Ingo Vetter: Spekulationen über Skulpturen und Bäume

07.10. – 17.12.2023

Wie konstituiert sich öffentlicher Raum und mit welchen Mitteln lässt sich hier agieren? Ingo Vetter zeigt in der Ausstellung zwei Werkgruppen, die sich mit ganz unterschiedlichen Methoden dieser Frage nähern.

Family Constellation bezieht sich auf die unseriöse aber effektive Therapiemethode der Familienaufstellung, nur werden hier anstelle von Personen in Räumen, Skulpturen auf öffentlichen Plätzen aufgestellt. Die Kunstwerke sind Klassiker der Moderne und können als die Ahnen der Kunst im öffentlichen Raum gelten: Endless Column von Constantin Brancusi (1938), Recumbent Figure von Henry Moore (1938) und Broken Obelisk von Barnett Newman (1966). Ingo Vetter hat sie als aufblasbare Nylon-Objekte nachbauen lassen und nutzt sie wie einen Werkzeugkasten zur Befragung des öffentlichen Raums: Versprechen der Moderne waren Internationalität und universelle Werte, Zugänglichkeit und Teilhabe. Wie steht es heute mit diesen Orten und den daran gebundenen Werten? Nach bisherigen Aufstellungen in Hanoi und Bremen, wurden sie nun in Soltau, Neuenkirchen und Schwalingen aufgebaut und filmisch beobachtet. Die Ergebnisse sind im Erdgeschoss des Springhornhofs zu sehen. Die Aufnahmen und geschnittenen Videos entstanden in Kooperation mit den Künstler:innen und Filmschaffenden Shuling Yuan, Luisa Eugeni und Sebastian Funk.

Tree of Heaven Woodshop wurde 2005 in Detroit von Mitch Cope, Annette Weisser und Ingo Vetter gegründet und verarbeitet ausschließlich das Holz des Götterbaums. Ursprünglich kommt dieser Baum aus China, wird dort wegen seines hübschen Aussehens und als traditionelle Medizin geschätzt, gilt aber auch als Inbegriff der Nutzlosigkeit. In den USA verbreitete sich der Baum mit der Arbeitsmigration entlang der Industrialisierung des Landes. Seine wahren Qualitäten zeigen sich jedoch, wenn er unbeaufsichtigt bleibt: Die anarchische Invasivität und die Fähigkeit, selbst auf stark verschmutzten oder trockenen Böden zu gedeihen, machen den Götterbaum zu einer signifikanten Pflanze postindustrieller Landschaften. Mit dem Fällen und Verarbeiten dieser Bäume in der vernachlässigten Innenstadt von Detroit begann ein künstlerisches Projekt über den Umgang mit Situationen und urbanen Räumen, die ihren ökonomischen Wert verloren haben. Es sind Kunstwerke, die in Kooperationen mit Nachbarschaften, Handwerker:innen, Expert:innen und anderen Künstler:innen entstehen und damit selbst gemeinschaftliche Räume schaffen. Der Tree of Heaven Woodshop agiert mittlerweile international mit Projekten in Nordamerika, Asien und Europa. Die Werke in der Ausstellung im Springhornhof entstanden in Kooperationen mit Mitch Cope, Annette Weisser, Shuling Yuan, Dylan Spaysky, Jason Booza, Kevin Bingham und Radek Stypczynski.

Ingo Vetter (*1968 in Bensheim) ist Künstler und Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen. Die Studierenden von Ingo Vetter und Kayle Brandon entwickelten in den Pandemiejahren das Projekt Forced Feral und realisierten 2021 neue Werke für die Landschaftskunstsammlung und eine Ausstellung für den Springhornhof. Mehr Informationen unter https://klassevetter.hfk-bremen.de/ und http://ingovetter.com/

Zur Ausstellung erscheinen von Tania Prill gestaltete Poster und eine Publikation mit einem Gespräch von Ingo Vetter mit Lisa Le Feuvre.

Gefördert durch das Land Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband

Viola Yeşiltaç

Sollbruchstelle, Thank You for Hustling!

8. Juli – 25. September 2023

Zur Ausstellung erscheint ein Heft mit einem Text von Gürsoy Doğtaş

Fast zwei Monate hat die Künstlerin Viola Yeşiltaç im Gastatelier des Kunstvereins Springhornhof verbracht, um ihre bislang umfangreichste Einzelausstellung in Deutschland vorzubereiten.
Einen Teil der gezeigten Arbeiten – Glasabgüsse von Alltagsgegenständen und eine Serie von Malereien auf der Rückseite von Kunstleder – hat sie mitgebracht; andere Elemente der Ausstellung sind vor Ort entstanden:  Schwarzweissabzüge in der Dunkelkammer des auf dem Springhornhof lebenden Künstlers HAWOLI und Schichtungen aus Überresten der Filzfabrik in Soltau. 
Die stete Bewegung, Neuverortung und Weiterentwicklung von Materialien und Formen sind Teil eines organischen Arbeitsprozesses, den Viola Yesiltac mit der eigenen Suche nach Zugehörigkeit verbindet. Sie wurde in Hannover geboren, hat in Braunschweig und London studiert, in der Türkei, auf Sizilien und andernorts  gearbeitet und lebt heute in New York und Köln. 
Viola Yeşiltaçs künstlerische Arbeit ist wie ein Mosaik zu verstehen, das sich aus unterschiedlichen Materialien zusammensetzt: Skulpturen aus Fundstücken, Fotografien von Objekten und Architekturen, Malereien und Soundpieces sind Bestandteil ihrer Arbeiten. Sie geht damit Fragen von Identität und ihrer Entstehung nach und betrachtet eine Reihe von soziokulturellen Themen, wie z. B. Migrationsbewegungen, durch die Linse ihrer persönlichen Geschichte.
Was diesem Prozess Kontinuität verleiht, ist das sich ständig weiterentwickelnde Repertoire von Themen und Formen, die von einem Format zum anderen, von einem Material zum nächsten wandern, in einer steten Transferbewegung, die sie selbst als performativ versteht. Ort und Kontext, Persönliches und Politisches, Fiktion und Dokumentation werden gleichwertig reflektiert. 

Viola Yeşiltaç * in Hannover. Studium an der HBK Braunschweig und am Royal College of Art, London. Lebt und arbeitet in Köln und New York City.

jüngste Einzelausstellungen: Kunst an Kölner Litfaßsäulen, Kunsthaus Rhenania, Köln, Malraux’s Place, Brooklyn; CLEARING, Brussels BE; Cooper Gallery, DJCAD, University of Dundee SCT; Fondazione Brodbeck Catania IT; David Lewis Gallery; NYC  u.a.m

Gruppenausstellungen: Bureau Gallery New York, Kunstverein Langenhagen, Modern Art Oxford, Oxford UK, Extra City Kunsthal, Antwerpen, The Kitchen, NYC, 30th Sao Pãolo Biennale, Dominique Lévy, New York; Campoli Presti, Paris/ London, Laing Art Gallery, Newcastle; Bundeskunstshalle, Bonn; Sculpture Center, New York, u.a.m

Gefördert durch

Einladung zur Katalogpräsentation

Asunción Molinos Gordo
HUNGER MACHEN
Reisestipendium EUROPA IN NIEDERSACHSEN 2022

Sonntag, 16. April um 11 Uhr

Im Frühjahr und Sommer 2022 war die spanische Künstlerin Asunción Molinos Gordo als erste Trägerin des Reisestipendiums EUROPA IN NIEDERSACHSEN, das vom Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung verliehen wird, zu Gast im Kunstverein Springhornhof. Im Herbst wurde ihre Ausstellung „Hunger machen“ gezeigt und nun freuen wir uns,den druckfrischen Ausstellungskatalog vorzustellen.

Während einer Gesprächsrunde mit der Künstlerin, den Landwirten Cord Christian Precht aus Frielingen, Niklas Winkelmann aus Leitzingen und weiteren Gästen, geht es um Begegnungen und Beobachtungen von Asunción Molinos Gordo während ihrer Recherchen in der Region.

Anschließend gibt es Suppe und Getränke in der laufenden Ausstellung FABRIKATION AUSTAUSCH VORRAT der Künstlerinnengruppe myvillages.

In ihren Werken beschäftigt sich die Künstlerin mit dem ländlichen Raum und seinem innovativen Potenzial. Leitendes Interesse ihrer künstlerischen Forschungen ist die Frage, warum es trotz ausreichender Nahrungsmittelproduktion immer noch Millionen von Menschen gibt, die keinen Zugang zu einer Grundmahlzeit haben.

Ihre Neuenkirchener Ausstellung „Hunger machen“ stellte überraschende Verbindungen zwischen bäuerlichen Betrieben in der Lüneburger Heide und in der Türkei, Jordanien, Spanien oder Simbabwe her. Trotz der Unterschiede zwischen Regionen, Volkswirtschaften, Technologien, Kulturen und Religionen, suchen Landwirte und Landwirtinnen überall nach Wegen, um der globalen Steuerung der Lebensmittelpreise, klimatischen Veränderungen und der schwindenden eigenen Unabhängigkeit zu begegnen.

Der Katalog „Hunger machen“ enthält ein Vorwort von Falko Mohrs, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur, und Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, sowie Texte der Kunsthistorikerin und Kuratorin Anne Kersten, des Schriftstellers Gustavo Duch und der Künstlerin, er hat 128 Seiten und erscheint in deutscher und englischer Sprache.

Asunción Molinos Gordo bei Recherchen im Sommer 2022
DEU, Neuenkirchen, 2022, Exhibition by Asuncion Molinos Gordo: „Hunger machen“ at Springhornhof Neuenkirchen, Copyright photo: Fred Dott

VORRAT AUSTAUSCH FABRIKATION

Ausstellung & gemeinschaftliche Produktion

International Village Shop / Internationaler Dorfladen
Myvillages


11. April – 25. Juni täglich ausser Mo 14 – 17 Uhr

Im Eingangsbereich des Springhornhofs betreibt die Künstlerinnengruppe Myvillages (Kathrin Böhm, Wapke Feenstra, Antje Schiffers) die einzige permanenten Filiale ihres „International Village Shop“. Die Produkte im Internationalen Dorfladen werden mit Komitees aus Dörfern in aller Welt erdacht und produziert.

Um das Warenlager zu füllen und den Austausch zu vertiefen, erklären wir die Ausstellungsräume zum Produktionsstandort auf Zeit. In einer von Antje Schiffers gestalteten Rauminstallation werden Materialien, Prototypen, Zwischenzustände und Unfertiges versammelt. Nebenan geht es ins Produktarchiv, in dem man zahlreiche mittlerweile vergriffene Dorfladenprodukte sowie Filme über ihre Entstehung, die Dörfer aus denen sie stammten und die Menschen, die sie erdacht haben, anschauen kann.

Die Ausstellung ist ein „work in progress“, das sich nach und nach verändern wird. Bis Ende Juni lädt der Kunstverein dazu ein, frühere Dorfladenprodukte, wie den „Weitfligenden Pfeil“ aus der Schweiz, oder die „Melonenschürze“ aus Ungarn, gemeinschaftlich weiterzuentwickeln, sich Kenntnisse aus anderen Dörfern anzueignen, die notwendige Handwerkstechniken zu lernen und sich über Rohstoffe, translokale Verbindungen und den Wert von Arbeit auszutauschen.

Zum Auftakt am 25. März wurde mit der Herstellung von „Terra Preta“, einer legendär fruchtbaren anthropogenen Erde aus dem Amazonasgebiet begonnen und der „Teweler Stieltisch“ vorgestellt; den ein Produktkomitee aus Tewel in der Lüneburger Heide erfunden hat.

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Dieses Projekt wurde ermöglich durch den Kunstfonds Bonn und NEUSTART KULTUR sowie den Lüneburgischen Landschaftsverband

Asunción Molinos Gordo // Hunger machen

Ausstellung der ersten Trägerin des REISESTIPENDIUMS Europa in Niedersachsen, das von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Land Niedersachsen vergeben wird.

19. November 2022 – 20. Februar 2023

In ihren weltweiten Ausstellungen und partizipativen Projekten reflektiert die spanische Künstlerin Asunción Mollinos Gordo Aspekte von Globalisierung und Ökologie und deren konkrete Auswirkungen auf das Leben von Menschen in der Landwirtschaft.
Ab April stand ihr das Gastatelier auf dem Springhornhof zur Verfügung, um von hier aus umfassende Recherchen zur Landwirtschaft in der Region zu unternehmen. Sie besuchte Landwirte, sprach mit Interessenverbänden wie dem Landvolk, begleitete einen Tag lang den Neuenkirchener Schäfer und befragte die Forschenden des renommierten Thünen-Instituts in Braunschweig. 
In ihrer Ausstellung „Hunger machen“ beschäftigt sie sich mit Zusammenhängen von Nahrungsmittelhandel und Ernährungsunsicherheit. Dabei wählt sie einen umfassenden Blickwinkel, der von der globalen Entwicklung ausgeht und sich in den lokalen Kontext hinein bewegt. Anhand zahlreicher „Ökonomischer Objekte“  in der Ausstellung, die von Hand geformt und von Hand zusammengefügt wurden, hebt sie den Arbeitsanteil der vielen Hände innerhalb des globalen Nahrungsmittelsystems hervor und zeigt auf, wie Bauern weltweit ihrer Souveränität beraubt wurden.
Das REISESTIPENDIUM Europa in Niedersachsen wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem SPRENGEL PREIS ausgeschrieben, der ebenfalls gemeinsam vom Land Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben wird. Das Reisestipendium ermöglicht es europäischen Künstlerinnen und Künstlern, die von niedersächsischen Kunstvereinen vorgeschlagen werden, für die Dauer von sechs Monaten in Niedersachsen zu leben und zu arbeiten. 

DEU, Neuenkirchen, 2022, Exhibition by Asuncion Molinos Gordo: „Hunger machen“ at Springhornhof Neuenkirchen, Copyright photo: Fred Dott

Bataklık Brezo Heath Hede Heide 荒野 Lande

Klasse Michaela Melián: Bilge Aksac, Junya Fujita, Lorenz Goldstein, Lennart Häusser, Signe Raunkjaer Holm, Alexander Iliashenko, Frank Koenen, Nikita Kotiliar, Eve Larue, Paulina Laskowski, Sophia Leitenmayer, Toni Mosebach, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Sophia Overton, Kervin Saint Pere, Nora Strömer, Dominik Styk, Frederik Vium, Leonie Wahler, Moritz Walker

23.4. – 11.6.2022

Der Titel ist die Bezeichnung für Heidekraut und Heidelandschaft in den Sprachen der Herkunftsländer von mehr als 20 beteiligten Studierenden der Klasse von Michaela Meliàn an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HFBK).Michaeela Meliàn, die seit ihrer Einzelausstellung im Jahr 2002 dem Kunstverein Springhornhof verbunden ist, lehrt „Zeitbezogene Medien“ an der HFBK Hamburg. Bei diesem Studienschwerpunkt steht die Beschäftigung mit zeitgenössischen künstlerischen Praxen und Fragestellungen im Bereich der Neuen Medien – Film, Fotografie, Sound Art und netzbasierte Technologien – in engem Zusammenhang mit performativen und skulpturalen Arbeitsweisen.
Entsprechend groß ist die Bandbreite der gezeigten Rauminstallationen, Objekte und Filme, in denen es um die Erschaffung fiktiver Welten, aber auch die künstlerische Durchdringung der Realität geht. Ausgangspunkte sind Phänomene des Alltäglichen, historische Entwicklungen und natürliche sowie technologische Prozesse.

Ein Sommerabend in der Ausstellung PARALLAXIE

Ulrike Buck   PERFORMANCE
+
Paul D. D. Smith   KÜNSTLERPRÄSENTATION 
im Gespräch mit Christopher Kline 

Samstag, den 16. Juli um 19 Uhr 

Die Künstlerin Ulrike Buck bringt bei einer Performance ihre „Resonant Vessels“ zu Gehör, eine skulpturale Installation mit handgefertigten Keramikgefäßen und einer klanglichen Dimension. Setzt man mehrere Gefässe durch leichte Berührungen in Schwingung, werden diese Schwingungen elektronisch verstärkt und erzeugen eine vielstimmige Klanglandschaft. Buck erforscht Bildhauerei als einen Prozess der nonverbalen Kommunikation mit Material und Natur. Ihre künstlerische Praxis wird begleitet von Studien über die Evolution von Wahrnehmung, antike Technologien, Handwerk und modernem Tanz sowie ihrem Aufwachsen in einer Familie von Zimmerleuten und Bauern auf der Schwäbischen Alb.

Der Brite Paul D. D. Smith stellt im Gespräch mit Christopher Kline, ein Werk aus der Ausstellung vor das aus seiner Auseinandersetzung mit asketischen Traditionen hervorgegangen ist. „Sanctum Squint“ ist eine Lampe, deren zylindrischer Seidenschirm mit einer märchenartig anmutenden Landschaft bemalt ist. Im Zentrum des Panorams, in das man hineingehen kann, schwebt das Modell eines kirchenartigen Gebäudes. Durch kleine Luken blickt man in das beleuchtete Innere des Baus. Die panoptische Anordnung ist inspiriert von mittelalterlichen Eremiten und Eremitinnen, die sich lebenslang in einer Zelle in einer Kirche einschliessen liessen, deren einzige Lichtquelle und Verbindung zur Außenwelt ein kleiner Schlitz in der Wand war. 

Besucherinnen in „Sanctum Squint“ von Paul DD Smith
Ulrike Buck und Christoper Kline mit „Resonanz Vessels“

Parallaxie

25. Juni – 02. Oktober 2022

Ahmed Isam Aldin, Ulrike Buck, Andrea Canepa, Joel Kuennen, Leslie Kulesh, Albin Looström, Paul DD Smith, Anna M. Szaflarski, Daniel von Bothmer

Ausstellungsansicht. Anna Szaflarski, Paul D.D. Smith, Andrea Canepa. photo: Fred Dott

Eingeladen und kuratiert von Kinderhook & Caracas (Sol Calero | Christopher Kline), Kreuzberg Pavillon (Heiko Pfreundt | Lisa Schorm), The Mycological Twist (Eloïse Bonneviot | Anne de Boer)

Dieser Ort verhält sich wie ein Abstand. Wie ein kleiner, aber resistent bleibender, räumlicher Abstand von Realität und Virtualität. Zwei Ebenen die mittlerweile nahezu identisch erscheinen. Eine parallaktische Verschiebung, die den Skulpturenpark als Siedlungsformen ansieht und seine Nähe zu funkelnden Exoplaneten ermöglicht. Der Abstand ist real ist virtuell. Sein Dazwischen, ein von Bewegungen und Wanderungen gezeichneter, archaisch wirkender Landschaftsrhythmus. Eine bewegliche Perspektive, inmitten sonischer Felder.

Parallaxie ist ein kollektives Ausstellungsprojekt und Programm der beiden Berliner Projekträume Kreuzberg Pavillon und Kinderhook & Caracas, sowie der in Berlin ansässigen Künstlergruppe The Mycological Twist im Kunstverein Springhornhof in der Lüneburger Heide. Für die Entwicklung des parallaktischen Ausstellungsraumes hat jede der drei Gruppen jeweils drei Künstler*innen eingeladen.

Unter „Parallaxie“ verstehen die drei Projektteams einen interdisziplinären Übertragungsort, einen Ort an dem sich komplexe Objekte und Umgebungsreize in einzelne Komponenten der Wahrnehmung zerlegen um anschließend wieder zu komplexen Sinneswahrnehmungen zusammengeführt zu werden.

In einem über die gesamte Ausstellungszeit verlaufendem Programm, wird jede dieser drei Plattformen, an unterschiedlichen Tagen durch Gespräche, eine Performance, eine Lesung und eine Nachtwanderung aktiviert.

Der Kunstverein Springhornhof, der sich in den zwei Jahren der Pandemie pragmatisch auf Einzelausstellungen konzentriert hat, schafft damit Raum für andere kuratorische Handschriften, unterschiedliche Ausstellungsformate, Vermittlungsansätze und verschiedene Spielarten von Autorschaft, Teamwork und Partizipation.

Kreuzberg Pavillon ist ein Projektraum, der mit seinem Programm verinnerlichte institutionelle Praktiken in der bildenden Kunst in Frage stellt, welche bereits bestehende soziale Unterschiede und Exklusivität reproduzieren. Hierzu entstehen seit 2012 in Berlin-Kreuzberg, ein Raum für experimentelle   künstlerische, kuratorische und kunstvermittelnde Projekte, die als durchlässiges und kollaboratives System funktionieren und an einer ständigen Erweiterbarkeit und Neudramatisierung   durch spielerische Interventionen und sequenzielle Ausstellungsformen interessiert sind. Kreuzberg Pavillon wird von Lisa Schorm und Heiko Pfreundt betrieben und organisiert 2022 das sechste Project Space Festival Berlin.

