Pressetext: Pepperland

8. April – 5. Juni 2006
Nandor Angstenberger, Christl Fetzer, Emanuel Geisser, Andrea Heller, Arne Klaskala,Markus Lohmann

Die Gruppenausstellung „PEPPERLAND“ setzt eine erfolgreiche Reihe im Springhornhof fort. Schon bei den Gemeinschaftsprojekten Many Happy Returns (Stefan Panhans, Ralf Weissleder, Kora Jünger, Christine Lemke) 2002 und suburbia (Susanne Luptovits, Sean Reed, Andrea Winkler, Natalia Stachon, Dirk Stewen) 2004 wurden die Künstler dazu eingeladen, eine Ausstellung zu entwickeln, die eher durch die komplexen inhaltlichen und räumlichen Beziehungsgeflechte zwischen den Werken, als durch das Nebeneinander von Einzelpositionen charakterisiert war.

Die Teilnehmer von „PEPPERLAND“, arbeiten in sehr unterschiedlichen Medien, doch spielt im Werk von ihnen allen eine skeptische Haltung gegenüber der sichtbaren Wirklichkeit eine wichtige Rolle. Sie sind stets auf der Suche nach dem doppelten Boden, der Dekonstruktion des Gewohnten und der Möglichkeit einer eigenen Utopie.

Die meisten der fünf Künstlerinnen und Künstler kennen einander und haben zum Teil gemeinsam an Ausstellungen und Atelierstipendien in Lemgo, Detmold, Zürich und Hamburg teilgenommen.

Nandor Angstenberger entwirft utopische Modellwelten, indem er in akribischer Kleinarbeit aus tausenden von winzigen Kunststoffteilen märchenhafte Raum- und Landschaftsphantasien zu komplex strukturierten und emotional aufgeladenen Objekten zusammensetzt. Im Ausstellungsraum werden die Modelle kombiniert mit Papiercollagen und durch lineare Netzwerke aus farbigem Klebeband an Wänden und Böden zu einer zusammenhängenden Rauminstallation verdichtet. Imitationscharakter und Oberflächlichkeit von Werbe- und Medienprodukten ironisiert Angstenberger indem aus den Abfallprodukten des Konsumkreislaufs eine Parallelwelt entsteht, in die der Beobachter sich vorstellen könnte zu flüchten.

In den Fotoarbeiten von Arne Klaskala tauchen häufig kulissenartige Installationen auf. Er fotografiert und filmt sie, teilweise mit Personen, die sie zu benutzen scheinen. Die Kulissen wirken wie Teile von Gebäuden, deren Zweck schwer auszumachen ist. Was ist das? Wozu dient das? Die Identität der gezeigten Objekte und Personen ist für den Betrachter nicht klar auszumachen und lässt ihn an der Authentizität der fotografierten Szenarien zweifeln.

Im wörtlichen Sinne „scheinbar“ verlässt Licht die Fotografien von Andrea Heller. Das durch das Blitzlicht der Kamera in den Raum geworfene Licht wird durch im Raum selbst aufgehängte Streifen aus reflektierendem Material in den Bildraum der Fotografie reflektiert. Die Irritation über sie Dinge, welche man in Andrea Hellers Bildern vermeintlich zu erkennen glaubt, funktioniert auf unterschiedlichen Ebenen: Nicht nur das gezeigte Motiv erscheint sonderbar befremdlich, sondern auch die Seriosität der Fotografie bleibt zweifelhaft. Auch Andrea Hellers Filzstift Zeichnungen von Netzartigen Strukturen ändern ihre Identität: Sie werden zu Objekten in dem die Zwischenräume der Linien herausgeschnitten und die Zeichnung wie Körper im Raum installiert werden.

Die Umkehrung von Raumgrenzen ist auch zentrales Motiv in den Arbeiten von Markus Lohmann. Aus vertrauten Materialien, die der Privatsphäre eines Innenraums entstammen, wie z.B. Wohnzimmermöbel, werden im öffentlichen Raum Motive aus dem Wohnbereich gezeigt: Tapete, Zierpflanzen oder ein Teppich. Die Installationen erzeugen im Stadtraum Inseln des Privaten deren Sphäre sich allerdings als trügerisch erweist.

Malerisch präsentieren sich die großen farbigen Flächen und objekthaften Bilder von Christel Fetzer. Durch aufwändige Möblierung der Ausstellungsräume mit Form und Farbe schafft die Künstlerin scheinbare Sinnzusammenhänge, welche von der enormen Präsenz der von ihr verwendeten industriellen Materialien im Raum noch gesteigert wird.

Emanuel Geisser interessiert sich für die Löcher in den Bergen, für das Verhältnis des Menschen zur Natur und für die Frage nach dem Antrieb. Er baut am Computer Landschaften aus Styropor, die in ihrer Unvollkommenheit das Brüchige von Weltkonstrukten aufdecken, die in Endlosschlaufen das Absurde in den grossen Fragen des Lebens zeigen und die Antworten vergessen lassen.