstlichkeit, des vor allem politisch und wirtschaftlich motivierten Zusammenschlusses von neun niedersächsischen Städten und Gemeinden zur EU-Region „Hohe Heide“, eine sehr individuelle Seite von Unterschieden und Gemeinsamkeiten gegenüber gestellt.

Die parallel im Kunstverein Springhornhof stattfindende Ausstellung von Tilo Schulz bezieht sich auf zwei Aspekte des Foto-Ballon-Projekts. In den Ausstellungsräumen werden zwei begehbare Gehäuse installiert. Bei einem handelt es sich um eine Art „Garage“, in der stilisierte Zeichnungen den technischen Gebrauch des Ballons und der Kamera erklären. Der andere Raum hat privaten Charakter, mit Sessel, laufendem Fernsehapparat und Pflanzen. Von außen liegt bei beiden Räumen die raue Holzkonstruktion frei. Andere Bereiche der Ausstellungsräume werden dagegen mit einem halb-durchsichtigen Material geschlossen und lassen diffus eine dahinter befindliche Lichtinstallation erahnen. Über die sichtbaren Konstruktionselemente und die hinterleuchteten Flächen werden Fragen von innen und außen, von privat und öffentlich aufgeworfen, die sich auch auf die Funktionsweise des umgebenden Ausstellungsraums beziehen lassen.

Tilo Schulz wurde Mitte der 90er Jahre bekannt mit Ausstellungen und Projekten, in denen es um die Rezeption und Vermittlung von Kunst und Kultur ging. Häufig gestaltete er seine Ausstellungen als Räume, innerhalb derer modellhaft die Werke anderer Künstler präsentiert werden konnten. Sei es, indem Besucher oder Museumsangestellte selbst Material über Künstler und ihre Werke beitragen konnten, oder, wie bei der Ausstellung „Gefährliche Liebschaften“ im Kunstverein Langenhagen, wo mehrere Personen gebeten wurden, über ein besonderes Erlebnis mit einem Kunstwerk zu erzählen. Passagen aus den Gesprächen waren Teil der Wandgestaltung, die darin erwähnten Werke waren als Puzzels vorhanden, die die Besucher selbst zusammenfügen konnten.

Auch mit dem Projekt „sondo“ stellt Tilo Schulz eine Art Ausgangssituation her, über die der gesellschaftliche Umgang mit Bildern verhandelt werden kann: Bis wann ist ein Foto Dokumentation und wann beginnt die Observation, Spionage …? Wie viel geben wir von uns frei, wo liefern wir nur Oberflächen? Wie viel von uns legen die Oberflächen offen? Was passiert hinter diesen oft so glatten Oberflächen, Grenzen? ….

Die im Laufe des Sommers entstandenen Fotografien und die damit verbundenen Geschichten sollen nach dem Abschluss der Aktion im Kunstverein Springhornhof ausgestellt werden.

Vom 30.08.-12.09.2004 wird das Projekt „sondo“ im Foyer der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund in Berlin vorgestellt. Die hohen Räume des Foyes am Potsdamer Platz ermöglichen es, den Ballon schwebend zu installieren und Teile der Ausstellung aus dem Springhornhof zusammen mit den im Laufe des Sommers entstandenen Fotografien zu zeigen.

a href=“/wp-content/uploads/sondo.pdf“>weitere Information hierzu als pdf

„sondo“ wird gefördert durch das Land Niedersachsen und die EU-Gemeinschaftsinitiative Leader+

Zum Gebiet der “Hohen Heide” gehören die Städte Schneverdingen Rotenburg, Soltau, Visselhövede und die Gemeinden Neuenkirchen.

Text als download

Tilo Schulz | sondo

Exhibition | cross-community project in the Hohe Heide Region
Exhibition 28 March – 20 June 2004 / Opening 27 March 5 pm
„sondo“ balloon project April – August 2004

Tilo Schulz (Leipzig, *1972) plans to provide people in the Hohe Heide Region – the centre of the rural area between Hamburg, Hanover and Bremen – with a remote-controlled photographic camera fixed to a helium balloon. „sondo“ is a carrier balloon measuring three metres in diameter, to which a camera is attached that can be operated from the ground. The camera balloon is attached by ropes to the photographer’s back. A portable ground station with live image control and steering is also provided. This aerial photography system can be borrowed free of charge by people living in the Hohe Heide area in order to take personal aerial shots of their flock of sheep, wedding, school class, party, schützenfest fair, house or neighbourhood.

This technique makes it possible to alter the perspective of one’s personal surroundings, to take up a quite different ‘standpoint’. The view of the Hohe Heide is personalized, however the boundary separating private from public is not necessarily removed. Highly individual aspects of differences and common interests are set against the artificiality of the newly formed „Hohe Heide Region“, a construction motivated above all by political and economic concerns.

The exhibition by Tilo Schulz taking place in the Springhornhof from the end of March focuses on two aspects of the „sondo“ balloon photography project. Two walk-in enclosures are installed inside the exhibition space. One is a kind of temporary „garage“ in which stylized drawings serve to explain how the balloon and camera are operated, and to promote the project. The other presents a stylized living space with a chair, television set and plants. Although the interior of both spaces is luxuriously furnished, from the outside the overall, rough wooden construction can be seen. Other parts of the exhibition space are closed off by means of semi-transparent materials, behind which is a light installation, with the effect that the actual space can only be guessed at.

The visible construction and back-lit spaces raise questions as to what is inside/outside, private/public. Up to what point is a photograph documentation, and when does observation or spying begin…? How much of ourselves do we divulge, and where do we provide only surfaces? How much of ourselves do these surfaces disclose? …What is actually happening behind these often very smooth surfaces, these boundaries?

On completion of the balloon project, the photographs taken during the summer will be exhibited along with their attached stories in the Kunstverein Springhornhof.

In September 2004 „sondo“ will be presented in the foyer of the Land Representation of Lower Saxony in the Federal Government in Berlin. Unlike the presentation in the Kunstverein Springhornhof, here the high entrance hall will allow us to present the balloon floating inside the space.