Kinderhook & Caracas ist ein Berliner Projektraum, der von den Künstlern Sol Calero und Christopher Kline betrieben wird. Er ist nach ihren Heimatstädten Caracas, Venezuela, und Kinderhook, New York, benannt.   Seit seiner Gründung im Jahr 2011 wurden 33 Projekte vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit in Berlin lebenden Künstlern entstanden sind, darunter ein Fernsehnetzwerk (conglomerate.tv), ein venezolanisches Musikarchiv und eine durch Geschichten erzählende Floßfahrt auf dem Berliner Landwehrkanal.

The Mycological Twist ist ein Projekt, der in Berlin lebenden Künstler*innen Eloïse Bonneviot und Anne de Boer. Sie nehmen die Mykologie als Inspirationsquelle, um sich mit ökologischen und sozialen Praktiken auseinanderzusetzen. Ihr Interesse reicht dabei  von verschiedenen Pilzkörper selbst bis hin zur verrottenden Materie tief unter der Erde. DIY-Methoden werden hierbei mit digitalen Kulturen verwoben, um Utopien für alternative Lebensformen zu konstruieren. The Mycological Twist begann 2014 in London. Seitdem entwickeln sie ein Programm aus Vorträgen, Campingsessions, Performances und Arbeiten weiterer Künstler*innen. 

Mit dem Forstfachmann zur Kunst im Wald

Am Sonntag, dem 3. Oktober um 11 Uhr laden wir alle Interessierten zu einer etwa zweistündigen Fahrradtour ein, die die Landschaftskunst rund um Neuenkirchen aus einem besonders aktuellen Blickwinkel betrachtet.

Gabriela Albergaria, D28. photo: Fred Dott, Hamburg

Begleitet von Wolfgang Löwe, Leiter des Bundesforstbetriebs Niedersachsen in Wense und engagiertes Mitglied im Vorstand der Stiftung Springhornhof, sowie Kunstvereinsleiterin Bettina v. Dziembowski, geht es um die vielschichtigen Beziehungen von Skulptur und Wald.

Als Jan Meyer-Rogge 1978 seinen „Aufgebäumten Stamm“ an einem Waldrand errichtete, war ihm dessen Gefährdung durch Umwelteinflüsse bereits sehr bewusst. Wie ein Fingerzeig ragt das Objekt aus einem Eichenstamm bis heute hoch in den Himmel. 

Am Schäferhofs bezieht sich der Klangkünstler Ulrich Eller mit dem „Hörstein“ auf geologische Prozesse, die diesen Ort geformt haben. Einige Schritte entfernt macht die Portugiesin Gabriela Albergaría mit ihrer Installation aus Ziegelsteinen die Spuren historischer Forstwirtschaft sichtbar. Die „Waage“ des israelischen Künstlers Micha Ullman tariert zwischen Monokultur und Mischwald ihr Gleichgewicht aus.  

Wie hat sich der Zustand der Wälder, in denen diese Kunstwerke im Laufe der letzten Jahrzehnte errichtet wurden, verändert? Welche Rolle spielt dabei der globale Klimawandel? Was ist zu tun, um diesen Lebensraum in seiner Vielfalt zu erhalten? Und was für eine Aufgabe könnte der zeitgenössischen Kunst dabei zukommen? Um diese und andere Fragen geht es im Gespräch mit dem Waldfachmann Wolfgang Löwe. 

Die Teilnahme an den Sonntagstouren ist dank der freundlichen Unterstützung durch die Volksbank Lüneburger Heide eG kostenlos. 

Leihfahrräder kosten je € 5 und können per Mail an info@springhornhof.de oder unter Telefon 05195 933 963 reserviert werden. 

Johan Thurfjell Ascend/aufsteigen

25.09. – 19.12.2021

Giant, Farbe, Pappmaché

Der Schwede Johan Thurfjell (*1970) ist ein Meister der Täuschung und des Spiels mit Erwartungen. Er wurde bekannt mit Installationen und modellbauartigen Objekten, bei denen er verschwommene Kindheitserinnerungen und verstörende Motive aus Filmen und der skandinavischen Märchen- und Sagenwelt ineinander fliessen liess. Etwa, indem er aus dem Gedächtnis gebaute Modelle der Häuser seiner Schulfreunde vor den Covern von Romanen des Grusel-Autors Stephen King präsentierte.

Im Erdgeschoss des Kunstvereins beschäftigt sich Thurfjell mit der Skulptur in ihren frühesten Ausformungen. Der Künstler arbeitet dabei in erster Linie mit Pappmaché und Ton, um natürliche Materialien – Stöcke und Steine – sorgfältig nachzubilden. Es geht ihm darum, den Moment zu erkunden, an dem ein Rohmaterial zur Skulptur wird, bzw. wo die Natur zur Kultur wird.

Im Obergeschoss spürt er dem Verschwinden nach. Sein Vater, ein Pastor und Psychotherapeut, erkrankte vor Jahren an Alzheimer. Was geschah mit dessen Vertrauen auf Gott, als er rapide sein Gedächtnis verlor und glaubte, er sei in seiner Jugend tatsächlich zum Mond gereist?

Eine kleine Maschine, die nach dem Zufallsprinzip handgeschnitzte Eicheln ausspuckt, stellt die Verbindung zwischen den beiden Ebenen der Ausstellung her. Die die Treppe hinunter fallenden Eicheln stehen für die unendlich verschiedenen Möglichkeiten, die jederzeit in einem Leben eintreten können. 

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Für die Förderung der Ausstellung bedanken wir uns beim Land Niedersachsen und dem Lüneburgischen Landschaftsverband

Das Kartenhaus/House of Cards

Präsentation mit den Teilnehmer*innen unseres Internationalen Jugendcamps und dem Künstler Rupprecht Matthies

Donnerstag, 9. September 18 Uhr 
Es gibt Heidekartoffeln, Matjes und Kräuterquark

Trotz der Pandemie konnte in diesem Jahr wieder ein Internationales Kunst-Workcamp im Springhornhof stattfinden, wenn auch in etwas kleinerem Rahmen als in den vergangenen Jahren.
Eine Gruppe Jugendlicher aus Deutschland, Italien und Polen wohnt zwei Wochen auf dem Gelände des Springhornhofs und erkundet auf Fahrrädern die Umgebung des Dorfes.

Vormittags werden Landschaftskunstwerke gereinigt, Sichtachsen freigeschnitten, Unkraut gejätet und Steine freigelegt. Vor allem aber wird die Gruppe dem Hamburger Künstler Rupprecht Matthies dabei helfen, seine großen Wortobjekte „ankommen“ und „bleiben“ zu reinigen und ihnen neuen Glanz zu verleihen. Die Gemeinde Neuenkirchen hat dafür ihre tatkräftige Unterstützung zugesagt.

An den Nachmittagen entwickelt das Team gemeinsam mit Rupprecht Matthies und der Kunstvermittlerin und Kuratorin Corinna Koch eigene Wortobjekte, Bilder und Skulpturen, die zum Abschluss des Workshops in und unter den Eichen zwischen Springhornhof und St-Bartholomäuskirche installiert werden sollen.

Die bild- und identitätsstiftende Kraft der Worte steht im Zentrum des Werks von Rupprecht Matthies (*1959). Er realisierte seine verbalen Gestaltungen europaweit ebenso wie in den USA. Seit Ende der 1990er Jahre entstehen Arbeiten im öffentlichen Raum. Matthies’ Fokus liegt auf interaktiven, partizipatorischen Projekten zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen, an denen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen beteiligt sind. Auch die Rezipienten wirken am künstlerischen Prozess mit. Sie laden die Worte mit persönlicher Bedeutung auf, und geben ihren eigenen Wünschen, Hoffnungen, Vorstellungen darin Ausdruck.

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Der Aufenthalt der Jugendlichen wurde in Zusammenarbeit mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd) organisiert und durch den Lüneburgischen Landschaftsverband, die VGH-Stiftung und die Rotary Clubs Walsrode und Hannover-Leineschloss großzügig unterstützt.

Alexandra Leykauf ANIMUS

10.07. – 12.09.2021

Für ihre Ausstellung in der Lüneburger Heide machte sich die Künstlerin auf die Suche nach dem „Anderen“. Sie findet dieses „Andere“ zum Beispiel in den Reproduktionen berühmter Landschaftsgemälde von Künstlern wie Van Gogh, Monet oder Renoir in Kalendern oder Büchern: Versteckte Gesichter, Körper oder Augenpaare, die plötzlich aus dem Bild zurück zu blicken scheinen. Mittels Vergrößerungen, Nachkolorierung, Drehung und perspektivischer Verschiebung arbeitet Leykauf diese Details heraus und macht sie sichtbar. Das Wahrnehmungsphänomen der „Pareidolie“ begegnet uns auch In der Natur wann immer wir meinen, in einer Wolkenformation ein Gesicht oder in einem Baumstamm eine Gestalt zu erkennen. Diese Fähigkeit, uns in anderen Menschen, aber auch in Tieren und der Natur wieder zu erkennen, ist die Grundlage für Empathie. 
An zentraler Stelle der Ausstellung widmet sich Leykauf Holzfiguren aus prähistorischen Sammlungen, die aus Mooren geborgen wurden und seltene Beispiele des germanischen und keltischen Glaubens sind. Es wird angenommen, dass sie Götter und Göttinnen verkörperten. Es ist dieser seltsame Vorgang, Bäume mit minimalen handwerklichen Eingriffen in menschenähnliche Figuren zu verwandeln, um sie als dieselben Götter zu verehren, die der keltisch-germanischen Mythologie zufolge die Menschheit aus Bäumen erschufen, die Leykauf an diesen Objekten fasziniert. Die Grobheit dieser Idole ist nicht auf mangelndes Können zurückzuführen – aufwändiger Schmuck aus der gleichen Zeit zeugt davon –, es scheint eher so etwas wie die Ökonomie der Mittel im Spiel zu sein. Zuerst scheint es einen pareidolischen Moment gegeben zu haben, einen Baum, der einer menschlichen Figur ähnelt, der dann mit möglichst wenig Eingriff vertieft und verbessert wurde. Ein Grund für die Entscheidung, die Idole eher abstrakt zu halten, war vielleicht auch Raum für Projektion und Imagination zu lassen. Fotografien dieser hölzernen Figuren reproduziert Leykauf nahezu lebensgross auf Spiegel, so dass sich die Erscheinung der Betrachtenden mit denen der Figuren vermischen. 
Wie in allen Arbeiten von Leykauf  steht auch hier Fragen der Repräsentation und Verkörperung im Mittelpunkt ihres künstlerischen Denkens. Während die „Vermenschlichung“ als unwissenschaftlich und daher als etwas zu Vermeidendes angesehen wird, würde Leykauf argumentieren, dass die Objektivierung der nicht-menschlichen Welt uns in den ökologischen Schlamassel gebracht hat, in dem wir heute stecken.


Alexandra Leykauf wurde 1976 in Nürnberg geboren, hat in Nürnberg und Amsterdam studiert und lebt mittlerweile in Berlin. Einzel- und Gruppenausstellungen hatte sie unter anderem in der Villa Du Parc, Annemasse (2015), der GAK, Bremen (2015), der Städtischen Galerie Wolfsburg (2014) im Stedelijk Museum Amsterdam (2014), und bei der III. Moscow Biennale in Moskau (2012). Ihre Werke sind in zahlreichen Sammlungen wie der des Centre Pompidou (F), des Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (F) und der Royal Dutch KPN Collection (NL) vertreten.

Gefördert durch das Land Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband

Skulptur, Landschaft und Bewegung

Sonntag, 1. August ab 11 Uhr 

Bei der nächsten Kunsttour des Kunstvereins Springhornhof am geht es per Fahrrad zu den Landschaftskunstwerken zwischen Neuenkirchen und Brochdorf. Die Teilnehmer’*innen bewegen sich dabei nicht nur von Skulptur zu Skulptur, sondern auch an den einzelnen Stationen.  

Abb: Raphaela Schäfer mit Teilnehmer*innen im Sommer 2019, Foto: Frank Schäfer

Skulpturale Aspekte wie Spannung, Gleichgewicht, Masse und Volumen in den Werken von Hawoli, Nikolaus Gerhard, Horst Hellinger, Harald Finke und anderen werden vor Ort betrachtet und unter der Anleitung der erfahrenen Physiotherapeutin Raphaela Schäfer (Neuenkirchen) in einfache Bewegungsabläufe aus dem Yoga und Pilates übersetzt. 

Durch die Freude an der Bewegung und die Verbindung von visuellen Reizen und der eigenen körperlichen Erfahrung kann die Kunst neu und intensiver wahrgenommen werden. Dabei überrascht die Erfahrung von Bewegungen, die einem im Alltag vielleicht gar nicht bewusst sind, die sich aber doch auf die eigenen Stimmung und Empfindung auswirken. 

Menschen jeden Alters und jeden Fitnesslevels sind herzlich willkommen!
Bitte bequeme Kleidung und Getränke mitbringen. 

Die Kontaktdaten werden erfasst. Eine Mund-Nasen-Bedeckung und ein Corona-Test sind unter freiem Himmel nicht erforderlich. 

Leihfahrräder stehen gegen Gebühr (für die Tour € 5, ganzer Tag € 10) bereit. 

Die Teilnahme an unseren Sonntagstouren ist dank der freundlichen Unterstützung durch die  Volksbank Lüneburger Heide eG kostenlos. 

Forced Feral / Erzwungene Verwilderung

Neue Landschaftskunstwerke und künstlerische Interventionen
von Siman Chen, Yunna Diao, Ada Hillebrecht, Eunhye Kim, Stéphane Krust, Ruth Lübke, Quin Maclennan, Janis Mengel, Philipp Michalski, Anne Nitzpan, Minjeong Park, Laura Pientka, Paul Putzier, Ole Prietz, Martin Reichmann, Berit Riekemann, Seung Hyun Seo, Nala Tessloff, Jana Thiel, Kaori Tomita und Raphael Wutz.
Betreut von Kayle Brandon, Ingo Vetter und Olav Westphalen
Ein Projekt in Kooperation mit der Hochschule für Künste Bremen

Aussenarbeiten bis Oktober 2021.
Den Lageplan bekommt man im Springhornhof.

Ausstellung vom 27. Juni bis 04. Juli.

Nicht ohne meine Kaffeeschuhe! Und nur mit Muschelschalen voller Marmelade nähern wir uns den Landschaftskunstwerken des Kunstvereins Springhornhof in der Lüneburger Heide. 

Kuratorin Bettina von Dziembowski lud die Studierenden der Klasse Kayle Brandon/Ruth Rubers/Ingo Vetter/Olav Westphalen von der Hochschule für Künste Bremen nach Neuenkirchen ein, um mit dem Kunstverein und den seit den 1960er Jahren entstandenen und heute rund 40 Werke umfassenden Skulpturen im offenen Landschaftsraum zu arbeiten. Die Corona-Pandemie veränderte alles, die Formen der physischen und sozialen Auseinandersetzung, durchdrang Planung, Umsetzung, Kommunikation und Vermittlung. Die Pandemie wurde zur Bedingung dessen, was wir „Erzwungene Verwilderung“ nennen.

Aus den normalen, alltäglichen, gewohnten, sozialen und räumlichen Beziehungen heraus gedrängt und in den Sicherheitsbereich von Hygiene- und Abstandsregelungen getrieben zu werden, erzeugte Nebeneffekte, die durch uns hindurchwirkten. Mit wenigen Orten, an die wir gehen konnten, wanderten wir gleichzeitig in die Natur und in virtuelle Konferenzräume. In der Abwesenheit des gewohnten Alltagslebens keimte ein Zustand der Verwilderung auf. 

Seit Frühjahr 2020 waren wir regelmäßig vor Ort, trafen uns im Kunstverein und okkupierten das Gastatelier. Wegen Corona durften wir nicht mehr als Gruppe auftreten, stattdessen tauchten einzelne Studierende in die Umgebung ein. Einsinken und sich vertraut machen mit den Orten wurde von der Pandemie mitgestaltet. Aufkommende Wünsche wurden durchdacht und sogar das Zelten im Winter schien eine gute Idee zu sein. Es wurde viel herumgelaufen oder fahrradgefahren und mit den Menschen der Gegend geredet, weil es so viele Dinge gab, von denen wir keine Ahnung hatten: Ortstein, Tiefpflügen, furzende Kühe oder wieder eingewanderte Wölfe. 

Bei unserer Suche nach Anknüpfungspunkten und Verbindungen waren formale skulpturale Mittel wenig hilfreich. Stattdessen konnten wir uns dem Thema mit Pilze sammeln, verirren, nassen Füßen und schmutzigen Händen, Tinder-Wischen oder sitzen in Bäumen nähern. Es wurde viel gegraben, vergraben, geklettert und ausgegraben. Entstanden sind 17 neue Werke, die menschliche und nicht-menschliche Beziehungen verweben, Angebote für ein Miteinander schaffen oder Orte neu erschließen. Entlang des Hahnenbachs zwischen Neuenkirchen und Rutenmühle finden sich nun monumentale Betonskulpturen, ein bemalter Baum im Wald, ortsbezogene Performances bis hin zu Foto- und Videoarbeiten oder filigranen 3D-Drucken im Springhornhof selbst. 

Die Werke sprechen miteinander und suchen die Aufmerksamkeit der Besucher des Springhornhofs, der Gemeinde Neuenkirchen, der Pflanzen-, Tier-, Pilz- und Virenwelt, der industrialisierten Felder, der Steine und der schlammigen Begierden. Die künstlerischen Arbeiten werden zu Fäden eines Gewebes und – um bei der Metapher von Donna Haraway zu bleiben – wenn an einem Faden gezogen wird, offenbaren die Verbindungen eine Bewegung im gesamten Gewebe.

Besonders danken wir 
Familie von Fintel (Delmsen), Jens Prüser (Neuenkirchen), Wolfgang Hinze (Brochdorf), Heinrich Inselmann (Neuenkirchen), Johann Kath (Rutenmühle), Thomas Methner WRM (Grauen), der Gemeinde Neuenkirchen, den Stadtwerken Schneverdingen und der St Bartholomäus Kirchengemeinde (Neuenkirchen) für Rat und Tat und dafür, dass sie uns die Plätze für die Aussenarbeiten zur Verfügung gestellt haben.

Gefördert durch das Land Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband, Karin und Uwe Hollweg Stiftung, Waldemar Koch Stiftung, Fonds Innovative Lehre und Freundeskreis der Hochschule für Künste Bremen.

Weltneuheit aus Tewel!

Die Künstlerin Antje Schiffers und der Springhornhof laden herzlich dazu ein,
am Freitag, den 18. Juni um 18 Uhr im Schützenhaus Tewel
gemeinschaftlich das nächste Produkt für den Internationalen Dorfladen zu erfinden.

Shop-Betreiberin Antje Schiffers bei der Ideenfindung

Seit vier Jahren gibt es im Kunstverein Springhornhof in Neuenkirchen eine ständige Filiale des International Village Shop der Künstlerinnengruppe Myvillages. Die darin angebotenen Waren wurden eigens von DorfbewohnerInnen in Europa und darüber hinaus erdacht und sind stets mit Erzählungen aus ihren Dörfern verbunden. Während alle anderen Versionen dieses Village Shops temporär sind, sei es im Sprengel Museum in Hannover, sei es derzeit im Kunsthaus Graz, ist der Laden in Neuenkirchen permanent und verfügt über die größte Bandbreite an Produkten

Bereits einige Shop-Klassiker wurden in der Lüneburger Heide entwickelt und in die Welt getragen, der Neuenkirchener Kartoffelschlafsack etwa oder Janus, die Wolfskerze aus Walsrode. Der Kartoffelschlafsack aus Soltauer Filz, ist eine bewährte Aufbewahrungsform für Kartoffeln im modernen Haushalt geworden, beliebt von Russland bis Italien. Die Wolfskerze steht für die Wiederkehr des Wolfes in die Lüneburger Heide und die zwei Gesichter, die ihm zugedacht werden, je nachdem, ob man ihn fürchtet oder begrüßt.
Nach Monaten der Pandemie ist der Ideen- und Warenaustausch durch den Internationalen Dorfladen ins Stocken geraten. Höchste Zeit, dem durch den Erfindungsreichtum der Menschen im Heidekreis ein Ende zu bereiten!
Diesmal soll das gesuchte Produkt einen Bezug zum 570-Seelen-Dorf Tewel nördlich von Neuenkirchen haben. Auf welche lokalen Erzählungen könnte man hier Bezug nehmen? Was wäre ein gutes Gastgeschenk aus Tewel? Welche Ressourcen, Produktionsmöglichkeiten, Fähigkeiten und Fertigkeiten gibt es in der Nähe? Bereits jetzt ist bekannt, dass es in Tewel eine der letzten Stielfabriken, eine gewaltige Kiesgrube, fähige Schneiderinnen, einen Trophäenhersteller, eine Skulptur von Tony Cragg, eine Landschlachterei und eine Milchtankstelle gibt. 
Willkommen sind Menschen aller Generationen und Berufe. Leute, die sich mit Tewel auskennen und etwas erzählen oder zeigen können. Und Leute, die sich nicht mit Tewel auskennen, aber Lust haben die Möglichkeiten vor Ort zu erkunden und ihre Ideen einzubringen. 

Im Schützenhaus ist viel Platz, um alle Abstandsregeln einzuhalten. Die Kontaktdaten werden erfasst. Es gelten die üblichen Regeln zur Eindämmung der Pandemie. 

Sommerliche KlappKlapp-Gespräche und Heim suchungen

Samstag, d. 12. Juni 2012

16 Uhr  Freiluftgespräch und Ausstellungsrundgänge mit Verena Issel 
In Issels fulminantem Ausstellungsparcours KLAPP KLAPP erobern sich kleine Bilder, die zunächst als private Übung gedacht waren, die Freiheit. Die kunterbunten Motive werden zum Raum, sie springen über auf Wände und Böden, mutieren zu frei stehenden Umrissen, wiederholen sich, wechseln Farben und Proportionen und flirten heftig miteinander. Was das mit Corona zu tun hat und was es mit dem „Schnuckentempel“ und der unstillbaren Liebe der Künstlerin zur Antike auf sich hat, soll mit ihr besprochen werden!

18 Uhr  Drei Heim suchungen mit Tanz und Gesang
Regisseurin, Tänzerin und Sängerin Sommer Ulrickson, die viele von unserer legendären „Dorfladen-Revue“ im Dezember 2019 kennen, hat mit Shannon Leypoldt, Eli Cohen und Marcel Holthaus (Musik) eine Aufführung für drei Stationen rund um den Springhornhof entwickelt. Die drei Darstellerinnen kommen von „woanders“ und müssen erst herausfinden, wo und wie man sich wohlfühlen kann. Auf dem Land, im Schatten einer Skulptur, umgeben von Bäumen, unter Menschen – ,oder besser weit entfernt von Menschen? Der Titel „Heim suchen“ kann Positives und Negatives bedeuten. Sommer Ulricksons Inszenierungen sind geprägt von akrobatischem Körpereinsatz, Poesie, Rhythmus, Sprachwitz und Neugier auf Grenzüberschreitungen aller Art.

Dazu gibt es KLAPP-KLAPP-Kuchen, Schnuckengulaschsuppe und Getränke im Garten.

Das Förderprogramm „Neustart Kultur“ hat uns ein großes Zeltdach für den Vorplatz beschert, so dass wir auch bei Regen geschützt und gut belüftet sind. 

Ihre Kontaktdaten werden erfasst. Bitte halten Sie sich an die geltenden Abstandsregeln und tragen einen Mund-Nasenschutz solange sie nicht an einem festen Platz sitzen.

Landschaftskunstwerke zeichnen

Eine Sonntagstour mit Praxis
Leitung: Karin Haenlein

Zur ersten Landschaftskunsttour dieses Sommers nehmen wir Papier und Zeichenstifte mit. Mit eigenen PKW’s geht es vom Kunstverein aus zu den Skulpturen von Rupprecht Matthies, Gary Rieveschl, Rolf Schneider und Rolf Jörres. 
Anhand einfacher praktischer Übungen werden dort verschiedene Methoden und Techniken des Zeichnens erprobt. Wir wechseln die Perspektive, probieren verschiedene Werkzeuge aus und suchen eine eigene Zeichensprache. Vorkenntnisse oder besonderes Können sind nicht erforderlich. Experimentierfreude und Neugier sind hilfreich! Beim zeichnen nimmt man die Materialität und die Komposition der Skulpturen viel aufmerksamer wahr.
Bei Regen erkunden wir zeichnerisch die Ausstellung KLAPP KLAPP von Verena Issel.
Papier, Stifte und Sitzgelegenheiten werden gestellt.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Wir bitten um Anmeldung unter Tel 05195 933 963 oder info@springhornhof.de. 
Bitte tragen Sie einen Mund-Nasenschutz und halten sich an die Abstandsregeln. 

Die Teilnahme ist dank der freundlichen Unterstützung durch die Volksbank Lüneburger Heide eG kostenlos. 

Verena Issel / What I Never Thought (umfragebasiertes Neonbett

Die Installation „What I Never Thought (umfragebasiertes Neonbett)“ von Verena Issel geht auf eine Umfrage unter den Bewohnern des Heidedorfs und den Mitgliedern des ländlichen Kunstvereins zurück. Die Künstlerin erkundigte sich per Mailing, Facebook und Zeitungsaufruf nach nervigen Situationen, die man in Zeiten der Pandemie unverhofft vermisst.

Einige der Antworten wie „Die stinkenden kleinen Freunde meines Sohnes“, „ergebnislose Besprechungen“, „Enkel, die einem die Luft abdrücken“ kann man nun aussen am Kunstverein nachlesen. Die ehemalige Pastorin des Ortes, die mittlerweile in Mailand lebt, vermisst „Das Waschen der Bettbezüge, nachdem Besuch da war und man eigentlich eher die Nächte durch geredet anstatt geschlafen hat.“ Damit lieferte sie das Motiv der Neonbettwäsche, die am schönsten bei einem Spaziergang in der Dämmerung zu erleben ist.

Verena Issel KLAPP KLAPP

bis 13. Juni

Verena Issel zeigt in der Ausstellung KLAPP KLAPP eine fulminanten Parcours bunt ineinander übergreifender Bilder und Räume. Die norwegisch-deutsche Künstlerin ist bekannt für ihre vielteiligen, teils begehbaren Szenarien aus Objekten, Zeichnungen und Wandmalereien, deren gesellschaftspolitische und kulturhistorische Bezüge trotz ihrer Verspieltheit eine eindringliche Ernsthaftigkeit entfalten können.
Ausgangspunkt von Issels Installation, die sich über das gesamte Erdgeschoss des Kunstvereins erstreckt, ist eine Serie von Zeichnungen unter dem Titel „January Depression (Remedy)“. Die etwa vierzig Bilder entstanden Anfang vergangenen Jahres, als die Künstlerin aufgrund der Corona-Pandemie drei Wochen in strikter Quarantäne in ihrer Berliner Wohnung verbringen musste.
Die Einschränkung ihrer Freiheit machte Verena Issel mental stark zu schaffen, denn das Reisen von Ort zu Ort und die damit verbundenen neuen Begegnungen, Eindrücke und Perspektiven, war bis zu diesem Zeitpunkt eine wichtige Quelle ihrer künstlerischen Arbeit.
In dem Versuch die räumlichen und sozialen Einschränkungen zu akzeptieren, statt sich daran aufzureiben, erlegte sich Issel eine Reihe strenger Regeln auf. Sie beschloss, sich auf das Medium Malerei zu beschränken, nur auf grauem Karton im Format 42x30cm zu malen, und nur ungemischte Grundfarben aus einer sehr begrenzten Farbskala zu verwenden, die sie in breite Textmarker einfüllte und damit auf das Papier auftrug.
Das Regelwerk klingt recht simpel, bedeutete jedoch für Issel, die mit ihrer Kunst normalerweise über ganze Räume oder Wände verfügt, eine harte Einschränkung. Dennoch zwang sie sich jeden Tag mindestens zwei Bilder zu malen. 
Die Therapie gelang. Verena Issel entging den Verlockungen von Netflix und der drohenden Corona-Depression und entwickelte ungeahnte Freude daran, Farben und Formen auf kleinem Format zu kombinieren – mal abstrakt, mal gegenständlich, mal klar umrissen, mal verspielt. Das einzige, was sie sich zusätzlich erlaubte, war es Gegenstände aus dem Haushalt – bunte Ohrstöpsel, Plastikfransen oder Schaumstoffteilchen – mit ins Spiel zu bringen.
In der Ausstellung im Springhornhof erobern sich die kleinen Bilder, die zunächst als private Übung gedacht waren, nun die Freiheit zurück. Die bunten Motive werden zum Raum, sie springen über auf Wände und Böden, mutieren zu frei stehenden Umrissen, wiederholen sich, wechseln Farben und Proportionen und flirten heftig miteinander. 
Das Obergeschoss des Ausstellungsgebäudes gestaltet die in lateinischer Sprache und Mythologie bestens bewanderte Künstlerin um zur „Antikenabteilung“. Ein Wandfries im Kartoffeldruck, Kapitelle aus Schafwolle, antike Vasen auf Sperrholz und Badematte sowie dubiose Marmorbrocken erzählen von kulturellen Missverständnissen und der unerfüllten Liebe zur Antike. 

Verena Issel wurde 1982 in München geboren und ist in Norwegen aufgewachsen. Sie hat Freie Kunst und klassische Philologie in Hamburg studiert und lebt heute in Berlin. Arbeitsaufenthalte führten sie unter anderem nach Russland, Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen und Papua-Neuguinea. Die Volksbühne Berlin (DE), das ZARYA Center for Contemporary Art (RU), die Trafo Kunsthall (NOR), der Westfälische Kunstverein / LWL Museum Münster und der Kunstverein Jesteburg widmeten ihr Einzelpräsentationen. 2020 war Verena Issel Gastprofessorin an der HfbK Hamburg.

Die Ausstellung und die Ausseninstallation werden gefördert durch das Land Niedersachsen, die Stiftung Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband.

Natalia Stachon / Worddust everywhere

19.09. – 20.12.2020

Natalia Stachon (*1976 in Kattowitz, lebt und arbeitet in Berlin) entwickelt für ihre Ausstellung „Worddust everywhere“ im Kunstverein Springhornhof ein Gefüge aus Skulpturen, Rauminterventionen und Zeichnungen, in dem die Gegenwart von Sprache und Zeichen sinnlich erfahrbar wird. Als geprägte, auf dem Boden verstreute Straßenschilder mit Wortfragmenten. In Form transparenter Objekte an den Wänden, die an Lautsprecher erinnern, jedoch eher eine stumme Abwesenheit spürbar machen. Oder als zerknüllte in aufwändiger Handarbeit polierte Kupferblätter, die scheinbar achtlos wie verworfene Visionen und Ideen daliegen. 

Die Künstlerin zeigt uns hier die leeren Bühnen und Kulissen – die Infrastruktur, die wir errichten und in der wir unsere Getriebenheit ausleben. Doch sie überführt diese in poetische Orte voller Stille, Eingefrorenheit und Intensität, in denen Raum und Sprache zur einer Einheit werden.

Der Titel der Ausstellung stammt aus dem Roman Nova Express (1964) von William S. Burroughs, den er in der cut-up Methode verfasste: dazu hat er unterschiedliche Textquellen in kleine Fragmente zerschnitten oder gefaltet und dann neu angeordnet. Durch diese endlose Überlagerung von Ausschnitten scheint alles ineinander zu greifen und auf einmal Sinn zu ergeben. Wie ein tausendfach belichteter Film enthält diese Literatur einen unwiederbringbaren Augenblick lang Vieles von Aktualität und Bedeutung. 

Wortfragmente sind in unserer Gegenwart unausweichlich. Staub gleich legen sich die Anweisungen, Verbote, Nachrichten, Wortketten auf alles, kriechen in jede Ritze. „Wie Gefangene stecken wir fest in einer riesigen Schreib,- Beschriftungs- und Beschreibungsmaschine“ (Tom McCarthy). Doch genau in dieser Unfassbarkeit hat Burroughs auch die poetische Sprengkraft von Sprache erkannt. 

Natalia Stachon studierte von 1997–2004 in Hamburg an der Hochschule für bildende Künste und an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst. 2010 war sie Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung Berlin. Ihre Werke waren unter anderem im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, im Center of Contemporary Art, Torun/Polen, im Haus Konstruktiv Zürich, im n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein und im Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt zu sehen. 2013 erschien die Monographie Natalia Stachon. Daimler Artist Book #3, herausgegeben von der Daimler Kunstsammlung Stuttgart/Berlin.

Essen & Schlafen

Wir vermieten unser Gastatelier
Das Atelier für bis zu 4 Personen liegt mitten im Dorf mit weitem Blick durch bodentiefe Fenster in das Hahnenbachtal. An warmen Tagen bietet die Veranda ein schattiges Plätzchen zum essen, ausruhen oder arbeiten.
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wenige Schritte entfernt:
Café & Ferienwohnungen Hof Wilkens, Bahnhofstraße 1, Café Fr – So 14 – 18 Uhr (Weihnachten bis Ostern geschlossen)
Hotel Neuenkirchener Hof, Hauptstraße 27
Eiscafé Venezia, Hauptstraße 27 (in den Wintermonaten geschlossen)
Hotel und Restaurant La Piazza, Hauptstraße Ecke Frielinger Str., einfache ital. Küche, Pizza
Restaurant Oniro, griechische Küche
Bäckerei & Cafe Schlumbohm, Bahnhofstraße
Bäckerei & Cafe Tamke, Hauptstraße

Weitere Tipps und Informationen erhalten Sie bei der Heidetouristik Neuenkirchen.

Antje Schiffers / Myvillages

Buchen und Eichen treten auf

21. Mai – 30. August 2020

In ihrer Ausstellung schreibt die Künstlerin Antje Schiffers einen Theaterabend fort, der im vergangenen Dezember an diesem Ort stattgefunden hat. 

Geschichten und Assoziationen rund um die Produkte, die im „International Village Shop“ im Foyer des Kunstvereins erhältlich sind, haben Schiffers und Choreographin Sommer Ulrickson mit mehr als 30 Mitwirkenden aus dem Dorf kollektiv als abendfüllende Revue in Szene gesetzt. 

Bühnenbilder, Szenen und Requisiten der Revue hat Schiffers nun durch Fotos, Wandgemälde, Shakespearezitate, Autogrammkarten und einen großen Kulissenfundus ergänzt und eine mehrteilige begehbare Inszenierung daraus gemacht – fragmentarisch, ein bisschen melancholisch und mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt. 

Es geht um das Präsentieren und Inszenieren von Geschichten, Orten und Ereignissen. Wer bestimmt, was erzählt wird und wie? Bühnen und Festplätze werden vorbereitet und warten auf den Auftritt, den Austausch, das Fest. 

Gefördert durch den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Stiftung Niedersachsen

The International Village Shop – live!

Ein Theaterstück, eine Revue, eine Aneignung

Samstag, den 14. Dezember 2019

Künstlerin Antje Schiffers und die aus Los Angeles stammende Choreografin Sommer Ulrickson haben mit über dreissig Mitspielern aus der Lüneburger Heide und internationalen Gästen ein abendfüllendes Stück mit Musik, rennenden Bäumen, Gedicht, Werbeblock, Balanceakten, Laufsteg, stillen Tischzenen und Gesang entwickelt. Das Publikum wird von Station zu Station durch die Ausstellungsräume geleitet, ein Teil der Kulissen macht sich mit auf den Weg und im Anschluss gibt es Kartoffelsalat und Würstchen an der Bar.

Im Mittelpunkt dieses übermütigen Spiels mit Nacherzählung und Fiktion, Klischee und Bruch stehen die Waren des „International Village Shop“. Seit zwei Jahren betreibt Antje Schiffers mit der Künstlerinnengrupe Myvillages im Eingangsbereich des Kunstvereins den „Internationalen Dorfladen“. Hier gibt es Produkte, die eigens mit verschiedenen Dorfgemeinschaften erfunden und produziert wurden: Froschbutterlöffel aus Oberfranken, Fufu-Schalen aus Ghana, andalusisches Geschirr, Kartoffelschlafsäcke aus der Heide, Waren aus China, Nordirland und anderswo.

Geht es um dörfliche und ländliche Produkte, stehen fast durchweg Bilder und Erzählungen des Lokalen, Authentischen und Beständigen im Fokus. Was aber soll das sein? Ist das etwas so Eindeutiges? Ist das Dörfliche wirklich keinem Wandel unterworfen? Wenn nicht, wie macht man es als Mehrdeutiges oder Widersprüchliches erzählbar? Die Ermächtigung des ländlichen Raums zu einer eigenen und differenzierten Erzählung von sich selbst und das Erzeugen von Aufmerksamkeit für diese Erzählung gehört zu dem, was Kultur leisten kann.

Die Inszenierung wird gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

Balanceakte – Skulpturen und Installationen unter den Dorfeichen

Jenny Brockmann, D / Gunilla Klingberg, S / Llobet & Pons, E / Milena Naef, CH / Lisa Seebach, D / Talmon Biran architecture studio, ISR /b Johan Thurfjell, S / Müge Yilmaz, TUR/NL

29. Juni –  29. September 2019

Unter den Eichen, zwischen Kunstverein und Kirche, sorgen Skulpturen und Installationen von acht internationalen Künstlerinnen und Künstlern für ungewisse Zustände. Gravitation und Gleichgewicht, Spannung und Volumen sind klassische Parameter der Skulptur. Kunst, die sich damit befasst, wirft auch die Frage auf, welche Beziehungen der Betrachter als physisches und soziales Wesen mit seiner Umwelt eingeht. Das Verlangen nach Balance und Ausgleich ist dabei zutiefst menschlich. Mit einem »verlorenen« Gleichgewicht beschreiben wir Störungen und Krisen der Psyche, der Gesellschaft und der Natur. Dem entgegen steht die Lust am befreienden Zusammen bruch allzu wohltarierter Verhältnisse und die verlockende Annäherung an den »Point of no Return«.

Ein Ausstellungsprojekt von Kunstverein & Stiftung Springhornhof in Zusammenarbeit mit der St.-Bartholomäus-Kirchengemeinde Neuenkirchen.

RANDI NYGÅRD

Gesichte, Geschichte, Gedichte – Sicht, Schicht, Dicht

28. September – 15. Dezember 2019

Foto: Uli Holz

 Randi Nygårds (*1977 lebt und arbeitet in Oslo, Norwegen) künstlerische Arbeit basiert auf einer Vielzahl interdisziplinärer Quellen. Ihre Werke sind inspiriert davon, was der Anbau von Baumwolle für das Ökosystem bedeutet, wie Vögel monatelang am Himmel gleiten können, ohne auf der Erde zu landen, wie viele Vögel sterben, wenn sie in Fenster fliegen, wie Umweltverschmutzung zur Entstehung von Wolken beiträgt, die voll von organischem Leben sind und was die Wörter „Zelle“, „Kostüm“ und „Geographie“ zu verschiedenen Zeiten bedeuteten. Für ihre Collagen findet Nygård Bücher und Zeitschriften oder Bilder aus dem Internet, die sich auf solche Themen beziehen. Indem das Material von ihr geöffnet, zerschnitten, transferiert und zu dreidimensionalen Gebilden verwoben wird, lässt sich erahnen, dass auch rationale Informationen poetische und intuitive Verbindungen enthalten. In ihren Frottage-Zeichnungen legt sie dünne Papiere auf Dinge und zieht ihre mit Kohle oder Pastell verschmierten Hände über die unebenen Oberflächen. Die Zeichnungen entstehen in der Begegnung ihrer Hände mit den Strukturen des Papiers und der Objekte, sei es tausendjähriges Eis, verblasste Blumen oder gebrauchte Buchumschläge. An den Schnittstellen zwischen dem Flachen und dem Räumlichen, dem Figürlichen und dem Abstrakten, dem Wissenschaftlichen und Poetischen entsteht der Wunsch, die Welt offener und vernetzter zu sehen. 

Llobet & Pons / Bevölkerungspyramidengrillplatz

 

Einweihung 30. August 2019

Das spanische Künstler-Duo Llobet & Pons hat gemeinsam mit Dorfbewohnern und unterstützt von einem Team von Jugendlichen aus China, Deutschland, Frankreich, Russland, Serbien und Spanien eine partizipative Außenskulptur in Behningen bei Neuenkirchen entwickelt. 
Zwischen dem Dorfgemeinschaftshaus, das vor kurzem von den Dorfbewohnern renoviert wurde, dem Feuerwehrhaus und dem Spielplatz entstand der zweiteilige „Bevölkerungspyramidengrillplatz“, dessen skulpturale Gestaltung auf statistischen Daten zur Bevölkerungsentwicklung im Heidekreis basiert. Das Anliegen der beiden Künstler war es, eine Struktur zu schaffen, die einen praktischen Nutzen hat und zum Nachdenken über die Zukunft anregt. Ein Ort zum Feiern, an dem Dorfbewohner und Kunstbesucher sich treffen, picknicken und grillen können und der im Gegensatz zur traurigen Realität der Landflucht steht.

