Verena Issel KLAPP KLAPP

bis 13. Juni

Verena Issel zeigt in der Ausstellung KLAPP KLAPP eine fulminanten Parcours bunt ineinander übergreifender Bilder und Räume. Die norwegisch-deutsche Künstlerin ist bekannt für ihre vielteiligen, teils begehbaren Szenarien aus Objekten, Zeichnungen und Wandmalereien, deren gesellschaftspolitische und kulturhistorische Bezüge trotz ihrer Verspieltheit eine eindringliche Ernsthaftigkeit entfalten können.
Ausgangspunkt von Issels Installation, die sich über das gesamte Erdgeschoss des Kunstvereins erstreckt, ist eine Serie von Zeichnungen unter dem Titel „January Depression (Remedy)“. Die etwa vierzig Bilder entstanden Anfang vergangenen Jahres, als die Künstlerin aufgrund der Corona-Pandemie drei Wochen in strikter Quarantäne in ihrer Berliner Wohnung verbringen musste.
Die Einschränkung ihrer Freiheit machte Verena Issel mental stark zu schaffen, denn das Reisen von Ort zu Ort und die damit verbundenen neuen Begegnungen, Eindrücke und Perspektiven, war bis zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Quelle ihrer künstlerischen Arbeit.
In dem Versuch die räumlichen und sozialen Einschränkungen zu akzeptieren, statt sich daran aufzureiben, erlegte sich Issel eine Reihe strenger Regeln auf. Sie beschloss, sich auf das Medium Malerei zu beschränken, nur auf grauem Karton im Format 42x30cm zu malen, und nur ungemischte Grundfarben aus einer sehr begrenzten Farbskala zu verwenden, die sie in breite Textmarker einfüllte und damit auf das Papier auftrug.
Das Regelwerk klingt recht simpel, bedeutete jedoch für Issel, die mit ihrer Kunst normalerweise über ganze Räume oder Wände verfügt, eine harte Einschränkung. Dennoch zwang sie sich jeden Tag mindestens zwei Bilder zu malen. 
Die Therapie gelang. Verena Issel entging den Verlockungen von Netflix und der drohenden Corona-Depression und entwickelte ungeahnte Freude daran, Farben und Formen auf kleinem Format zu kombinieren – mal abstrakt, mal gegenständlich, mal klar umrissen, mal verspielt. Das einzige, was sie sich zusätzlich erlaubte, war es Gegenstände aus dem Haushalt – bunte Ohrstöpsel, Plastikfransen oder Schaumstoffteilchen – mit ins Spiel zu bringen.
In der Ausstellung im Springhornhof erobern sich die kleinen Bilder, die zunächst als private Übung gedacht waren, nun die Freiheit zurück. Die bunten Motive werden zum Raum, sie springen über auf Wände und Böden, mutieren zu frei stehenden Umrissen, wiederholen sich, wechseln Farben und Proportionen und flirten heftig miteinander. 
Das Obergeschoss des Ausstellungsgebäudes gestaltet die in lateinischer Sprache und Mythologie bestens bewanderte Künstlerin um zur „Antikenabteilung“. Ein Wandfries im Kartoffeldruck, Kapitelle aus Schafwolle, antike Vasen auf Sperrholz und Badematte sowie dubiose Marmorbrocken erzählen von kulturellen Missverständnissen und der unerfüllten Liebe zur Antike. 

Verena Issel wurde 1982 in München geboren und ist in Norwegen aufgewachsen. Sie hat Freie Kunst und klassische Philologie in Hamburg studiert und lebt heute in Berlin. Arbeitsaufenthalte führten sie unter anderem nach Russland, Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen und Papua-Neuguinea. Die Volksbühne Berlin (DE), das ZARYA Center for Contemporary Art (RU), die Trafo Kunsthall (NOR), der Westfälische Kunstverein / LWL Museum Münster und der Kunstverein Jesteburg widmeten ihr Einzelpräsentationen. 2020 war Verena Issel Gastprofessorin an der HfbK Hamburg.

Die Ausstellung und die Ausseninstallation werden gefördert durch das Land Niedersachsen, die Stiftung Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband.