Stefan Römer//Schlagbaum.Über die Grenzen von Natur und Kultur

11. April bis 24. Mai 2010

In einer Serie von Fotografien und Zeichnungen widmet sich der Künstler Stefan Römer der Untersuchung des Verhältnisses von Kultur und Natur. Seine Fotografien, auf ausgedehnten Wanderungen durch Landschaften in Australien, den Amerikas, Asien, Afrika und Europa entstanden sind, zeigen scheinbar alltägliche, doch sehr spezifische Situationen in der Natur: Verbotsschilder, Erläuterungstafeln, Wanderzeichen, Wegweiser etc.  Sowohl anhand der abgebildeten gestalteten Natur als auch anhand der Verbote oder Warnungen auf den Hinweisschildern, wird deutlich, wie problematisch eine visuelle Lokalisierung der Grenze zwischen Kultur und Natur ist.

Die verschieden großen Fotografien hat Römer in Rahmen mit Passepartouts eingelassen, auf die er von Hand florale Ornamente gezeichnet hat. Das Zusammentreffen der präzis geplanten Fotografien und den nachträglichen, eher beiläufigen Zeichnungen auf den Einfassungen der Fotografien erzeugt eine performative Spannung zwischen der mechanischen fotografischen Dokumentation und einem eher automatischen unbewussten (oder: delirierenden) Zeichnen.

Der amerikanische Künstler Robert Smithson entdeckte in den späten 1960er Jahren beim Fotografieren auf einer Mexiko-Reise, dass er sich vorkam, als fotografierte er stereotyp bereits existierende Fotografien – was er im Sinne der Postmoderne als eine Fotografie einer Fotografie bezeichnete. Heute herrscht vor allem angesichts der computersimulierten 3-D-Landschaftsdarstellungen – für die Dan Camerons Hollywood-Film »Avatar« ein zeitgenössisches Beispiel darstellt – eine nostalgische Vorstellung von ursprünglicher Natur als einem Gewesenen.

Für Stefan Römer jedoch gerät die Aktion in dieser künstlerischen und erkenntnistheoretischen Zwischenzone von Natur und Kultur – sowohl beim Wandern und Fotografieren als auch beim Zeichnen – zu einer künstlerischen Arbeit entlang der Trennlinie zwischen Erfahrung und Reflexion, zwischen Chaos und Form, zwischen Botanik und Anthropologie sowie zwischen Delirium und Kategorisierung.