Seit 2002 erarbeiten Jasmina Llobet (*1978, Barcelona E) und Luis Fernández Pons (*1979, Madrid E) gemeinsam Skulpturen, Objekte und Installationen für den Innen- und Außenraum. Das künstlerische Vorgehen der beiden basiert auf der Beobachtung sozialer Beziehungen und dem Dialog. Vielfach verändern Llobet & Pons Alltagsgegenstände wie Baumaterialien, Kleidungsstücke oder Sportgeräte, um diese in einer Weise nutzbar zu machen, die den Objekten eine neue Bedeutung verleiht. Zu ihren bekanntesten Werken im Öffentlichen Raum zählt „Multibasket – No one wins“, eine variantenreiche Serie von Skulpturen aus Basketballkörben, bei denen das Spiel nach neuen Regeln erfolgen muss. In Barcelona wurden 2018 mehrere Körbe zu einem Ring angeordnet, auf Kuba bewegte sich 2015 ein „Basketmobil“ auf einem langsam fahrenden Auto durch ein Wohngebiet. In der Ausstellung „The Playground Project“ 2018 in der Bundeskunsthalle Bonn, markierten Basketballkörbe die Standorte von Ankerzentren für Geflüchtete auf großen Tafeln mit den Umrissen von Spanien und Nordrhein-Westfalen. 

Der „Bevölkerungspyramidengrillplatz“ wurde durch die Leader-Region Hohe Heide, den Lüneburgischen Landschaftsverbend und die VGH-Stiftung gefördert.
Der Aufenthalt der Jugendlichen wurde in Zusammenarbeit mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd) organisiert und durch die Rotary Clubs Walsrode und Hannover-Leineschloss unterstützt.

Rebecca Chesney

22. September – 16. Dezember 2018

Rebecca Chesney beobachtet allmähliche Veränderungen in unserer Umwelt und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Natur. Die Filme, Papierarbeiten, Fundstücke, Stoffobjekte und Soundsammlungen der britischen Künstlerin entwickeln ihre Spannung aus der Kluft zwischen unseren Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit und natürlich ablaufenden Phänomenen.

Chesney beschäftigt sich mit tragischen Unfällen durch fehlkonstruierte Outdoorkleidung (death by denim, Harris Museum and Art Gallery, Preston 2015), widmet sich den Auswirkungen extremer Wetterphänomene (Future Kit, Montalvo Art Center, California USA 2017) oder untersucht den Einfluss des Klimas auf die Literatur der Brontë-Schwestern und wie sich das Wetter rund um deren Wohnort seither verändert hat (Hope’s Whisper, Brontë Parsonage Museum 2011/12). In ihren Installationen verbinden sich nüchterne Beobachtung mit poetischer Deutung und grotesker Übertreibung.

Während eines Atelieraufenthalts im Springhornhof hat Rebecca Chesney die landschaftliche Umgebung des Dorfes erkundet, sich in die Werke des Heimatforschers Horst Mikasch vertieft und daraus neue Werke für die Ausstellung entwickelt, die sie zusammen mit einer Auswahl vorangegangener Projekte zeigen wird. 

Einzelausstellungen, Installationen: 2015 City Birds Atelier Sangatsu. Osaka, Japan. Part of Indefineable Cities curated by Anna Francis and Koh Yoshida / 2013 Urban Wild. Cona, Mumbai, India; Irrational Constant. Nirox Sculpture Park, South Africa / 2012 I’m blue, you’re yellow. 2 acre meadow installation in Everton Park, Liverpool; Hope’s Whisper. The Bronte Parsonage Museum, Haworth / 2011 Diligent Observation. Yorkshire Sculpture Park, West Bretton / 2007 Death Equals All Things – Omnia Mors Aequat. Bolton Museum and Art Gallery, Bolton / 2005 Nightfall. The Lowry, Salford / 2003 Wait. Prima Kunst, Stadtgalerie, Kiel, Germany

Will Beckers DER WANDERER

DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2019, Skulptur „Der Wanderer“ von Will Beckers – Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg

Im August 2018 waren im Springhornhof zwölf Jugendliche aus Italien, Mexiko, Serbien, Frankreich, Russland und Deutschland zu Gast, um gemeinsam mit dem Künstler Will Beckers eine Skulptur am Randes eines Wäldchens bei Holtmannshof zu errichten.

Die Skulptur „Der Wanderer“ besteht aus einem Grundelement aus Corten-Stahl, dessen Form und Proportion an einen großen Findling oder ein Schneckenhaus erinnert. Über das Objekt verläuft eine Inschrift, die auf natürliche Migrationsprozesse hindeutet, die sehr weite Räume und große Zeitspannen umfassen. Rund um den „Wanderer“ wurden Haselsträucher gepflanzt, die das Objekt im Laufe der Jahre immer stärker einfassen, überschatten und verdecken werden.
Will Beckers Skulpturen sind aus Naturmaterialien, oft in symbiotischer Verbindung mit Stein und Metall. Als „lebende“ Kunstwerke werden sie im Laufe der Zeit von der Vegetation durchdrungen und verändert. Viele seiner Skulpturen sind von eindrucksvoller Größe, mitunter begehbar und fungieren oft als Durchgang, Tunnel oder schützender Raum inmitten der Landschaft. 

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Gefördert durch die Leader-Region Hohe Heide, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Bingo Umweltstiftung

Das zweiwöchige Sommercamp wurde in Zusammenarbeit mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd) organisiert.
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Sebastian Dannenberg

vintage

30.06 – 09.09.2018

In seiner Ausstellung „vintage“ führt der Künstler Sebastian Dannenberg erstmals sehr unterschiedliche Werke, die in den letzten fünf Jahren in unterschiedlichen Zusammenhängen entstanden sind, zusammen und bringt sie sowohl untereinander als auch mit den Ausstellungsräumen in Beziehung.

Die Auswahl reicht von gegenständlicher und abstrakter Malerei auf Leinwand, bis zu aktuellen Arbeiten, bei denen sich Metallgegenstände, Neon, unterschiedliche Bildträger und direkt auf die Wand aufgetragene Farben, in und mit den Ausstellungsräumen verschränken und diese neu ordnen.

Die vier Ausstellungsräume des Springhornhofs, die hell und klar strukturiert sind, mit Holzbalken, Stützen und Betonunterzügen jedoch sehr unterschiedlichen Charakter haben, sind ideal für diese raumbezogene und spielerische Herangehensweise des Malers Sebastian Dannenberg.

Wohl kaum ein junger Künstler aus dem norddeutschen Raum ist zurzeit so präsent wie Sebastian Dannenberg. Nach dem Studium in Karlsruhe und Bremen, erhielt der 1980 in Bottrop geborene Künstler neben zahlreichen weiteren Preisen und Stipendien 2015 den Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, 2016 war er Stipendiat der Künstlerstätte Stuhr Heiligenrode. Arbeiten von ihm waren bisher in allen namhaften Bremer Ausstellungshäusern, im Kunstverein Lüneburg, in der Bundeskunsthalle Bonn, der Städtischen Galerie Delmenhorst, der Kunsthalle Recklinghausen und im Museum Folkwang in Essen zu sehen.

Wir danken dem Land Niedersachsen und dem Lüneburgischen Landschaftsverband für die Förderung der Ausstellung.

APM AIRCONDITION, 2018, Lack auf Wand, verzinkte Bleche, Maße variabel

roomservice, 2016, Lack auf Wand, Putz, Maße variabel, CADORO, Mainz

roomservice, 2016, Lack auf Wand, Putz, Maße variabel, CADORO, Mainz

Expedition Natur

Jasper de Beijer, Patrick Bergsma, Karin Bos, DAT (Tammo Schuringa, Claudie de Cleen, Corinne Bonsma), Simon Faithfull, Florian Göttke, Scarlett Hooft Graafland, Lynne Leegte, Jochem op ten Noort, Henk Wildschut, Marjolijn de Wit, Erik Wuthrich

14. April – 17. Juni 2018

Karin Bos, spyglass

„Expedition Natur“ zeigt Arbeiten von überwiegend niederländischen Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit der Darstellung von Landschaften befassen und deren Arbeitsweise durch einen spezifischen Umgang mit Materialien, Proportionen, Perspektiven und Versatzstücken zu charakterisieren ist. Einige nähern sich ihrem Thema dokumentarisch, andere haben einen forschenden Ansatz oder verarbeiten Darstellungen bekannter Sujets und Situationen. Reisen durch das In- und Ausland liefern Ideen, Bilder und Geschichten. Als Entdecker, Forscher, Erzähler oder Erfinder erkunden sie das menschliche Eingreifen in die Natur; manchmal ist der Weg das Ziel.

Gefördert durch das Land Niedersachsen, die Stiftung Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband.

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Museum CODA Apeldoorn (NL), kuratiert mit Karin Bos (Amsterdam)

 

Als die Kunst aufs Dorf kam – Kunstlandschaft Springhornhof 1967 – 1978

19. November – 17. Dezember Di – So 14 – 17 Uhr
anschliessend bis 25. Februar 2018 geöffnet nach Vereinbarung.

Im Sommer 1967 luden die erfolgreichen Galeristen Ruth (1927 – 98) und Wilm (1917 – 73) Falazik zehn Bildhauer aus Schweden, Japan, Italien und Deutschland zu einem Künstlersymposion rund um den Springhornhof in Neuenkirchen in der Lüneburger Heide ein. Ein halbes Jahr zuvor hatten die beiden einen ländlichen Ableger ihrer Bochumer Galerie auf dem ehemaligen Bauernhof eröffnet.

Dass dies der erste Schritt zu einem einzigartigen Ensemble von Skulpturen im offenen Landschaftsraum sein würde, das internationale Anerkennung genießt, Inspiration für Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft bietet und bis heute immer wieder neue künstlerische Perspektiven auf Dorf, Natur und Landschaft entwickelt, war damals nicht abzusehen.

Anhand von Fotografien, restaurierten Filmdokumenten, Kunstkritiken und den erhaltenen Modellen und Originalwerken gibt die Ausstellung einen Einblick in die lebhafte Gründungs- und Experimentierphase des Projekts „Kunst–Landschaft“.

Es war die Zeit in der Dorfbevölkerung und Kunstwelt sich neugierig aufeinander zu bewegten und Ausstellungen wie „Aktion Heidebild“ (1972), „Kunst – Dorf“ (1974), „Foto-Film-Video“ (1975) oder„Zwei Steine sind nie gleich“ (1977) das Verhältnis von Kunst, Landschaft und Öffentlichkeit hinaus immer wieder neu herausforderten.

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Zur Ausstellung erscheint eine Zeitung mit ausgewählten Kritiken und Pressereaktionen der damaligen Zeit. Redaktion: Carmen Wedemeyer.

Björn Braun

2. September – 29. Oktober 2017

Die Skulpturen, Objekte und Installationen von Björn Braun (*1979, lebt in Berlin) entstehen durch die Transformation von einfachen Dingen wie Federn, Kartoffeln, Stühlen oder Papier. Die Gestalt und die Beschaffenheit seiner Ausgangsobjekte unterzieht er Veränderungsprozessen, aus denen sich neue poetische Bedeutungen und Zusammenhänge ergeben.

Im Schnellkochtopf werden Bücher über Landschaftsmalerei so lange gekocht bis aus dem Brei Papier geschöpft werden kann, das auf Keilrahmen gezogen und dann als faserig abstraktes Landschaftsbild an die Wand gehängt wird.

Bei anderen Arbeiten bezieht Björn Braun die Aktivitäten von Tieren auf unterschiedliche Weise in künstlerische Prozesse ein. Mal werden die Tiere angelockt um ihre Spuren an Skulpturen und Installationen zu hinterlassen, mal wählt der Künstler bunte Fäden aus, die von Zebrafinken zu zarten Gespinsten weiterverarbeitet werden, oder er lässt Skulpturen aus den Abgüssen von Spechthöhlen und Maulwurfsgängen entstehen.

 

International Village Shop

Our „International Village Shop“ by artist group Myvillages founded by Kathrin Böhm (GB), Wapke Feenstra (NL) and Antje Schiffers (D) is social sculpture, network and distribution channel at the same time.

The product range includes existing local products, such as Friesland’s horse-milk soap or Brooms from the Lüneburg Heath, as well as new things developed by villagers all over the world especially for the „International Village Shop“: „Frogbutter spoons“ from Oberfranken, „caravan flowerpots“ from Northern Ireland, „farmer porcelain“ from Spain or „Fufu Bowls“ from Ekumfi-Ekrafwo in Ghana. And, of course, there is also the „Potato Sleeper“ from felt, which was invented in Neuenkirchen.

The range of goods represents local resources, international connections, regional cooperations, unexpected self-presentations and shows us a treasure of ideas and knowledge from the country.

  • DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2017, Ausstellung Internationaler Dorfladen im Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg
  • DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2017, Ausstellung Internationaler Dorfladen im Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg
  • DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2017, Ausstellung Internationaler Dorfladen im Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg
  • DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2017, Ausstellung Internationaler Dorfladen im Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg
  • DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2017, Ausstellung Internationaler Dorfladen im Kunstverein Springhornhof in der Lueneburger Heide, Copyright photo: Fred Dott, Hamburg

Internationaler Dorfladen

Im Eingangsbereich des Springhornhofs kann man im „Internationalen Dorfladen“ Dinge kaufen, die eigens dafür von Dorfkomitees gemeinsam mit den Künstlerinnen Antje Schiffers, Wapke Feenstra und Kathrin Böhm an verschiedenen Orten der Welt erdacht und produziert wurden.

Das Sortiment umfasst die praktischen „Kartoffelschlafsäcke“ aus der Lüneburger Heide, „Janus, die Wolfskerze“, „Teweler Stieltische“, fruchtbare anthropogene Schwarzerde „TTN Schwarzer Dreck“, Wohnwagen-Blumentöpfe aus Nordirland, „Kiesgrubenlehmtiere“, spanisches Bauern-Porzellan und vieles mehr. 

Der „International Village Shop“ ist soziale Skulptur, Netzwerk und Vertriebsweg zugleich. Das Warenangebot erzählt von lokalen Ressourcen, internationalen Verbindungen, regionaler Zusammenarbeit, unerwarteten Selbstdarstellungen und offenbart einen Schatz an Ideen und Wissen vom Lande.

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Gefördert durch die Niedersächsischen Sparkassenstiftung, die Kreissparkasse Soltau, den Landkreis Heidekreis und die Leader+ Region Hohe Heide

Veröffentlicht unter 2017

Mutter / Genth DIE INNERE LOGIK DER GESCHICHTE

Anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Landschaftskunstprojekte von Kunstverein & Stiftung Springhornhof haben die Hamburger Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth eine mechanische Installation mit der Holzfassade des Ausstellungsgebäudes realisiert. „Die innere Logik der Geschichte“ bezieht sich unmittelbar auf den Ort Neuenkirchen und seinen Entstehungsmythos. Die Existenz Neuenkirchens wird auf die erste mittelalterliche Kirche zurückgeführt, die an der Stelle des heutigen Kirchenbaus errichtet wurde. Zu ihrer Gründung ist eine einzige Geschichte schriftlich überliefert, mit der sich lokale Heimatforscher in jahrelanger Arbeit auseinandergesetzt haben. Sie wurde auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht und in das lückenhafte Puzzle aus geschichtlichen Überlieferungen eingeordnet. 1958 stellte die Gemeinde trotz der Annahme, dass die Geschichte sich so nicht ereignet haben kann, einen Antrag das Gemeindewappen mit Elementen dieser Geschichte zu gestalten. Die künstlerische Arbeit ist die meiste Zeit nahezu vollständig verborgen. Nur eine Wetterstation auf dem Dach und die feine Linienzeichnung eines Fensterausschnitt es in der Fassade sind permanent sichtbar. Von Zeit zu Zeit öffnen sich ohne Ankündigung zwei Läden im Giebel und schwenken langsam nach außen. Durch eine verborgene Mechanik schließen sich die zwei Hälften eines metallenen Pferdekopfes in der Mitte zu einer Figur. Weithin verkündet sie die Entstehungslegende des Dorfes Neuenkirchen; jedoch immer wieder in einer anderen Version. Die verschiedenen Versionen konzentrieren sich jeweils auf einen anderen Aspekt des Mythos. Nach der Erzählung schließen sich die Läden wieder.

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Wir danken dem Land Niedersachsen und dem Lüneburgischen Landschaftsverband für die großzügige Unterstützung


Lara Almarcegui SAND

For her installation at the Springhornhof, Lara Almarcegui (born 1972 in Saragossa, living in Rotterdam) has 120 cubic meters of sand poured on the ground floor of the Kunstverein. With this almost ceiling-high installation, there is a creation of a relationship between the historical exhibition building and the naturalism of the raw material necessary for its construction, and the origins of that raw material from beneath the building. At the same time it directs the view of sand as one of the most important construction materials worldwide and comments on the availability of this resource.

Lara Almarcegui, who represented her birthplace of Spain at seth Venice Biennale in 2013, and who was an artist in residence of the Leuphana Arts Program in 2015, has an expanded researching approach tat examines economic conditions, legal regulations, and geological changes. In her exhibition, this is understood thanks to supplemental drawings, texts, and a film.

In the time leading up to the show, the artist undertook extensive research into the sand deposit of the region. Among other things, she was able to take ultrasonic measurements of the grounds of the Kunstverein Springhornhof with scientists from the Leibniz Institute for Applied Geosciences in Hannover in order to measure the soil texture and the strength of the natural sand layer. The result of the measurements taken were implemented in the exhibition via drawings. In addition, the Landkreis Hedekreis received a building permit for a deep pit, which officially secured the artist’s access to the sand.

The exhibition is the start of the Jubilee Program of Springhornhof, which this year celebrates the 50th anniversary of its landscaped art projects. In 1967, sculptors from Japan, Sweden, Italy and Germany were invited for the first time to the Heidedorf Neunkirchen, in order to work on boulders. Since then, artists such as Gary Rieveschl, Christiane Möbus, Timm Ulrichs, HAWOLI, Micha Ullman and Tue Greenfort, have repeatedly occupied themselves with the soil and rocks found in the region in their sculptures and installations.

Exhibition runs from April 2 to August 20, 2017

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Lara Almarcegui SAND

 

02. April – 20. August 2017

 
Für ihre Rauminstallation im Springhornhof lässt Lara Almarcegui (*1972 in Saragossa, lebt in Rotterdam) 120 Kubikmeter Sand im Erdgeschoss des Kunstvereins aufschütten. Mit dieser fast raumhohen Installation stellt sie eine Beziehung zwischen dem historischen Ausstellungsgebäude und dem natürlichen Vorkommen des für dessen Errichtung notwendigen Rohstoffs her, der in großen Mengen unter dem Haus lagert. Zugleich lenkt sie den Blick auf Sand als eines der weltweit wichtigsten Konstruktionsmaterialien und die Verfügbarkeit dieser Ressource. 

Lara Almarcegui, die 2013 ihr Geburtsland Spanien bei der Biennale von Venedig vertreten hat und 2015 Residenzkünstlerin des Leuphana Arts Program war, hat einen erweiterten und forschenden Ansatz, der ökonomische Verhältnisse, gesetzliches Regelwerk und geologische Veränderungen einer intensiven Untersuchung unterzieht. In ihrer Ausstellung wird dies anhand von Zeichnungen, Textarbeiten, einem Film sowie der Installation „Sand“ eindrucksvoll spürbar. 

So hat die Künstlerin im Vorfeld der Schau umfassende Recherchen zu Sandvorkommen in der Region unternommen. Unter anderem konnte sie mit Wissenschaftlern des Leibniz Instituts für Angewandte Geowissenschaften Hannover Ultraschallmessungen auf dem Gelände des Kunstvereins Springhornhof durchführen, um die Bodenbeschaffenheit und die Stärke der natürlichen Sandschicht zu messen. Die Ergebnisse der Messungen hat sie für die Ausstellung in Zeichnungen umgesetzt. Darüber hinaus wurde beim Landkreis Heidekreis eine Baugenehmigung für eine tiefe Grube eingeholt, womit der Künstlerin der Zugang zur Sandschicht offiziell gesichert ist.

