Stefan Dornbusch – Zimmer im Freien/Die Blaue Insel (2011)

IMG_2175Ein Zimmer im Freien zu haben, das ist zumindest an warmen Sommertagen eine verlockende Vorstellung. Warum nicht zumindest die Wohnzimmeraktivitäten des gemütlichen Beisammen-sitzens unter den blauen Himmel oder das sternenklare Firmament verlegen? Am Ortsrand der Gemeinde Drögenbostel hat der 1963 in Würzburg geborene, heute in Berlin lebende Künstler und Architekt Stefan Dornbusch seine Vision des Freiluftwohnens realisiert. Unmittelbar an der Landstraße zwischen Neuenkirchen und Visselhövede lädt Dornbuschs Installation „Zimmer im Freien/Blaue Insel“ (2011) dazu ein sich auf den auf einer Holzplattform bereitgestellten einheitlich blau gestrichenen Bänken und Stühlen niederzulassen. Blumenschmuck in Form von Stiefmütterchen in einer Waschbetonschale ist ebenso vorhanden wie ein imposanter Wacholder, der sich im Advent bei Bedarf auch in einen Ersatztannenbaum umwandeln ließe. Bei einbrechender Dunkelheit sorgt eine standardmäßige Straßenlaterne für angenehme Beleuchtung. Und sogar ein „Sofabild“ ist vorhanden. Angebracht an einer vollverzinkten Metallstange zeigt die Großfotografie genau den Naturausschnitt, den sie auch verdeckt. Die Natur und ihre Repräsentation verschmelzen hier miteinander. So weit, so gut. Wäre da nicht dieser Hochsitz, der der zunächst so freundlich wirkenden Installation eine gewisse gesellschaftskritische Brisanz verleiht. Das kleinbürgerliche Idyll will offenbar gegen Eindringlinge von außen verteidigt sein. Tatsächlich fiel Stefan Dornbusch bei seiner Recherche in der Region auf, dass die Landschaft von Hochständen der Jäger ebenso geprägt ist wie von militärischen Radaranlagen. Und beobachtet wird auch im privaten Umfeld: Nachbarn, Fremde und Besucher geraten ins Visier derjenigen, die sich in ihrer mitunter engstirnigen Inselhaftigkeit eingerichtet haben. Was diese zunächst so leichtfüßig daherkommende Arbeit am Ende anprangert, ist die in der deutschen Provinz verbreitete Mentalität, eine sich scheinbar selbst genügende womöglich aber längst fragile Wir-Gemeinschaft durch die Observation und Ausgrenzung Außen-stehender nach innen hin zu stabilisieren.