Gabriela Albergaría – D28 (2015)
Mit einer behutsam in die Landschaft eingefügten Bodeninstallation macht Gabriela Albergaria die Spuren, der mit großem maschinellem Aufwand durchgeführten Aufforstungen der Lüneburger Heide sichtbar.
Der lapidare Titel der Skulptur, „D28“ entspricht der Bezeichnung der Lüneburger Heide in der vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebenen Liste naturräumlicher Einheiten.
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich an dieser Stelle baumlose Heideflächen, eine Folge der jahrhundertelangen Überweidung der kargen Sandböden. Erst als man im Zuge der Industrialisierung über die technischen Möglichkeiten verfügte, mit gewaltigen Dampfpflügen den so genannten „Ortstein“, eine wasserundurchlässige Bodenschicht, aufzubrechen, konnten Kiefern auf dem kargen Boden gedeihen.
Die gleichmäßig verlaufenden Bodenwellen, über die sich die Installation erstreckt, sind die noch immer sichtbaren Furchen dieser Dampfpflüge. Auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Wanderweges ist das Bodenprofil deutlich unregelmäßiger. Hier hatten sich durch die starke Winderosion, Sanddünen gebildet, welche an vielen Stellen in der Lüneburger Heide die Existenz ganzer Ortschaften bedrohen konnten.
Der rote Backstein für den sich die Künstlerin entschieden hat, ist ein typischer Baustoff dieser Region sowohl für Gebäude als auch für Gehwege. Leicht erhaben, als überschaubarer Abschnitt und jeder Unregelmäßigkeit im Boden folgend, fixiert Gabriela Albergaria damit den momentanen Zustand des Waldbodens.
Gärten und Landschaften als kulturell geschaffenen, hierarchisierten, gezüchteten und geplanten Gebilden gilt das Interesse ihrer künstlerischen Praxis. Gabriela Albergaría richtet unser Augenmerk auf die Ambivalenz von Natürlichem und Künstlichem, auf das, was an der Natur künstlich geworden ist, bzw. was sich durch die Herrschaft des Menschen über die Natur entwickelt hat.
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Die Außeninstallation D28 entstand als Teil einer Serie von Kunstprojekten des Europäischen Landschaftskunstnetzwerks ELAN, mit denen sich Künstlerinnen und Künstler im Springhornhof, im Yorkshire Sculpture Park (GB), dem Centre of Polish Sculpture in Oronsko (PL) und bei Arte Sella im Trentino (I) auf ökologische Bedingungen, Landschaftsgestaltung, Vegetation und Wachstumsprozesse des jeweiligen Ortes beziehen.
Gabriela Albergaria (*1965 Vale de Cambra, Portugal. Lebt in New York, USA) hat Kunst an der Universität in Porto studiert und war artist-in-residence am Künstlerhaus Bethanien, an der Cité International des Arts Paris und im Botanischen Garten der Oxford University. Seit 1990 hat sie an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teilgenommen. Ihre Projekte und Installationen waren unter anderem in Sao Paulo (Brasilien), der Villa Arson in Nizza, der Kunsthalle Emden, der Vancouver Art Gallery und der Biennale Montevideo zu sehen.