Die Ausstellung ist der Auftakt zum Jubiläumsprogramm des Springhornhof, der in diesem Jahr das fünfzigjährige Bestehen seiner landschaftsbezogenen Kunstprojekte feiert. 1967 wurden erstmals Bildhauer aus Japan, Schweden, Italien und Deutschland in das Heidedorf Neuenkirchen eingeladen, um vor Ort Findlinge zu bearbeiten. Seither beschäftigten sich Künstler/innen wie Gary Rieveschl, Christiane Möbus, Timm Ulrichs, HAWOLI, Micha Ullman und Tue Greenfort in ihren Skulpturen und Installationen immer wieder mit dem in der Region vorgefundenen Erdreich und Gestein.  

Tillmann Terbuyken TONDOS

29. Oktober – 18. Dezember / Januar & Februar 2017 TT_Neunkirchen_11_2_1

Seit dem Frühjahr hat Tillmann Terbuyken (*1978 in München, lebt in Hamburg und Amsterdam) das Atelier im ehemaligen Hühnerstall des Springhornhofs genutzt um seine Einzelausstellung vorzubereiten. Hier entstanden Malereien, Collagen, Decollagen sowie Gebautes aus unterschiedlichen Materialien. Terbuykens Objekte sind in immer wieder neuen Konstellationen und Raumsituationen einsetzbar. Ab Mitte Oktober wird er sie zu einem Gesamtgefüge aus Tafelbildern, mehr oder weniger funktionalem Mobiliar und variablen Bildräumen in die Architektur des Springhornhofs einfügen.

Michael Schmid MOMENT,

Moment,10. September – 16. Oktober 2016

In den Fotografien von Michael Schmid sind die Motive unmissverständlich.
Gegenstände seiner Darstellung sind oftmals Dinge des Alltags: eine Lampe, ein Herd, ein Gummihandschuh usw. Diese „Objekte der Erfahrung“ (Krauss) stehen isoliert im Zentrum des Bildraums, wo nichts von ihrer Präsenz ablenkt.
Eine dezidierte Konzentration auf das Wesentliche wohnt den Bildern inne, wobei ein Inneres – das sollten wir bei der Betrachtung von Fotografien niemals aus den Augen verlieren – sich hier nur auf der Oberfläche, an jenem „prominente[n] Ort einer Verständigung über die ihm vorausgesetzten medialen Bedingungen“ (Siegel), materialisiert. Auf, oder besser, in dieser dünnen Schicht verdichten sich Licht und Chemie zu einem Bild.
aus: Yvonne Bialek, „how to show“ – Versuch einer Antwort mit den Bildern von Michael Schmid, 2015.

www.schmidmichael.com

Simon Faithfull ZERO

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26. Juni – 28. August 2016
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Simon Faithfull (*1966 in Ipsden/GB) nimmt uns mit auf Expeditionen rund um den Globus, in die Tiefen der Meere und an die Grenzen der Atmosphäre. Seine Werke kreisen um Methoden der Forschung und des Experimentierens. Man kann sie als den Versuch auffassen unseren Planeten als ein skulpturales Objekt zu betrachten, dessen Extreme auszureizen und von seinen Grenzen zu berichten, aber auch den Alltag und das Weltliche zu erkunden, Räume zu verbinden und Abstände zu verkürzen.

Komma

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Stella Gilfert, Blas Isasi Gutiérrez, Dieter Kiessling, Mandy Krebs, Lucie Mercadal, Esra Oezen, Marko Schiefelbein, Corinna Schnitt, Kim Schoen, Helena Wittmann Kuratiert von Corinna Schnitt

9. April – 12. Juni 1016
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Für die Ausstellung „Komma“ hat die Künstlerin und Braunschweiger Hochschullehrerin Corinna Schnitt Arbeiten von zehn Künstlerkollegen und ehemaligen Studierenden ausgesucht, die sich mit Phänomenen des alltäglichen Lebens auseinander setzen. Gezeigt werden Videos, Fotografien und Skulpturen, die Visionen von Lebensentwürfen, Beobachtungen des Alltäglichen als auch Erinnerungen an Vergangenes aufgreifen.

Aus der lockeren Zuordnung der Arbeiten entstehen Bezüge, die es dem Betrachter ermöglichen, einen neuen Blick auf die eigene Lebenswirklichkeit zu werfen. Wie sieht die Welt aus, die uns umgibt? Wie wünschen wir uns die Zukunft? Wie ist unser gegenwärtiges Erleben geprägt von Hoffnungen und Wünsche an die Zukunft?

Der Ausstellungstitel „Komma“ ist der Grammatik entlehnt. Das Komma dient der Verständlichkeit, der Strukturierung eines Satzes und kann wesentlich seine inhaltliche Bedeutung bestimmen. Es gibt einen Rhythmus und die Sprachmelodie vor. So sind es in der Ausstellung „Komma“ eher die medialen Verschiebungen, Lücken und Fehlstellen, die die Bedeutungen des Gezeigten herstellen.
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Corinna Schnitt (*1964) ist mit Videoinstallationen und Filmen bekannt geworden, die in knappen, präzise beobachteten Inszenierungen die Absurditäten gesellschaftlicher Beziehungen und deren medialer Repräsentation aufscheinen lassen. Sie ist Künstlerin, Hochschullehrerin an der HbK Braunschweig und Kuratorin.

Der von ihr 1997 in Köln gegründete „schnittraum“, dessen Ausstellungsprogramm sie mit einem wechselnden Kuratorenteam realisierte, stellte aktuelle Film- und Videoarbeiten vor, veranstaltete mehrwöchige Projektreihe mit Vorträgen, Performances und Filmvorführungen und stand Künstlerinnen und Künstlern als Gastatelier zur Verfügung.

 

 

 

Stefan Dornbusch – Zimmer im Freien/Die Blaue Insel (2011)

IMG_2175Ein Zimmer im Freien zu haben, das ist zumindest an warmen Sommertagen eine verlockende Vorstellung. Warum nicht zumindest die Wohnzimmeraktivitäten des gemütlichen Beisammen-sitzens unter den blauen Himmel oder das sternenklare Firmament verlegen? Am Ortsrand der Gemeinde Drögenbostel hat der 1963 in Würzburg geborene, heute in Berlin lebende Künstler und Architekt Stefan Dornbusch seine Vision des Freiluftwohnens realisiert. Unmittelbar an der Landstraße zwischen Neuenkirchen und Visselhövede lädt Dornbuschs Installation „Zimmer im Freien/Blaue Insel“ (2011) dazu ein sich auf den auf einer Holzplattform bereitgestellten einheitlich blau gestrichenen Bänken und Stühlen niederzulassen. Blumenschmuck in Form von Stiefmütterchen in einer Waschbetonschale ist ebenso vorhanden wie ein imposanter Wacholder, der sich im Advent bei Bedarf auch in einen Ersatztannenbaum umwandeln ließe. Bei einbrechender Dunkelheit sorgt eine standardmäßige Straßenlaterne für angenehme Beleuchtung. Und sogar ein „Sofabild“ ist vorhanden. Angebracht an einer vollverzinkten Metallstange zeigt die Großfotografie genau den Naturausschnitt, den sie auch verdeckt. Die Natur und ihre Repräsentation verschmelzen hier miteinander. So weit, so gut. Wäre da nicht dieser Hochsitz, der der zunächst so freundlich wirkenden Installation eine gewisse gesellschaftskritische Brisanz verleiht. Das kleinbürgerliche Idyll will offenbar gegen Eindringlinge von außen verteidigt sein. Tatsächlich fiel Stefan Dornbusch bei seiner Recherche in der Region auf, dass die Landschaft von Hochständen der Jäger ebenso geprägt ist wie von militärischen Radaranlagen. Und beobachtet wird auch im privaten Umfeld: Nachbarn, Fremde und Besucher geraten ins Visier derjenigen, die sich in ihrer mitunter engstirnigen Inselhaftigkeit eingerichtet haben. Was diese zunächst so leichtfüßig daherkommende Arbeit am Ende anprangert, ist die in der deutschen Provinz verbreitete Mentalität, eine sich scheinbar selbst genügende womöglich aber längst fragile Wir-Gemeinschaft durch die Observation und Ausgrenzung Außen-stehender nach innen hin zu stabilisieren.

Tue Greenfort – zwischen Stein und einer harten Sache

12.09 – 08.11.2015

Ausstellung von Tue Greenfort

Anlässlich der Einweihung des neuen Landschaftskunstwerks “Vitalismus Mechanismus” von Tue Greenfort zeigt der Kunstverein eine Auswahl von Arbeiten aus den Jahren 2001 bis 2015.

In seinem Werk beschäftigt sich der dänische Künstler seit jeher kritisch mit unserer Wahrnehmung von Natur und mit Themen wie Ökologie und dem Umgang mit Ressourcen. In den ästhetisch oft schlichten, formklaren Kunstwerken finden sich immer wieder komplexe Zusammenhänge, die auf ausführlichen Recherchen zu einem konkreten Ort, einer bestimmten Materie, einem realen Zustand beruhen.

„Erst indem wir den abstrakten, umstrittenen, mittlerweile so vertrauten Begriff ,Umwelt‘ neu denken, lässt sich vielleicht ein fundamentaler Paradigmenwechsel vollziehen. Gerade die Aushöhlung und fehlende kritische Tiefe des Begriffs ermöglichen eine Neuformulierung der Problematik.“ (Greenfort)

Ausstellungsinfo.Greenfort

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Blaffert & Wamhof

INSIDE Hohne Garrison

bis 31. Januar ist die Ausstellung nach Vereinbarung geöffnet.

Hohne Station

Eröffnung am Sonntag, den 14. November um 17 Uhr

Gegenstand der fotografischen Langzeitdokumentation „INSIDE Hohne Garrison“ des Künstlerduos Nicole Blaffert & Franz Wamhof ist der Abzug der britischen Streitkräfte aus der Garnison Bergen-Hohne in der Lüneburger Heide, den die Künstler im Sommer 2015 beobachtend begleitet haben. Im Zentrum der Arbeit von Blaffert & Wamhof stehen die Themen Landschaft,
Architektur und Menschen. Dabei interessiert sie weniger der militärische Aspekt, als vielmehr die Spuren des Alltagslebens innerhalb einer nach außen geschlossenen Community in einer Zeit des Übergangs. Außenstehenden gewähren die Fotos der verlassenen Gebäude und des Truppenübungsgeländes Einblick in eine Welt, die ihnen jahrzehntelang verschlossen war. Die Garnison und der NATO Truppenübungsplatz befinden sich in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Teile des britischen Hohne-Camps, das ursprünglich eine Wehrmachtskaserne war, wurden nach der Befreiung des KZ Bergen-Belsen als Unterkünfte und Krankenhaus für die Überlebenden genutzt (DP Camp). Ein Teil der Gebäude dient aktuell als Flüchtlingsnotquartier. Diese zusätzlichen Dimensionen der Überlagerung und Verdichtung von Geschichte ermöglicht eine weitere, differenzierte künstlerische Auseinandersetzung mit dem vertrauten Thema.

Im Anschluss an die Ausstellung erscheint ein Katalog, der von der Gedenkstätte Bergen Belsen herausgegeben wird. Eine Auswahl der Fotografien wird ab dem 27.01.2016 in der Gedenkstätte gezeigt.

Wir danken dem Land Niedersachsen und der Stiftung Niedersachsen für die großzügige Förderung des Projekts.

HAWOLI foto arbeiten

Zeitspuren Jura I 2003

Zeitspuren Jura I 2003

19. September – 08. November

Anlässlich des 80. Geburtstags von HAWOLI zeigt der Kunstverein Springhornhof fotografische Arbeiten des Bildhauers, der in Bleckede geboren wurde und seit 1973 in Neuenkirchen in der Lüneburger Heide lebt und arbeitet.

Das Verhältnis von Natur und Kultur ist das Grundthema seines Werkes. In seinen Skulpturen konfrontiert HAWOLI das Rohe unbearbeiteter Steine mit dem Künstlichen bearbeiteten Stahls. Weniger bekannt ist, dass er parallel zur Bildhauerei stets auch mit dem Medium Fotografie experimentiert hat. In der Dunkelkammer reproduziert er eigene Fotografien, meist handelt es sich dabei um Aufnahmen aus Steinbrüchen, auf Büttenpapier oder Steinflächen. Licht und Schatten des fotografischen Abbilds, der Pinselstrich beim Auftrag der Emulgatorflüssigkeit und die natürlichen Strukturen des Steins gehen eine spannungsreiche Symbiose ein.
Mit zahlreichen Ausstellungen und Installationen im Öffentlichen Raum zählt HAWOLI zu den überregional bedeutendsten kulturellen Vertretern der Region. Seit 1967 nahm er an zahlreichen Ausstellungen, z.B. im Duisburger Lehmbruck-Museum (1969), im Kunstverein Hannover (1977) und im Berliner Haus am Waldsee (1993/94) teil. Die Kunsthalle Mannheim (1993), die Städtische Galerie im Buntentor Bremen (1994) und das Kulturforum Lüneburg (2005) widmeten ihm größere Einzelausstellungen. Mit Arbeiten für den Öffentlichen Raum hat er die Städte Bremen, Hannover und Lüneburg geprägt. Seine Schwester Ruth Falazik (1927 – 98) hat er bei der Gründung des Neuenkirchener „Projekts Kunst-Landschaft“ und des Kunstvereins Springhornhof unterstützt und begleitet.

Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog und eine Edition des Künstlers.

Bis 10. Oktober: Ausstellung HAWOLI werk zeugen im Kunstverein Rotenburg/W., Nödenstraße 9, Sa 15 – 17/ So 11- 13 & 15 – 17 Uhr.

Tue Greenfort – Vitalismus Mechanismus (2015)

Unter dem Titel „Vitalismus Mechanismus“ präsentiert der 1973 im dänischen Holbaek geborene, heute in Berlin lebende, Künstler eine dreiteilige Arbeit, die so unterschiedliche Themen wie Rohstoffkreisläufe, naturgerechte Lebensmittelproduktion und Industrialisierung der Landwirtschaft einer künstlerischen Recherche und Inszenierung unterzieht. Zwei Teile der Arbeit befindet sich im Außenraum. Zwei im Sturm umgestürzte Kiefern und eine Pappel hat Greenfort mit der Brut essbarer Pilze geimpft. Die Idee dahinter: Im Laufe der nächsten 15 bis 20 Jahre werden sich die Stämme auf natürliche Art zersetzen. Solange aber dienen sie für alle möglichen Organismen als Nährboden, darunter auch die vom Künstler ausgewählten Kulturpilze. Die ortsnahe Lage am Waldrand bietet Betrachtern die Gelegenheit diesem Prozess beizuwohnen und durch den Verzehr der schmackhaften Zuchtpilze sogar Teil davon zu werden.

Dem natürlichen Kreislauf des Werdens und Vergehens in der Natur stellt Greenfort ein künstliches Wachstumsexperiment gegenüber. Im Zentrum einer zu einem neutralen, achteckigen Ausstellungsraum umfunktionierten Scheune steht ein brunnenartiger Edelstahlbehälter mit einer darüberhängenden Baumwurzel. Aus Düsen wird die Wurzel mit Harnstofflösung benetzt. Die sich mit der Zeit ausformenden Kristalle lassen ein bizarr geformtes Gebilde entstehen lassen. So schön und faszinierend die Arbeit auf den ersten Blick wirkt, so schaurig und desillusionierend ist sie zugleich. Natürlicher Harnstoff könnte aus dem Urin von Menschen und Tieren gewonnen werden. Doch das reicht keineswegs aus, um den enormen Hunger der Agrarindustrie nach ökologisch umstrittenem Kunstdünger aus synthetisch produziertem Harnstoff, auch Urea genannt, zu stillen. Ein Stapel handelsüblicher Urea-Säcke im Ausstellungsraum weist darauf hin. Ebenso veranschaulichen Fotos, Wandtexte und Schauobjekte in beleuchteten Vitrinen die komplexen Zusammenhänge. Versuchslabor, Hexenküche, Lehrmittelraum und künstlerische Inszenierung im White Cube: Tue Greenfort gehört heute zu den wichtigsten Vertretern einer interdisziplinären, an der Schnittstelle von Ökologie und Ökonomie, Mensch, Natur und Umwelt operierenden Kunst. (Nicole Büsing & Heiko Klaas)

Die Installation entstand als Teil des Modellvorhabens „Offenland – Kunst & Umweltbildung“

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Nils Norman – The Folly of George III / Die Verrücktheit von Georg III. (2015)

  • The Folly of George III.
  • Innenansicht Pavillon
  • Wetterfahne
  • Plan mittelalterlicher Felder

„Folly“: Nils Normans Pavillon ist nach den kapriziösen Zierbauten benannt, die zur beliebten Ausstattung englischer Landschaftsparks des 18. Jahrhunderts gehörten. Der 1966 in Kent geborene britische Künstler, der international im urbanen Raum Projekte realisiert, verwandelte eine marode Grillhütte am Dorfteich in Neuenkirchen in einen lichten, luftigen Ort zum Verweilen. Norman öffnete die halbgeschlossenen Wände und gab so die Sicht auf die Umgebung frei. Die mosaikartige Täfelung und die Komposition der treppenförmigen Rundbank im Inneren des Pavillons, die Strukturierung der den Bau erweiternden Pflasterung und des Wegs zum Teich samt des Anlegestegs mit weiterer Sitzbank am Wasser deuten auf die kleinteilige Parzellierung der Felder vor den Landreformen des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Silhouette auf der Wetterfahne, die Normans „Folly“ krönt, repräsentiert den „Bauernkönig“ Georg III. Regent von England und Hannover. Die unter Georgs Herrschaft in Gang gesetzten Landreformen in England waren Vorbild für eine massive Veränderung der Agrarlandschaft in weiten Teilen Europas.

Norman lebt in London und Kopenhagen, wo er an der Königlich Dänischen Akademie für bildende Kunst lehrt. Nach Abschluss eines Malereistudiums an der St. Martins School of Art in London betrieb er gemeinsam mit Künstlerkollegen wie Stephan Dillemuth, Josef Strau, Merlin Carpenter und Andrea Fraser experimentelle Produktions- und Ausstellungsplattformen in Köln, London und New York. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Biennalen und in Ausstellungen namhafter Kunstinstitutionen wie der Tate Modern in London vertreten. Doch liegt sein Fokus auf ortsspezifischen architektonischen, landschaftsplanerischen und skulpturalen Interventionen und Gestaltungen in städtischen Environments. Blickerweiterung durch Öffnung und historische Aufladung der räumlichen Gegebenheiten: Wer in Normans „Folly“ Platz nimmt, sollte sich auf eine Intensivierung der Wahrnehmung gefasst machen. (Belinda Grace Gardner)

Die Installation entstand als Teil des Modellvorhabens „Offenland – Kunst und Umweltbildung.“ 

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Aram Bartholl – Keepalive (2015)

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Von außen betrachtet wirkt „Keepalive“ von Aram Bartholl (*1972 in Bremen) wie ein ganz normaler Findling. Man sieht dem Stein, der unscheinbar am Rande der idyllischen Ortschaft Hartböhn in der Lüneburger Heide liegt, nicht an, dass sich in ihm hunderte von digitalen Büchern befinden. Erst wenn jemand darunter ein kleines Lagerfeuer entfacht, werden ein thermoelektrischer Generator und ein WLAN-Router im Inneren aktiviert und man erhält per Smartphone oder Laptop Zugriff auf eine elektronische Bibliothek mit Überlebensratgebern aller Art, zu der man eigene Daten und Texte hinzufügen kann.

Der Medienkünstler Aram Bartholl arbeitet mit Wegen der Wissens- und Informationsvermittlung, die den Entwicklungen des digitalen Zeitalters entgegenwirken und unseren Umgang mit Daten hinterfragen. In diesem und anderen seiner Projekte hebelt er Machtverhältnisse und Kontrollmechanismen bei der Nutzung von Internetdiensten zur Datenübertragung aus, häufig auch durch das Hinzufügen einer unkontrollierbaren Zufallskomponente.

Mit „Keepalive“ wird der Stein selber zum Datenträger. In einer sehr archaischen aber auch konspirativen Art und Weise können Informationen lediglich lokal ausgetauscht werden, denn im Gegensatz zu weltweit vernetzten Servern, Services und Clouds ist dieser Stein nicht mit dem Internet verbunden. Man muss in die Natur gehen um den Stein zu finden und ein Feuer machen, um die Datenquelle zu aktivieren. Dies kann jeder tun, der sich vorher im nahe gelegenen Kunstverein Springhornhof oder über andere Quellen den genauen Standort hat erklären lassen.

