Natalia Stachon / Worddust everywhere

19.09. – 20.12.2020

Natalia Stachon (*1976 in Kattowitz, lebt und arbeitet in Berlin) entwickelt für ihre Ausstellung „Worddust everywhere“ im Kunstverein Springhornhof ein Gefüge aus Skulpturen, Rauminterventionen und Zeichnungen, in dem die Gegenwart von Sprache und Zeichen sinnlich erfahrbar wird. Als geprägte, auf dem Boden verstreute Straßenschilder mit Wortfragmenten. In Form transparenter Objekte an den Wänden, die an Lautsprecher erinnern, jedoch eher eine stumme Abwesenheit spürbar machen. Oder als zerknüllte in aufwändiger Handarbeit polierte Kupferblätter, die scheinbar achtlos wie verworfene Visionen und Ideen daliegen. 

Die Künstlerin zeigt uns hier die leeren Bühnen und Kulissen – die Infrastruktur, die wir errichten und in der wir unsere Getriebenheit ausleben. Doch sie überführt diese in poetische Orte voller Stille, Eingefrorenheit und Intensität, in denen Raum und Sprache zur einer Einheit werden.

Der Titel der Ausstellung stammt aus dem Roman Nova Express (1964) von William S. Burroughs, den er in der cut-up Methode verfasste: dazu hat er unterschiedliche Textquellen in kleine Fragmente zerschnitten oder gefaltet und dann neu angeordnet. Durch diese endlose Überlagerung von Ausschnitten scheint alles ineinander zu greifen und auf einmal Sinn zu ergeben. Wie ein tausendfach belichteter Film enthält diese Literatur einen unwiederbringbaren Augenblick lang Vieles von Aktualität und Bedeutung. 

Wortfragmente sind in unserer Gegenwart unausweichlich. Staub gleich legen sich die Anweisungen, Verbote, Nachrichten, Wortketten auf alles, kriechen in jede Ritze. „Wie Gefangene stecken wir fest in einer riesigen Schreib,- Beschriftungs- und Beschreibungsmaschine“ (Tom McCarthy). Doch genau in dieser Unfassbarkeit hat Burroughs auch die poetische Sprengkraft von Sprache erkannt. 

Natalia Stachon studierte von 1997–2004 in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste und an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst. 2010 war sie Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin. Ihre Werke waren unter anderem im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, im Center of Contemporary Art, Torun/Polen, im Haus Konstruktiv Zürich, im n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein und im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt zu sehen. 2013 erschien die Monographie Natalia Stachon. Daimler Artist Book #3, herausgegeben von der Daimler Kunstsammlung Stuttgart/Berlin.