Micha Ullman — Waage (1990)

Micha Ullman,
geb. 1939 in Tel Aviv/Israel, lebt in Stuttgart und Israel

Auf einem kleinen Pfad durch das Unterholz gelangt man zur »Waage« von Micha Ullman. Die Arbeit inmitten einer kleinen Waldwiese ist erst erkennbar, wenn man unmittelbar davor steht.

Über einer quadratischen Bodenvertiefung mit nach innen schräg abfallenden Seitenwänden, lagern nebeneinander zwei gleich große rechteckige Stahlrahmen. Sie sind mit Erdreich gefüllt und von Wiesenvegetation überzogen. Als Sockel dient ebenfalls Erde, die in graues Vlies gehüllt ist. Die Grundfläche der Stahlrahmen ragt so weit über die Oberfläche der Erdsäcke hinaus, daß die beiden Plattformen über der Bodenvertiefung zu schweben scheinen.

Im Sommer gleicht das Grün des Grases die Konturen der Erdwannen und der Umgebung einander an. Bei Schnee zeichnen sich die rostroten Seitenwände scharf von der Umgebung ab. Nach starken Regenfällen, wenn die Erdvertiefung bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist, scheinen sie zu schwimmen.

Bei Errichtung der Arbeit befanden sich beide Rahmen auf gleicher Höhe mit der umgebenden Erdoberfläche. Seitdem haben sie sich durch ihr eigenes Gewicht leicht abgesenkt. Dieser Prozeß des Angleichens und Ablagerns im Laufe der Zeit ist ein Grundgedanke der Arbeit und verweist auf das labile Gleichgewicht in und mit der Natur.