Beherzigt man die Ratschläge aus der Sammlung von Survival-Guides ist man gewappnet, – so zumindest lautet ihr großes Versprechen – für das einsame Überleben im Wirr-Warr der Welt der Computerprogramme ebenso wie in der Wildnis.“„Keepalive“ stellt die Frage, was „Überleben“ wirklich meint, und ergründet unsere Bedürfnisse. Die Arbeit stellt sich dem Zentralisierungszwang im Internet entgegen, wirft Fragen zur Demokratie der Wissensverwaltung auf und leitet eine Gegenbewegung der Autonomie ein.“ (Jennifer Bork)

Aram Bartholl (*1972 in Bremen) ist Mitglied der Künstlergruppe Free Art and Technology Lab – F.A.T. Lab und bewegt sich in netzpolitischen Kreisen wie z.B dem Chaos Computer Club. Neben zahlreichen Vorträgen, Workshops und Performances wurden seine Arbeiten international u. a. ausgestellt im MoMA Museum of Modern Art, NY, The Pace GalleryNY und Hayward Gallery London. Aram Bartholl lebt und arbeitet in Berlin.

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Das Projekt „Keepalive“ von Aram Bartholl entstand im Rahmen des Forschungsprojekts „Art and Civic Media“ als Teil des Innovations-Inkubators Lüneburg, einem EU-Großprojekt, gefördert vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und vom Land Niedersachsen.

Gabriela Albergaría – D28 (2015)

Aussenskulptur des Kunstverein SpringhornhofMit einer behutsam in die Landschaft eingefügten Bodeninstallation macht Gabriela Albergaria die Spuren, der mit großem maschinellem Aufwand durchgeführten Aufforstungen der Lüneburger Heide sichtbar.

Der lapidare Titel der Skulptur, „D28“ entspricht der Bezeichnung der Lüneburger Heide in der vom Bundesamt für Naturschutz herausgegebenen Liste naturräumlicher Einheiten.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts befanden sich an dieser Stelle baumlose Heideflächen, eine Folge der jahrhundertelangen Überweidung der kargen Sandböden. Erst als man im Zuge der Industrialisierung über die technischen Möglichkeiten verfügte, mit gewaltigen Dampfpflügen den so genannten „Ortstein“, eine wasserundurchlässige Bodenschicht, aufzubrechen, konnten Kiefern auf dem kargen Boden gedeihen.

Die gleichmäßig verlaufenden Bodenwellen, über die sich die Installation erstreckt, sind die noch immer sichtbaren Furchen dieser Dampfpflüge. Auf der gegenüberliegenden Seite des kleinen Wanderweges ist das Bodenprofil deutlich unregelmäßiger. Hier hatten sich durch die starke Winderosion, Sanddünen gebildet, welche an vielen Stellen in der Lüneburger Heide die Existenz ganzer Ortschaften bedrohen konnten.

Der rote Backstein für den sich die Künstlerin entschieden hat, ist ein typischer Baustoff dieser Region sowohl für Gebäude als auch für Gehwege. Leicht erhaben, als überschaubarer Abschnitt und jeder Unregelmäßigkeit im Boden folgend, fixiert Gabriela Albergaria damit den momentanen Zustand des Waldbodens.

Gärten und Landschaften als kulturell geschaffenen, hierarchisierten, gezüchteten und geplanten Gebilden gilt das Interesse ihrer künstlerischen Praxis. Gabriela Albergaría richtet unser Augenmerk auf die Ambivalenz von Natürlichem und Künstlichem, auf das, was an der Natur künstlich geworden ist, bzw. was sich durch die Herrschaft des Menschen über die Natur entwickelt hat.

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Die Außeninstallation D28 entstand als Teil einer Serie von Kunstprojekten des Europäischen Landschaftskunstnetzwerks ELAN, mit denen sich Künstlerinnen und Künstler im Springhornhof, im Yorkshire Sculpture Park (GB), dem Centre of Polish Sculpture in Oronsko (PL) und bei Arte Sella im Trentino (I) auf ökologische Bedingungen, Landschaftsgestaltung, Vegetation und Wachstumsprozesse des jeweiligen Ortes beziehen.

Gabriela Albergaria (*1965 Vale de Cambra, Portugal. Lebt in New York, USA) hat Kunst an der Universität in Porto studiert und war artist-in-residence am Künstlerhaus Bethanien, an der Cité International des Arts Paris und im Botanischen Garten der Oxford University. Seit 1990 hat sie an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teilgenommen. Ihre Projekte und Installationen waren unter anderem in Sao Paulo (Brasilien), der Villa Arson in Nizza, der Kunsthalle Emden, der Vancouver Art Gallery und der Biennale Montevideo zu sehen.

 

Gabriela Albergaría

 Ausstellung

»L’espace est une impasse où son temps s’abolit.« / »Der Raum ist eine Sackgasse, in der die Zeit abgeschafft ist.« (Jean Prevert)
18. April – 14. Juni 2015

Einladung Eröffnung (pdf)

Aussenskulptur D28

Das Projekt Kunst-Landschaft wird in diesem Frühjahr um die Bodenskulptur D28 von Gabriela Albergaria erweitert. Mit ihrer behutsam in die Landschaft eingefügten Bodenskulptur begibt sich die Künstlerin auf die Spur der mit erheblichem maschinellen Aufwand erfolgten Aufforstungen der Lüneburger Heide am Ende des 19. Jahrhunderts.

Aus diesem Anlass zeigt der Kunstverein Springhornhof eine Einzelausstellung mit Zeichnungen, Collagen und Installationen der portugiesischen Künstlerin.

Gärten und Landschaften als kulturell geschaffene, hierarchisierte, gezüchtete, transportierte und geplante Gebilde sind das wichtigste Material von Albergarias Arbeit. Durch die Kombination von Zeichnungen, Objekten und Fotografien hat sie ein Verfahren entwickelt, mit dem sie Pflanzen, bzw. Gärten und Parks seziert, neu zusammensetzt und fiktionalisiert.

Häufig nutzt sie Methoden, die an die alte Technik des Pfropfens angelehnt sind, um gefällte Bäume in neue skulpturale Form zu bringen. Sie legt Wurzelgeflechte frei, beobachtet absterbende Teile und verbindet künstlerische Mittel mit den Methoden der Botanik oder Landwirtschaft: Transplantation, Klassifizierung, Beschnitt etc.

Das Aussenobjekt von Gabriela Albergaria ist ein Projekt von ELAN european landart network.

Gabriela Albergaria (*1965 Vale de Cambra, Portugal. Lebt in New York, USA) hat Kunst an der Universität in Porto studiert und war artist-in-residence am Künstlerhaus Bethanien, an der Cité International des Arts Paris und im Botanischen Garten der Oxford University. Seit 1990 hat sie an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teilgenommen. Ihre Projekte und Installationen waren unter anderem in Sao Paulo (Brasilien), der Villa Arson in Nizza, der Kunsthalle Emden, der Vancouver Art Gallery und der Biennale Montevideo zu sehen.

IMG_1312 bei Recherchen in Neuenkirchen

Dokumentation Waldschutzhütte

Marjetica Potrč und die Klasse Design der Lebenswelten der HfbK Hamburg (Finn Brüggemann, Maria Christou, Fabian Dehi, Bernhard Niklaas Karger, Maja Leo, Johanna Padge, Till Richter, Amalia Ruiz-Larrea, Nuriye Tohermes) in Zusammenarbeit mit der Klasse 6a der GOBS Neuenkirchen und ihrer Lehrerin Lena Kohrsmeier

Begleitausstellung zum Projekt „Offenland – Kunst und Umweltbildung“

18.10. – 21.12.2014

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Die Neuenkirchener Schule bewirtschaftet seit März 2013 ein in der Nähe des Dorfes gelegenes Waldstück. Am Rande dieses Waldstücks haben die Klasse 6a der und ihre Lehrerin Lena Kohrsmeier im Frühjahr damit begonnen, gemeinsam mit der Künstlerin Marjetica Potrč und einem Team von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg eine „Waldschutzhütte“ zu planen, die ein Ausgangspunkt für die Erforschung und Erfahrung des Waldes sein soll.

Am Beispiel von Behausungen der Tiere des Waldes wurde erkundet, was ein schützender Ort im Wald erfordert und wie er aussehen könnte. Es wurden Ideen gesammelt, Träume und Wünsche geäussert, Erfindungen gemacht, gezeichnet und Modelle gebaut. Die möglichen Ausmasse einer Architektur zwischen Bäumen, die als Unterstand, Lagerraum, Rückzugsort, Treffpunkt und offenes Klassenzimmer genutzt werden kann, wurde mit provisorischen Lattenkonstruktionen erprobt.

Mit der Präsentation im Kunstverein Springhornhof soll das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt und weitere Anregungen und Ideen gesammelt werden, bevor ein konkreter Entwurf entsteht. Nächste Schritte sind die Umsetzung des Entwurfs in eine genehmigungsfähige Bauzeichnung und die Errichtung der „Waldschutzhütte“ durch Schüler, Studenten und Handwerker aus der Region.

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Rebecca Partridge – Notations

18 Oktober – 21 Dezember 2014
06. – 25. Januar 2015 geöffnet nach Vereinbarung
25. Januar, 15 Uhr: Vortrag von Rebecca Partridge & Katalogvorstellung

english text see below

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NOTATIONS, die erste Einzelausstellung der britischen Künstlerin Rebecca Partridge (*1976) in Deutschland, ist eine Anordnung von Gemälden, einem Film und Keramikobjekten von Rebecca Partridge, die unsere Beziehung von “Innen und Außen” erkundet.

Ausgehend von ihren eigenen synästhetischen Erfahrungen, einem Sinnesvorgang den jeder mehr oder weniger intensiv erlebt, untersucht die Künstlerin grundlegende Wahrnehmungsprozesse. Ihre Werke treten in Beziehungen miteinander und stellen “kreuz und quer” Verbindungen her. Sie beschäftigen sich sowohl mit dem Körper und mit Landschaft, als auch mit unserer inneren subjektiven Welt und der äußeren Umgebung.

Der Ausstellungstitel NOTATIONS bezieht sich nicht nur auf ein von John Cage 1969 herausgegebenes Buch grafischer Partituren, die die Sprachen von Klang und visueller Form miteinander verbinden, sondern auch auf den Begriff der Beobachtung, die unscharfen Randbereiche subjektiver Erfahrung und den Versuch der objektiven Aufzeichnung.

Partridges minimalistische Seestücke und komplexe Baumstrukturen bewegen sich weg vom Erzählerischen hin zu einer unmittelbaren Auffassung von Räumen als Orten sinnlicher Erfahrung. Zugleich abstrakt und realistisch, werden die Bilder zu Spiegeln des Inneren und entwickeln einen Rhythmus, der sich als Resonanzen innerhalb einzelner Werkserien fortsetzt. Die mit aufmerksamer Sorgfalt ausgeführten Kunstwerke werden zu einem Ort der Übersetzung von innerer und äußerer Erfahrung.

Zum Ende der Ausstellung erscheint ein Katalog mit einem Gespräch von Jan Verwoert mit der Künstlerin.

Rebecca Partridge wurde 1976 in Großbritannien geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Seit ihrem Abschluss an der Royal Academy of Arts, London 2007 hat sie international ausgestellt. Jüngste Einzelausstellungen u.a.: ‘As Above, So Below’(Art First Projects, London) und ‘In The Daytime’ (Kunsthalle CCA, Andratx) sowie zahlreiche Gruppenausstellungen z.B. ‘A Planetary Order’ (Galerie Christian Ehrentraut, Berlin).

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Rebecca Partridge
Notations
18 October – 21 December 2014

Notations is a collection of paintings, film and ceramic sculpture which form a constellation of works exploring our relationship between ‘inside and outside’.

Reflecting the artist’s experience of synaesthesia, which on some level we all have, the works explore our basic perceptual experiences as they enter into relationship with each other creating ‘cross overs and correlations’. The works deal both with the body and with landscape, our inner subjective world and our external environment.

‘Notations’ then, refers not only to John Cage’s book of graphic scores which crosses over the languages of sound and visual form, but also to the notion of observation, the blurred boundary of subjective experience and attempts at objective recording.

Partridge’s minimal seascapes and complex tree structures steer away from narrative towards a direct experience of spaces as sites of sensory experience. Simultaneously abstract and realistic, the works often have an internal sense of mirroring, as well as a rhythm which continues amongst the works in series and as wider constellations. These basic resonances and mimetic relationships are at the heart of the practice, raising questions as to where these connections arise. Described with an attitude of careful attention, the art works become a point of translation between our experience of inner and outer.

Notations is Rebecca Partridge’s first solo exhibition in Germany.

The exhibition will be accompanied by a catalogue with the contribution of a conversation between the artist and art crtic Jan Verwoert.

Rebecca Partridge was born in U.K, 1976 and currently lives and works in Berlin. Since graduating from the Royal Academy Schools, London in 2007 she has exhibited internationally. Recent solo exhibitions include, ‘As Above, So Below’at Art First Projects, London and ‘In The Daytime’ at Kunsthalle CCA Andratx, Spain,  as well as numerous group exhibitions ‘A Planetary Order’, Galerie Christian Ehrentraut, Berlin,  and “Reason and Emotion” which she co curated at Springhorhof in 2013.

 

Katie Paterson: Eveningness

English text see below

 Lightbulb Moonlight09. August – 28. September 2014
„Katie Paterson: Eveningness“ ist das bislang größte und anspruchsvollste Ausstellungsprojekt der Künstlerin, die die britische Zeitung The Observer 2010 als eine der „besten jungen Künstlerinnen Großbritanniens“ bezeichnet hat. Es ist ihre erste Einzelausstellung in Deutschland.

Katie Paterson nutzt für ihre Kunstprojekte hoch entwickelte Technologien und das Wissen von Experten, um die intimen, poetischen und philosophischen Beziehungen des Menschen zur Natur darzustellen. Ausgestattet mit der kindlichen Fähigkeit des Staunens und einem ausgeprägten Sinn für das Absurde, lässt uns ihr Werk das Universum neu sehen und eröffnet ein mitunter schwindelerregendes Bewusstsein für unseren Platz im Kosmos. Sie vereint einen wissenschaflich basierten Ansatz mit romantischer Sensibilität und minimalistisch „kühler“ Präsentation. Ihre Werke brechen die Distanz zwischen dem Betrachter und den entferntesten Winkeln von Zeit und Raum.

Paterson hat das Geräusch eines schmelzenden Gletschers live in den Ausstellungsraum übertragen, hat alle verloschenen Sterne kartografiert, ein Diaarchiv von der Dunkelheit in den uralten Tiefen des Universums erstellt, eine Glühbirne entwickelt, mit der sich die Erfahrung des Mondlichts simulieren lässt und ein nano-kleines Sandkorn tief in der Wüste Sahara begraben. Damit ruft sie Gefühle von Demut, Staunen und Melancholie hervor, die der romantischen Empfindung des Erhabenen nah verwandt sind. Patersons Werke sind zugleich sparsam in der Geste und gewaltig in ihren Dimensionen.

Die Ausstellung wird von der portugiesischen Kuratorin Filipa Oliveira und Bettina v. Dziembowski (Springhornhof) kuratiert und ist eine Koproduktion des Kunstvereins Springhornhof mit der Mead Gallery Warwick (GB) und La Casa Encendida, Madrid (E). Anhand der unterschiedlichen Auswahl von Arbeiten an den drei Ausstellungsorten, werden sich die vielfältigen Bedeutungsebenen von Katie Paterson künstlerischer Praxis Schritt für Schritt entfalten.

„Eveningness“ im Springhornhof konzentriert sich auf Werke, die sich mit dem Mond und dem Weltraum befassen. Die Spuren und Aufzeichnungen aus dem Hier und Jetzt wecken unsere Vorstellungskraft von weit entfernten Zeiten und unergründlichen Orten.

Die Ausstellung wird durch die Förderung durch das Land Niedersachsen und die Stiftung Niedersachsen ermöglicht.

Katie Paterson wurde 1981 in Glasgow geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Seit ihrem Abschluss an der Slade School of Fine Art 2007 wurden ihre Werke von London bis New York, von Berlin bis Seoul, international ausgestellt und waren Teil wichtiger Ausstellungen in der Hayward Gallery und Tate in London, der Wiener Kunsthalle und Sydneys MCA. Patersons Arbeiten sind in Sammlungen wie dem Guggenheim Museum New York und der National Gallery of Modern Art, Edinburgh vertreten.

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Katie Paterson: Eveningness
9 August – 28 September 2014

Katie Paterson: Eveningness is one of the largest, and most ambitious exhibition of Paterson’s work to date, named by The Observer in 2010 as one of the ‘best new artists in Britain.’ It is her first solo show in Germany.

Katie Paterson’s conceptual projects make use of sophisticated technologies and specialist expertise to stage intimate, poetic and philosophical engagements between man and the natural environment. Tempered with a childlike kind of wonder and a keen sense of the absurd, her work makes us see the universe anew and offers a sometimes giddying sense of our place within the cosmos. Combining a research-based approach, a Romantic sensibility and coolly Minimalist presentation, her work collapses the distance between the viewer and the most distant edges of time and space. In the past, Paterson has broadcast the sounds of a melting glacier live to a visitor on a mobile phone in an art gallery, mapped all the dead stars, compiled a slide archive of darkness from the ancient depths of the universe, custom-made a light bulb to simulate the experience of moonlight, and buried a nano-sized grain of sand deep within the Sahara desert. Eliciting feelings of humility, wonder and melancholy akin to the experience of the Romantic sublime, Paterson’s work is at once understated in gesture and yet monumental in scope.

Co-curated by Bettina von Dziembowski and Filipa Oliveira, this exhibition is co-produced by the Kunstverein & Stiftung SPRINGHORNHOF with Mead Gallery, Warwick, and La Casa Encendida, Madrid. The multifarious meanings that can be accorded Katie Paterson’s practice will unfold over the duration of the exhibition tour with divergent selections of the artist’s work presented at each of the three exhibition venues.

The second of these exhibitions, Eveningness, which opens on 9th of August at the Kunstverein SPRINGHORNHOF, explores the conceptual nature of Katie Paterson’s practice and simultaneously focuses on works that deal with the moon and space, examined through traces and recordings in the here and now which trigger our imagination, often linking us to distant times and far unfathomable places.

Katie Paterson was born Glasgow, 1981 and currently lives and works in Berlin. Since graduating from the Slade School of Fine Art in 2007 she has gone on to exhibit internationally, from London to New York, Berlin to Seoul, and her works have been included in major shows including the Hayward Gallery and Tate in London, Vienna’s Kunsthalle and Sydney’s MCA. Her artworks are represented in collections such as the Guggenheim New York and the Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh.

Landschaften hören / Listening Landscapes

Jens Brand, Rebecca Chesney, Ulrich Eller, Cevdet Erek, HC Gilje, Pit Noack

Oliver Blomeier & Max Eastley
Installationen im Rahmen des Musik 21 Festivals

21. Juni – 3. August 2014

In der Ausstellung „Landschaften hören Listening Landscapes“ geht es um die vielfältigen Beziehungen von akustischer und visueller Wahrnehmung von Natur und Landschaft. Auf unterschiedliche Weise operieren die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler, darunter der documenta-Teilnehmer Cevdet Erek, innerhalb und ausserhalb der Ausstellungsräume mit dem Zusammenspiel von Klang, Raum, Zeit, Bewegung und Form. Akustische Interventionen erweitern die natürliche Klangumgebung, Naturgeräusche werden zu visuellen Zeichen, aus Bewegung entstehen hörbare Landschaften und unsichtbare Vorgänge in der Natur werden mittels Elektronik wahrnehmbar.

Höhepunkt und Erweiterung der Ausstellung ist das dreitägige Musik 21 Festival, das vom 18. – 20. Juli in und um den Kunstverein Springhornhof stattfindet.

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Eine Ausstellung im Rahmen von Musik 21 Niedersachsen
DANK

Wir danken dem Land Niedersachsen, dem Lüneburgischen Landschaftsverband, der Volksbank Lüneburger Heide eG und der Stiftung Niedersächsischer Volks- und Raiffeisenbanken für die Förderung der Ausstellung. Der Abfallwirtschaft Heidekreis und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe danken wir für die Unterstützung bei der Realisierung der Installation von Pit Noack.

