Internationaler Dorfladen

Im Eingangsbereich des Springhornhofs kann man im „Internationalen Dorfladen“ Dinge kaufen, die eigens dafür von Dorfkomitees gemeinsam mit den Künstlerinnen Antje Schiffers, Wapke Feenstra und Kathrin Böhm an verschiedenen Orten der Welt erdacht und produziert wurden.

Das Sortiment umfasst die praktischen „Kartoffelschlafsäcke“ aus der Lüneburger Heide, „Janus, die Wolfskerze“, „Teweler Stieltische“, fruchtbare anthropogene Schwarzerde „TTN Schwarzer Dreck“, Wohnwagen-Blumentöpfe aus Nordirland, „Kiesgrubenlehmtiere“, spanisches Bauern-Porzellan und vieles mehr. 

Der „International Village Shop“ ist soziale Skulptur, Netzwerk und Vertriebsweg zugleich. Das Warenangebot erzählt von lokalen Ressourcen, internationalen Verbindungen, regionaler Zusammenarbeit, unerwarteten Selbstdarstellungen und offenbart einen Schatz an Ideen und Wissen vom Lande.

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Gefördert durch die Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die Kreissparkasse Soltau, den Landkreis Heidekreis und die Leader+ Region Hohe Heide

Veröffentlicht unter 2017

Mutter / Genth DIE INNERE LOGIK DER GESCHICHTE

Anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Landschaftskunstprojekte von Kunstverein & Stiftung Springhornhof haben die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth eine mechanische Installation mit der Holzfassade des Ausstellungsgebäudes realisiert. „Die innere Logik der Geschichte“ bezieht sich unmittelbar auf den Ort Neuenkirchen und seinen Entstehungsmythos. Die Existenz Neuenkirchens wird auf die erste mittelalterliche Kirche zurückgeführt, die an der Stelle des heutigen Kirchenbaus errichtet wurde. Zu ihrer Gründung ist eine einzige Geschichte schriftlich überliefert, mit der sich lokale Heimatforscher in jahrelanger Arbeit auseinandergesetzt haben. Sie wurde auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht und in das lückenhafte Puzzle aus geschichtlichen Überlieferungen eingeordnet. 1958 stellte die Gemeinde trotz der Annahme, dass die Geschichte sich so nicht ereignet haben kann, einen Antrag das Gemeindewappen mit Elementen dieser Geschichte zu gestalten. Die künstlerische Arbeit ist die meiste Zeit nahezu vollständig verborgen. Nur eine Wetterstation auf dem Dach und die feine Linienzeichnung eines Fensterausschnitt es in der Fassade sind permanent sichtbar. Von Zeit zu Zeit öffnen sich ohne Ankündigung zwei Läden im Giebel und schwenken langsam nach außen. Durch eine verborgene Mechanik schließen sich die zwei Hälften eines metallenen Pferdekopfes in der Mitte zu einer Figur. Weithin verkündet sie die Entstehungslegende des Dorfes Neuenkirchen; jedoch immer wieder in einer anderen Version. Die verschiedenen Versionen konzentrieren sich jeweils auf einen anderen Aspekt des Mythos. Nach der Erzählung schließen sich die Läden wieder.

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Wir danken dem Land Niedersachsen und dem Lüneburgischen Landschaftsverband für die großzügige Unterstützung


Lara Almarcegui SAND

 

02. April – 20. August 2017

 
Für ihre Rauminstallation im Springhornhof lässt Lara Almarcegui (*1972 in Saragossa, lebt in Rotterdam) 120 Kubikmeter Sand im Erdgeschoss des Kunstvereins aufschütten. Mit dieser fast raumhohen Installation stellt sie eine Beziehung zwischen dem historischen Ausstellungsgebäude und dem natürlichen Vorkommen des für dessen Errichtung notwendigen Rohstoffs her, der in großen Mengen unter dem Haus lagert. Zugleich lenkt sie den Blick auf Sand als eines der weltweit wichtigsten Konstruktionsmaterialien und die Verfügbarkeit dieser Ressource. 

Lara Almarcegui, die 2013 ihr Geburtsland Spanien bei der Biennale von Venedig vertreten hat und 2015 Residenzkünstlerin des Leuphana Arts Program war, hat einen erweiterten und forschenden Ansatz, der ökonomische Verhältnisse, gesetzliches Regelwerk und geologische Veränderungen einer intensiven Untersuchung unterzieht. In ihrer Ausstellung wird dies anhand von Zeichnungen, Textarbeiten, einem Film sowie der Installation „Sand“ eindrucksvoll spürbar. 

So hat die Künstlerin im Vorfeld der Schau umfassende Recherchen zu Sandvorkommen in der Region unternommen. Unter anderem konnte sie mit Wissenschaftlern des Leibniz Instituts für Angewandte Geowissenschaften Hannover Ultraschallmessungen auf dem Gelände des Kunstvereins Springhornhof durchführen, um die Bodenbeschaffenheit und die Stärke der natürlichen Sandschicht zu messen. Die Ergebnisse der Messungen hat sie für die Ausstellung in Zeichnungen umgesetzt. Darüber hinaus wurde beim Landkreis Heidekreis eine Baugenehmigung für eine tiefe Grube eingeholt, womit der Künstlerin der Zugang zur Sandschicht offiziell gesichert ist.

Die Ausstellung ist der Auftakt zum Jubiläumsprogramm des Springhornhof, der in diesem Jahr das fünfzigjährige Bestehen seiner landschaftsbezogenen Kunstprojekte feiert. 1967 wurden erstmals Bildhauer aus Japan, Schweden, Italien und Deutschland in das Heidedorf Neuenkirchen eingeladen, um vor Ort Findlinge zu bearbeiten. Seither beschäftigten sich Künstler/innen wie Gary Rieveschl, Christiane Möbus, Timm Ulrichs, HAWOLI, Micha Ullman und Tue Greenfort in ihren Skulpturen und Installationen immer wieder mit dem in der Region vorgefundenen Erdreich und Gestein.