 

Gilta Jansen – BROKEN IMAGES

05. April – 09. Juni 2014

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Gilta Jansens Arbeiten lassen sich als offene Systeme verstehen; deren Wahrnehmung sich stets verändert und denen man sich aus unterschiedlichen Richtungen nähern kann. Den Materialien ihrer Installationen, wie Papierbahnen, Mobiliar, Äste, Felle oder Teppiche sieht man Alltagsgeschichte an. Dinge, die unterschiedliche Assoziationen und Erinnerungen wecken, werden von Gilta Jansen zerlegt, zerschnitten, drapiert und in Bezug auf den jeweiligen Raum neu zusammengefügt. Spiegel und Folien erweitern und reflektieren die Blickwinkel. Lampen erzeugen ein Spiel von Licht und Schatten. Die jeweilige Gesamtinszenierung verknüpft unterschiedliche Erzählstränge und Einzelszenen zu einem Drehbuch, das von jedem Betrachter neu geschrieben wird.

Im Springhornhof zeigt Gilta Jansen unter anderem Installationen, Fotografien und einen Film, die in Kooperationen mit dem Künstler Gordon Castellane, der Künstlerin Joanna Schulte und der Komponistin Esmeralda Conde Ruiz entstanden sind.

zeitgleich kleiner Kunstmarkt – ausgewählte Grafik, Malerei, Objekte, Kunstbücher und Editionen zum Behalten oder Verschenken.

Wir danken unseren Förderern

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Gilta Jansen

*1979 in Neuss, lebt und arbeitet in Dannenberg / Elbe
2001 – 07 Hochschule für Bildende Künster Braunschweig

Ausstellungen (Auswahl seit 2010)

2013 Vom Hier und Jetzt, 86. Herbstausstellung niedersächsischer Künstler, Kunstverein Hannover
3. Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes, Kunststätte Bossard, Jesteburg
12 Grad unter dem wahren Horizont, mit Britta Ebermann, Quartierskünstleratelier auf der Veddel, Hamburg
8 Jahre V8, mit Britta Ebermann, V8 Plattform, Karlsruhe
2012 Paula Modersohn-Becker Kunstpreis 2012, Große Kunstschau, Worpswede
heute ist morgen immer noch, feat. Esmeralda Conde Ruiz, Kunstraum Tosterglope
residence – Junge Kunst aus Niedersachsen, Syker Vorwerk – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Syke2012 No Ideas But In Things, Raum 2, Neu Tramm
TRUE COLOR, mit Britta Ebermann, Kunstwerk Köln
Jahresausstellung Künstlergut Prösitz, Klosterkirche St. Augustin, Grimma/Leipzig
2011 Nomadische Unschärfen, mit Britta Ebermann, Temporary Gallery Cologne, Köln
2. Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes, Gotische Halle Schloss Celle
CREA.RE – creative regions, Linz/Österreich, Cordoba/Spanien, Poznan/Polen
2010 Welcome Home, Westwendischer Kunstverein, Gartow

Auszeichnungen/Preise:
2013 Daniel-Frese-Preis für zeitgenössische Kunst
2013 Wohn- und Arbeitsstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen
2011 Aufenthaltsstipendium in den Künstlerhäusern Worpswede
2011 Aufenthaltsstipendium auf dem Künstlergut Prösitz (mit Britta Ebermann)
2008/09 Wohn- und Arbeitsstipendium in der Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode
2006 Theodor-Kohl-Preis für Malerei, Braunschweig

KRIS FINN / Welcome to Williston – Letzte Hoffnung Ölboom

29. Oktober  – 22. Dezember

Welcome to Williston - Letzte Hoffnung ÖlboomMit seiner Fotoreportage dokumentierte Kris Finn für den VGH Fotopreis 2012 den Alltag von Wanderarbeitern und Tagelöhnern, die ohne entsprechende Ausbildung, aber getrieben vom amerikanischen Traum, in das Zentrum des Ölbooms Williston in North Dakota gereist sind. Was noch vor wenigen Jahren ein verschlafenes Kaff war, ist heute dank der Methode des Frackings das Epizentrum des größten Öl-Booms in der jüngeren US-Geschichte. Die modernen Goldsucher wollen im Ölfeld reich werden, ein neues und besseres Leben beginnen, nachdem sie in der Wirtschaftskrise alles verloren haben. Aus dem ehemaligen Traum wird in der Realität schnell ein Albtraum, denn die Jobs im Ölgeschäft sind mittlerweile rar und bezahlbare Unterkünfte nicht zu bekommen. Die Wanderarbeiter wohnen häufig viele Monate lang in Autos oder Zelten. „Die Reportage ist facettenreich fotografiert und zeigt alles – von großen Hoffnungen und Erwartungen bis hin zu Trostlosigkeit und Elend. Kris Finn ist einerseits ganz nah an den Menschen und andererseits behandelt er ein politisch hochrelevantes Thema: die Gier nach Öl“, fasst Rolf Nobel die Bewertung der Jury zusammen.

Kris Finn * 1983 in Gronau. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker begann er 2006 sein Fotojournalismus Studium an der FH Hannover. 2009 machte er eine 6-monatige Hospitanz als Pressefotograf bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Mit „Welcome to Williston“ gewann er den VGH Fotopreis 2012.

Anna Jander – IT’S SOUL

Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes

19. Oktober – 22. Dezember

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„Ohne Partei zu ergreifen, macht sich Anna Jander mit ihrer Malerei zur engagierten Chronistin der zwiespältigen Dynamik urbaner Entwicklungen. Stets setzt sie dabei ihre subjektive Seherfahrung in Beziehung zum kollektiven Bildgedächtnis und der medialen Wirklichkeit. Mit der ihr eigenen Handschrift, dem Spiel mit Perspektiven, Unschärfen, Intensitäten und Unwägbarkeiten wird die Stadtlandschaft zugleich zur Seelenlandschaft – It’s Soul.“ (B. v. Dziembowski)

Vita 1967 geboren in Lüneburg
 1986 bis 1990 Studium an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig
1997 – 2002 Lehrtätigkeiten: IFS Internationale Filmschule Köln, Animation School Hamburg, HFF Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolff in Babelsberg
 lebt und arbeitet in Niederohe und Berlin.

2013

26. Oktober – 22. Dezember
Kris Finn 
WELCOME TO WILLISTON – letzte Hoffnung Ölboom

19. Oktober – 22. Dezember
Anna Jander
IT’S SOUL – Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes

31. August – 13. Oktober
Asa Sonjasdotter
DIE KARTOFFEL

15. Juni – 18. August
Verstand & Gefühl – Landschaft und die zeitgenössische Romantik

6. April – 9. Juni
Markus Saile
non-travail

6. April – 9. Juni
Nadine Städler
INADVERTEDLY TOUCHED BY A LONG-DISTANCE RUNNER

Åsa Sonjasdotter – Die Kartoffel

Mit Beiträgen der Landwirte Christina und Rolf Baden aus Neuenkirchen-Brochdorf, den ehemaligen Fotograf/Innen des Instituts für Kartoffelzüchtung Groß Lüsewitz und einer untersuchenden Kartoffelzüchtung, Berlin.

Projektstart Ende April / Ausstellung vom 31. August – 13. Oktober

Seit vielen Jahren befasst sich Åsa Sonjasdotter in ihren Ausstellungen und Projekten mit dem Verhältnis von Menschen zu Pflanzen. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis steht dabei immer wieder die Kartoffel als Kulturpflanze mit einer langen Geschichte, die sowohl politisch als auch sozial- und wissenschaftshistorisch hochinteressant ist. Oft arbeitet sie in ihren Langzeitprojekten mit Landwirten, Hobbygärtnern, Ökoaktivisten, Genforschern, Urban Gardening Projekten aus der ganzen Welt zusammen und bezieht sich auf die Bedingungen des jeweiligen Ortes. Ihre in unterschiedlichste Fachgebiete verzweigten Vorhaben verdeutlichen die Brisanz der Thematik und verweisen auf Veränderungen der stereotypen Zuschreibungen von städtischem und ländlichem Raum.

Im Springhornhof widmet sie sich unterschiedlichen Aspekten des Kartoffelanbaus und der Kartoffelzucht. Stets reflektiert sie dabei die Art und Weise, wie das Thema in unserem Alltag, in wissenschaftlichen Diskursen, ökonomischen Zusammenhängen, in der Werbung oder historischen Dokumenten repräsentiert wird.

In Zusammenarbeit mit den Landwirten Christina und Rolf Baden, die in Neuenkirchen-Brochdorf einen kleinen Hofladen betreiben, hat sie die Kartoffelsorten „Adretta“ und „Gala“ anbauen lassen. “Adretta” war das Ergebnis der Entwicklung einer besonders robusten Kartoffelsorte, die für die Anbau- und Erntemethoden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in der DDR geeignet war. Die Sorte “Gala” wurde nach der Wiedervereinigung gezüchtet. Als das DDR Institut für Pflanzenzüchtung in Groß Lüsewitz bei Rostock nach der Wende aufgelöst wurde, gründeten ehemalige Institutsmitarbeiter zusammen mit Kartoffel-Veredlungsbetrieben der alten Bundesländer – als Gesellschafter – die Firma NORIKA GmbH. Sie führen in ihrem Betrieb das Wissen, das das Institut über Jahrzehnte aufgebaut hatte, fort.

Fotografien, Zeichnungen und Texte dokumentieren die deutsch-deutsche Geschichte der beiden Sorten, den Anbau, das Wachstum, die Ernte, aber auch den Alltag von Famile Baden. In großen Rollcontainern, die normalerweise für Supermärkte bestimmt sind, stehen“Gala“ und „Adretta“ zum Verkauf.

Im Raum daneben gewährt Åsa Sonjasdotter Einblicke in das Fotoarchiv des ehemaligen Instituts für Pflanzenzüchtung in Groß Lüsewitz. Die Fotos sind nicht nur wissenschaftliche Dokumente, sondern portraitieren auch die Institutsmitarbeiter, wobei eine interessante Spannung zwischen Ideologie und Alltagsleben entsteht. Die Notwendigkeit der Zucht robuster Sorten für eine großflächige Landwirtschaft, der wenig Chemikalien zur Verfügung standen, fügt eine aktuelle Bedeutung zu diesen Themen hinzu.

In der Textcollage „Auswahl/Erinnern“ im Obergeschoss verbindet Sonjasdotter verschiedene Erzählstränge im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Kartoffelsorten. Die Fakten entstammen dem Quellenmaterial, das in einer Vitrine ausgebreitet ist. Die Chronik beginnt mit der Russischen Revolution. Schauplätze sind Russland, Ungarn, Südafrika, Peru, Großbritannien oder Groß Lüsewitz. Die genetische Entwicklung des global verbreiteten Grundnahrungsmittels Kartoffel ist verknüpft mit politischer Ideologie, persönlichen Schicksalen, ökonomischen Interessen, Lizenzvergaberechten und individuellen Experimenten.

Die Installation „Eine untersuchende Kartoffelzüchtung“ setzt diese Geschichte fort. Diaserien dokumentieren drei Jahreszyklen des gleichnamigen Projekts auf einer Brache mitten in Berlin. Hier versuchen Gärtner, Künstler und Interessierte, an altes Wissen anzuknüpfen und mit einer großen Artenvielfalt von unterschiedlichen Formen, Farben, Qualitäten und Aromen zu experimentieren.

Wir danken dem Land Niedersachsen, dem Lüneburgischen Landschaftsverband und der Volksbank Lüneburger Heide für die Förderung der Ausstellung und des Begleitprogramms. 

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Ebenfalls danken wir dem Kulturhistorischen Verein Groß Lüsewitz e.V., der Universität Tromsø, dem Office for Contemporary Arts Norway, der Heidesand Raiffeisen-Warengenossenschaft eG, Norika GmbH und den Prinzessinnengärten am Moritzplatz Berlin für die freundliche Unterstützung der Ausstellung.

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Biografie

Åsa Sonjasdotter ist Professorin an der Akademie für zeitgenössische Kunst in Tromsø/N, an deren Gründung 2007 sie beteiligt war. Sie hat in Kopenhagen/DK und Trondheim/N studiert. In den neunziger Jahren war sie Gründungsmitglied von „Women Down the Pub“, einer feministischen Kunst- und Aktionsgruppe.

Ausgewählte Projekte: The Way Potatoes Go II (The Politics and Pleasures of Food, Halle 14, Leipzig, 2013); Rooting, Regional Networks, Global Concerns (Sullivan and Betty Rymer Galleries, Chicago, USA, 2013); The Way Potatoes Go (Green Acres: Artists Farming Fields, Greenhouses and Abandoned Lots, Contemporary Arts Center, Cincinnati, USA, 2012), Hungry City (Kunstraum Kreuzberg, Berlin, 2012), The Order of Potatoes (The Worldly House, dOCUMENTA (13), Kassel, 2012), The Order of Potatoes (Göteborgsbiennalen, Sweden, 2011), The Way Potatoes Go (EATLACMA, LACMA, Los Angeles, USA, 2010), Small Potatoes Make Big Noise (4th Bucharest Biennale, Romania, 2010); The Way Potatoes Go (The Gatherers: Greening Our Urban Spheres, Yerba Buena Center for the Arts, San Francisco, USA, 2008), Tea Pavilion (3rd Guangzhou Triennial, Guangzhou, China, 2008), Sharing the Knowledge (Konsthall C, Stockholm Sweden, 2007); Reconstructing supplies (Kunsthalle Exnergasse, Wien, Austria, 2007); Impossible India (Frankfurter Kunstverein, Germany, 2006); On Mobility (Muscarnok, Budapest, Hungary and De Appel, Amsterdam, Netherlands, 2006).

VERSTAND & GEFÜHL / Landschaft und die zeitgenössische Romantik

15. Juni – 18. August 2013

the hierarchy of relevance (snare drum)

Guy Allott (GB), Martin John Callanan (GB), Simon Faithfull (GB), Runo Lagomarsino (S/Bras), Randi Nygård (N), Munan Øvrelid (N), Rebecca Partridge (GB), Katie Paterson (GB), Benja Sachau (D), Corinna Schnitt (D), Richard T. Walker (USA/GB)

Kuratiert von Randi Nygard, Rebecca Partridge und Bettina v. Dziembowski

english version see below

Wohl kaum eine Epoche ist durch so viele Missverständnisse und Widersprüche geprägt wie die „sentimentale“ Romantik und wohl kaum eine Epoche hat unser nordeuropäisches Verhältnis zur Natur und zum Individuum so nachhaltig geprägt. Davon ausgehend setzt die Ausstellung „Verstand & Gefühl“ Motive und Ideenwelten der Romantik in Bezug zu den Arbeiten von elf zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern.
Charakteristisch für die Romantik des 19. Jhdts. ist die Verlagerung des Interesses vom Verstand zum Gefühl, von der Berechnung zur Intuition, von objektiver Betrachtung zur subjektiven Wahrnehmung. Ein Anliegen der Kunst war der Ausdruck des Individuums, die Vermittlung intensiver Gefühlszustände insbesondere in Beziehung mit einer tiefen metaphysischen Verbundenheit zur Natur.

Die Romantik war jedoch nicht nur paradiesisch und schön, sie umfasste auch das Subversive von Entgrenzungserlebnissen. Künstler wie Delacroix oder Goya stellten in ihren Schreckensszenarien ungezügelte Gefühle dar. Bilder ruinösen Verfalls bei Caspar David Friedrich oder William Turner erinnerten an die Macht der Natur sich die Zivilisation zurückzuerobern.

Vorherrschend jedoch, insbesondere unter den Malern, war die Darstellung unermesslich weiter unzivilisierter Landstriche, deren idealisierte Erhabenenheit die unauflösliche Beziehung des Menschen zur Natur zum Ausdruck brachten. Ehrfurcht einflössend und beängstigend zugleich wird der Betrachter damit konfrontiert, seine eigene Position im Universum zu hinterfragen: Die äussere Landschaft dient als Metapher für eine innere Erfahrung.

In den im Springhornhof gezeigten Arbeiten erscheint die Romantik nicht als sehnsuchtsvolle Wiederbelebung von Versatzstücken einer grandiosen Vergangenheit, sondern als Ansatz für eine Vielzahl von Strategien der Aneignung, Fortsetzung, Kritik und Transformation. Die heutige Romantik ist eine Metaromantik in der nicht nur Melancholie und intensive Gefühle zum Ausdruck kommen, sondern auch Distanzbewusstsein und Ironie. So spielen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowohl auf die Sehnsucht nach einer märchenhaften Naturidylle an, als auch auf die Umstände dieses Eskapismus. Hinter der Sehnsucht nach der Schönheit und dem Paradies bleibt das Wissen um das Scheitern großer Utopien stets präsent.

 

REASON & EMOTION / Landscape and the contemporary Romantic

Hardly any epoch has been marked by so many misunderstandings and contradictions as the „sentimental“ Romantic era, just as hardly any epoch has so shaped our northern European relationship between nature and the indiviual. On this basis the exhibition „Reason and Emotion” explores ideas and motifs derived from Romanticism in relation to the work of eleven contemporary artists.

Characteristic of the Romanticism of the 19th Century is the shift of interest from reason to feeling, computation to intuition, objective observation to subjective perception. One aim of art at this time was the expression of the individual, the mediation of intense emotional states, particularly in relationship with a deep metaphysical connection to nature.

However, the Romantic was not only heavenly and beautiful, it also included the delineation of subversive experiences. Artists such as Delacroix and Goya presented scenarios of unbridled emotions in all their horror. Caspar David Friedrich and William Turner recalled the power of nature to regain civilisation through dark images of ruinous decay.

Predominantly, however, especially among the painters, was the presentation of immeasurably more uncivilised lands, whose idealised grandeur expressed the indissoluble relationship of man to nature. Awe-inspiring and frightening at the same time, the viewer is confronted with the question of his own position in the universe: the outer landscape serves as a metaphor for an inner experience.

In the works shown in Springhornhof the Romantic pervades, however not as a revival of a set of motifs sentimentally salvaged from a glorious past, but incorporated in a variety of strategies of appropriation, continuation, critique and transformation.

Today’s Romanticism is a Meta-Romantic showing not only melancholy and strong sensation, but also a distance, an awareness that manifests itself in ironic reflections. Thus, the participating artists play not only with the notion of romantic longing for nature-idyll, but also with the circumstances of this escapism. Behind the longing for the paradisiacal, the beautiful and fairy-tale, the abyss is just as present as the knowledge of the failure of utopias.

Nadine Städler INADVERTEDLY TOUCHED BY A LONG-DISTANCE RUNNER

o.T. (My black Nikes are the most comfortable Shoes I’ve ever had), Pigmentdruck auf Papier, 93 x 76 cm, 2012.

„Nadine Städler (*1979 in Hildesheim) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit den drei Arbeitsfeldern Zeichnung, Raum und Sprache. Alle drei sind ausschlaggebend für grundsätzliche Überlegungen zu konzeptuellen und philosophischen Fragestellungen. In ihren speziell für die gedoppelten Räume konzipierten Arbeiten kommen v.a. das Spielgelbild und das Projektionsbild vor. Beim projizierten Bild gilt ihr Interesse in erster Linie der Projektion an sich bzw. dem Zurückscheinen und Wiedererkennen des Projizierten. Das Lichtbild ist dabei ein Spiegelbild. Der Spiegel wird im Wortlaut der Künstlerin zum Träger der Reflexion und kann als Spekulation von Wirklichkeit, als Vervollkommnung oder Verdoppelung des sich illuminierenden Bildes gelesen werden.“ (Sabine Schaschl)

 

Biografie

*1979 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Köln

2003-2006 Studium der Freien Kunst, Hochschule der Künste Bern (HKB), CH
2008-2010 Master of Arts in Contemporary Arts Practice, Fine Arts, HKB, CH

Einzelausstellungen (Auswahl)
2007 Sommerprojekt, Marks Blond Project Bern, CH
2011 Le Cosmonaute avec Couleur, Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2008 Stipendienausstellung Aeschlimann-Corti, Centre Pasquart, Biel, CH
Swiss Art Awards, Basel, CH
2009 Regionale 9, Kunsthaus Langenthal, CH
2010 Stipendienausstellung Aeschlimann-Corti, Kunsthaus Langenthal, CH
Iris, Master HKB, Kunsthalle Bern, CH
2011 Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, Städtische Galerie Bremen
Kunstfrühling Bremen
2012 Ab in die Ecke, Städtische Galerie Delmenhorst
Residence-Junge Kunst aus Niedersachsen, Syker Vorwerk

Stipendien
2008 Hirschmann Stipendium, CH
2010 Förderpreis des Aeschlimann-Corti Stipendium, CH
Wohn- und Arbeitsstipendium, Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode

 

 

MARKUS SAILE non-travail

o.T., Öl auf Holz, 58 x 43 cm, 2012, Privatsammlung Köln.

Die Arbeiten von Markus Saile (*1981 in Stuttgart) erforschen den Möglichkeitsraum zwischen abstrakter und figurativer Malerei in seinen historischen und aktuellen Bedingungen. Sie reichen von dynamischen malerischen Setzungen bis hin zu fast monochromen, komplexen Überlagerungen von Farbschichten, die atmosphärische und dennoch heterogene, manchmal in sich widersprüchliche Räume erzeugen. Jedes Bild stellt eine singuläre und prozessuale Erkundung dieses Möglichkeitsraumes dar und kann als Spur dieser Erkundung aufgefasst werden.

Der Ausstellungstitel non-travail verweist auf einen kurzen Text von Marguerite Duras, in dem sie das Schreiben als eine Zustand beschreibt, der sich der Ökonomie der Arbeit und der geplanten Form verweigert, in dem es vielmehr um ein Kräfteverhältnis geht und in dem sich etwas Unvorhersehbares einzustellen vermag. Auch die künstlerische Produktion lässt sich als Utopie entwerfen, der sich der Logik der spätkapitalistischen, das Subjekt vollständig ergreifenden Arbeit entgegenstellt. Die Auseinandersetzung mit der Kunst- und insbesondere der Malereigeschichte mit all ihren Parametern wie Komposition, Form, Abstraktion oder Geste, heißt in diesem Zusammenhang, sich diese Form des Wissens zum einen anzueignen, sie zum anderen wieder loszulassen, um ein neues Terrain des Nichtwissens zu eröffnen. Malerische Setzungen sind in Markus Sailes Bildern insofern nur in ihrem Bezug aufeinander zu verstehen, als ein Kräfteverhältnis, das sich im Bildraum abspielt, das sich aber auch über diesen hinaus auf den Ausstellungsraum bezieht.

 

Biografie

*1981 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Köln
2004–10 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK)
2010–11 Meisterschüler

Einzelausstellungen
2012 Schichtwechsel, RECEPTION, Berlin
Markus Saile, Ringstube, Mainz, Germany
2011 Cliffhanger, RECEPTION, Berlin

Gruppenausstellungen
2012 Landschaftsgänger, Parrotta Contemporary Arts, Stuttgart
2011 Jahresgaben, Kunstverein Braunschweig
Nomadische Unschärfen, Temporary Gallery, Cologne (cat.)
too much, Kunstgruppe e.V., Cologne
2010 every so often, DREI Raum für Gegenwartskunst, Cologne (cat.)
walls feel the love, Raum Kalk, Cologne
Von mir aus, Salon Schmitz, Cologne
2009 Trinken als Chance, Kunstgruppe e.V., Cologne
2008 our gift to the World, Kunstklub, Berlin
motten unter der langen weißen Wolke, A.K.A., Munich
2007 Junge Kollegen, Verein für Originalradierung, Munich (cat.)
Beyond the line, HBK Braunschweig, Germany (cat.)
Dross, Hochschulgalerie HBK Braunschweig, Germany
2005 Plattform, Kunstverein Hannover, Germany
Stipendien
2007–2011 Studienstiftung des deutschen Volkes

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Tiefe Straße 4
D-29643 Neuenkirchen (bei Soltau)
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GRAFISCHES KONZEPT UND PROGRAMMIERUNG
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Inhaltlich verantwortlich gemäß § 55 Abs. 2 RStV: Bettina v. Dziembowski

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Möchten Sie von Ihren vorgenannten Rechten Gebrauch machen, genügt eine E-Mail an info@springhornhof.de

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Möchten Sie von Ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen, genügt eine E-Mail an info@springhornhof.de

Jeppe Hein – Parcours (2009)

Aussenstelle des Springhornhofs im Camp Reinsehlen bei Schneverdingen (ca. 16 km nördlich von Neuenkirchen)

Info & Anfahrt: Leporello_JeppeHein_Parcours

Jeppe Hein, Loop Bench (2009) - Camp Reinsehlen bei Schneverdingen

Die „Loop Bench,“ die Jeppe Hein 2009 am Rande einer weiten Gras- und Heidefläche inmitten der Lüneburger Heide platziert hat ist nicht zu übersehen. Die strahlend weiße Skulptur sieht aus, als wäre eine harmlose Parkbank zu einer rasanten Achterbahn mutiert. Sie bildet den Auftakt zu einem „Parcours“ mit denen der dänische Künstler das ehemalige Militärgelände Camp Reinsehlen bei Schneverdingen auf überraschende Weise in Szene setzt.

Entlang eines Rundwegs, der bauliche Relikte der militärischen Nutzung als Flugfeld im 2. Weltkrieg und späteres Panzergelände der britischen Streitkräfte miteinander verbindet, trifft man immer wieder auf diese fremdartigen Objekte. Sie erinnern an Parkbänke, entziehen sich allerdings der gängigen Nutzung. Jede ist auf eine andere Weise verformt und verfremdet: zu hoch, zu tief, scheinbar kaputt oder zu einem Kreis gebogen.

Der Höhepunkt des Kunstparcours kommt dagegen völlig unscheinbar daher. Am Rande des Wasserauffangbeckens der ehemaligen Panzerwaschanlage steht eine schlichte Sitzbank aus Holz. Setzt man sich darauf, steigt in der Mitte des Beckens eine zwanzig Meter hohe Wasserfontäne empor (nur in den Sommermonaten). Der ruppigen Zweckarchitektur wird ein überraschend poetisches Motiv entgegen gesetzt. Doch wie so oft im Werk von Jeppe Hein manifestiert sich das Kunstwerk erst, wenn es wahrgenommen wird. Steht der Betrachter wieder auf, sinkt der Wasserstrahl nach kurzer Zeit in sich zusammen.

Im Sommer 2007 erhielt Jeppe Hein für seinen „Parcours“ den Landschaftskunstpreis NEULAND, den die Stiftung Niedersachsen gemeinsam mit der Stiftung Springhornhof sowie in enger Kooperation mit dem Institut für Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover ausgelobt hat.

Jeppe Hein (*1974 in Kopenhagen) ist ein in Berlin lebender dänischer Bildhauer.
Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie und an der Städel-Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt.
Seine Werke werden international ausgestellt, unter anderem in der Tate Liverpool (A Secret History of Clay), in der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig (Performative Installation) und in New York im Museum P.S.1 (Flying Cube).

 

Eva Castringius — Back Country

9. April – 5. Juni 2011

In einer auf die Architektur des Kunstvereins bezogenen Installation, stellt Eva Castringius Malerei und Fotografie in einen ungewöhnlichen Dialog über das Thema Landschaft. Visuelles Material sind industriell geprägte Regionen im Südwesten der USA. „Ich arbeite mit reduzierten Bildelementen und setze architektonische Formen auf leuchtende Untergründe. Im Wechselspiel von Farbtransparenz und Farbdichte wird das Bild zur Projektionsfläche eines unendlichen Raumes.“

Gefördert durch das Land Niedersachsen, Consulate General of the United States of America, Mykita. Handmade in Berlin und Eidotech

Andrea Winkler — Famous Quotes by Famous People

18. Juni – 28. August

Die künstlerische Arbeitsweise von Andrea Winkler ist zwischen ortsspezifischer Installation, Objet trouvé und Skulptur angesiedelt. Mit ihren einfachen, fast beiläufig wirkenden Interventionen und verfremdeten Wiederaufführungen von Versatzstücken aus der Alltagswelt in Form von Objekten, gefundenen oder modifizierten Materialien und räumlichen Eingriffen, verwandelt sie vertraute Räume in komplexe dreidimensionale Collagen.
Für die Ausstellung im Kunstverein Springhornhof hat sie eine raumgreifende temporäre Installation aus alltäglichen Materialien wie Ink Jet Prints, Styroporplatten, Holz, Pappe, Bauschaum, Folie, Stoff, Absperrketten, Pfeiler, Magazinseiten, Papier und Acrylfarbe entwickelt, die sich direkt auf die räumliche Situation bezieht, vor Ort erarbeitet wurde und sich an einigen Stellen mit einer für die Dauer der Ausstellung angebrachten, zeichenhaften Wandmalerei verbindet.

Ähnliche Objekte tauchen in unterschiedlichen Kombinationen und Variationen in allen drei Räumen des Springhornhofs auf. Es entsteht eine szenisch angelegte Choreografie, die als präzise gesetzter Parcours durch die Räumlichkeiten auf zwei Stockwerken führt und diese zu einer in sich geschlossenen „Raum-Collage“ verknüpft.

So wird die heterogene Ausstellungssituation in den ehemaligen Ställen und Dachböden eines historischen landwirtschaftlichen Gebäudes, dessen unsprüngliche Nutzung man noch erahnt, zu einer wichtigen und Form gebender Komponente, die nicht nur eine Bühne liefert, sondern auch zum Anteil der Arbeit wird. Der Ausstellungsraum, aber auch der Betrachter werden als wesentliche „Akteure“ mit thematisiert.

Räume – auch die so genannten „White Cubes“ in Museen und Kunstinstitutionen – sind strukturiert durch ihre Architektur, Objekte und Arrangements, die von einer gewissen sozialen Funktion erzählen und regeln wie wir uns darin aufhalten und benehmen. Andrea Winkler interessiert, wie die von ihr inszenierten Objekte und Wandmalereien mit den existierenden Räumen interagieren und welche Emotionen und Gefühle sie auslösen können. Dabei geht es ihr um die physischen und psychologischen Qualitäten eines Raumes, von Materialien und Objekten.

Die einfachen Setzungen und teilweise subtilen Verfremdungen sind weniger »minimal« im traditionellen Sinne, es eröffnet sich vielmehr ein ambivalenter Assoziationsraum, der in seiner Transgressivität Momente der Erwartung, des Verlustes und Begehrens anklingen lässt.

Andrea Winkler (*1975 in Zürich) hat an der Slade School of Fine Art, London und der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg bei Wolfgang Tillmans, Cerith Wyn Evans und Gisela Bullacher studiert. Ihre Arbeiten wurden u.a. in der Kunsthalle St. Gallen, im Kunsthaus Hamburg, im Argauer Kunsthaus, bei Anthony D‘Offay, London, in der Tanya Bonakdar Gallery, NY und im Kunstverein Harburger Bahnhof gezeigt. Die Ausstellung im Kunstverein Springhornhof ist ihre erste größere Einzelausstellung.

Claudia Mucha —Landfriedensbruch

Von friedlicher Natur kann keine Rede sein. Land wird vermarktet, versiegelt oder verbaut. Die Fotografien von Claudia Mucha (*1971 in Wolfratshausen, Bayern) zeigen nicht nur die direkten Auswüchse der Wachstumsökonomie. Auch Klimawandel und steigender Energieverbrauch, die zu grundlegenden Transformationen der Landschaft führen, werden thematisiert. Daher hat sich unserer Bild von Landschaft tiefgreifend verändert. Claudia Mucha reflektiert den Blick auf die Natur in seiner ganzen Gebrochenheit.

Landfriedensbruch ist eine Straftat gegen die öffentliche Ordnung. Die erste Ordnung, die es im allgemeinen Interesse zu beachten gilt, sind jedoch die Formen der Selbstorganisation von Natur.

Gefördert durch das Land Niedersachsen, den Lüneburgischen Landschaftsverband und die Volksbank Lüneburger Heide eG.

Heinrich Riebesehl — Äcker & Häuser

3. September – 23. Oktober 2011 

Heinrich Riebesehl (*1938 in Lathen an der Ems; † 2010 in Hannover) hat die künstlerische Fotografie in Deutschland seit den 1970er Jahren maßgeblich geprägt. Als Fotograf, Dozent und Kurator trug er mit seinen, vorwiegend in Norddeutschland entstandenen, „lakonischen Fotografien einer lakonischen Gegend“ (Peter Sager) wesentlich zu einer Erneuerung der Dokumentarfotografie bei.

Die Motive seiner seit Mitte der siebziger Jahre entstandenen Serien „Agrarlandschaften,“ „Dorfansichten“ oder „Gewerbebauten“ fand er in Ortschaften wie Hodenhagen, Jeddingen oder Hanstedt. Riebesehl erweist sich darin als Entdecker einer spröden, oftmals melancholischen Schönheit des Banalen und Alltäglichen.

Für seine intensive fotografische Auseinandersetzung mit der Topografie der norddeutschen Kulturlandschaft wurde er u.a. 1982 mit dem Sprengel-Preis für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Niedersächsischen Kunstpreis 2000 ausgezeichnet. Seine Werke sind in bedeutenden europäischen und amerikanischen Museen und Privatsammlungen vertreten.


Fotografien aus der DZ BANK Kunstsammlung — Heimat

14. April – 10. Juni
Heimat
Fotografien aus der DZ BANK Kunstsammlung

Laurenz Berges / Peter Bialobrzeski / Angus Boulton / Sonja Braas / Mona Breede / Balthasar Burkhard / Heinz Cibulka / Frank Darius / Caroline Dlugos / Thomas Draschan / Jochen Gerz / Tatjana Hallbaum / Jitka Hanzlová / Carsten Höller / Axel Hütte / Barbara Klemm / Lewis Koch / Florian Merkel / Jean-Luc Moulene / Simone Nieweg / Martin Parr / Emanuel Raab / Inge Rambow / Heinrich Riebesehl / Andreas Rost / Hans-Christian Schink / Michael Schmidt / Helmut Schweizer / Annelies Štrba / Wolfgang Tillmans / Virxilio Vieitez / Edwin Zwakman

Heimat ist ein unsicheres Terrain. Längst scheint der Begriff Opfer romantischer Verklärung, nationalistischer Vereinnahmung, klischeehafter Werbebilder und provinzieller Enge geworden zu sein. Aber sind wir in Zeiten von Globalisierung und medialer Vernetzung noch auf das Gefühl der Zugehörigkeit zu einem vertrauten Ort angewiesen? Geht es nicht viel mehr um unsere innere Orientierung an Wertvorstellungen und kulturellen Wurzeln?

Die Auswahl von hochkarätigen Arbeiten aus der renommierten DZ BANK Kunstsammlung nähert sich Vorstellungen von Heimat in all ihrer Widersprüchlichkeit. Die Fotografien zeigen uns bedrohte Territorien, flüchtige Orte des Transits, Situationen des Verlustes, Kindheitserinnerungen, echte und falsche Idyllen aber auch Landschaftsbilder voller Ruhe und Weite.

Wir danken dem Land Niedersachsen, der DZ Bank, der Stiftung Niedersächsicher Volks- und Raiffeisenbanken und der Volksbank Lüneburger Heide eG für die Unterstützung der Ausstellung

Stef Heidhues — Yes Sir, No Sir

23. Juni – 5. August
Stef Heidhues
Yes Sir, No Sir

Mit Stef Heidhues (*1975) setzt der Springhornhof seine Reihe von Ausstellungen und installativen Eingriffen fort, in denen das Gebäude des Kunstvereins zum Material der künstlerischen Auseinandersetzung wird.

Der Bezug auf den jeweiligen Ort und der spielerische Umgang mit bedeutungsgeladenen Materialien ist charakteristisch für ihre Arbeiten. Statisch gewagt, mit überraschenden Wendungen und unvorhersehbaren Kombinationen stellt Heidhues allgemein anerkannte Gewissheiten über das „Normale“ in Frage. Elegante Metallbögen werden zu Abspergittern, Fahrradketten ragen als Fahnen in den Raum, ein vorhangartiges Gespinst entpuppt sich als starres Konstrukt aus Aluminium.

„Oft trifft innerhalb meiner Arbeit das Rohe auf das Sinnliche, das Künstliche auf das Natürliche, das Laute auf das Leise, das Traditionelle auf das Trashige, das Handgemachte auf das kommerziell Produzierte, und oft befinden sich diese Gegensätzlichkeiten innerhalb einer Skulptur, räumlichen Setzung oder Collage. Für mich wird es da spannend, wo Reibung und Widerspruch ist, dann wird aus dem Objekt ein Subjekt.“ (Heidhues)

Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Niedersachsen und die Volksbank Lüneburger Heide eG.

2012

28. Oktober – 16. Dezember
The Simple Life
Angela Bulloch / Josephine Meckseper / Shana Moulton / Fabian Reimann / Simon Starling / Niko Wolf

Angela Bulloch, Gruppenausstellung "The Simple Life", 2012

11. August – 14. Oktober
Klara Hobza
Moving with Fervor into Moments of Levity
Special feature: Werner Herzog, „Die Große Ekstase des Bildschnitzers Steiner“
Katalog

23. Juni – 5. August
Stef Heidhues
Yes Sir, No Sir

14. April – 10. Juni
Heimat
Fotografien aus der DZ BANK Kunstsammlung
Laurenz Berges / Peter Bialobrzeski / Angus Boulton / Sonja Braas / Mona Breede / Balthasar Burkhard / Heinz Cibulka / Frank Darius / Caroline Dlugos / Thomas Draschan / Jochen Gerz / Tatjana Hallbaum / Jitka Hanzlová / Carsten Höller / Axel Hütte / Barbara Klemm / Lewis Koch / Florian Merkel / Jean-Luc Moulene / Simone Nieweg / Martin Parr / Emanuel Raab / Inge Rambow / Heinrich Riebesehl / Andreas Rost / Hans-Christian Schink / Michael Schmidt / Helmut Schweizer / Annelies Štrba / Wolfgang Tillmans / Virxilio Vieitez / Edwin Zwakman
Begleitheft

Klara Hobza — Moving with Fervor into Moments of Levity

11. August – 14. Oktober

Special feature: Werner Herzog, „Die Große Ekstase des Bildschnitzers Steiner“

„Klara Hobzas Aktionen sind ebenso absurde wie visionäre Inszenierungen von Sisyphusgeschichten. Ihre selbst gestellten Aufgaben, deren erfolgreiche Verwirklichung möglich, aber nicht überaus wahrscheinlich erscheinen, werden von ihr mit Hartnäckigkeit und wilder Entschlossenheit ausgeführt, wobei der feierlich zur Schau gestellte Ernst mit Momenten schrulliger Heldenhaftigkeit aufgemischt wird. Ob nun die Repatriierung von ehemals in Amerika angesiedelten Staren nach England, ein nahezu dreißig Jahre umfassender Tauchgang durch die Gewässer Europas, der von der Künstlerin gesteuerte kommunikative Tanz der Lichtzeichen im nächtlichen New York oder ihre explizit als Auswanderung inszenierte Rückkehr von Amerika nach Europa, zu der auch die Verschiffung des gesamten Atelierbestands zum Frachthafen Newarks mit einem Floß gehörte: Hobzas Vorhaben haben oftmals mit physischem Einsatz und Bewegung – der Verschiebung von Massen, von Objekten wie auch des eigenen Körpers – zu tun. Selbst die eigene Künstlerinnenbiographie folgt den Grundsätzen von Bewegung, wenn Lebensdaten -und ereignisse einem kreativen Prozess der Revision und Fabulierung unterzogen werden.
Hobza hat ihre Ausstellung unter den Titel „Moving with Fervor into Moments of Levity“ gestellt – eine Losung, die ihre Navigationskunst zwischen verschiedenen Größenverhältnissen und Gewichtsklassen treffend beschreibt. Denn Hobzas Ziele sind hoch und wiegen zunächst schwer. Nur mit gewaltiger Anstrengung und Aufwand sind sie realisierbar – ein geradezu aberwitziger Kampf gegen die Widerstände von Naturkräften, physikalischen Gesetzen und bürokratischen Fallen, der, wenn überhaupt, nur aus dem Zusammenspiel von Fachwissen, präziser Planung, Improvisationskunst und dem Einsatz spezieller Fähigkeiten zu gewinnen ist. Dabei sind ihre Arbeiten, die vor, während oder auch auf Seitenwegen ihrer Performances entstehen – Videos, Fotografien, Objekte, Zeichnungen, Statements und Publikationen – wohl kaum von Pathosformeln bestimmte Zeugnisse von Strapazen, sondern vielmehr spielerische Erzählungen, die sich gerade in Momenten von Erschöpfung, Ungeschicklichkeit und offenkundiger Vergeblichkeit zu überraschender Leichtigkeit aufschwingen. …“

(Auszug aus dem Katalogtext „Die unglaublichen Abenteuer der Klara Hobza“ von Esther Buss)
Die Ausstellung wird gefördert durch das Land Niedersachsen und den Lüneburgischen Landschaftsverband

2010

20. November – 22. März 2011
Matthew Antezzo, 2010 / Wolf Kahlen, 1975 / Edmund Kuppel, 1975 / HAWOLI, 1975
TESTBILD – Ein Déjà Vu mit dem Neuenkirchener Symposion Foto-Film-Video 1975

07. – 17. Oktober
in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund, Berlin, myvillages.org Internationaler Dorfladen

21. August – 10. Oktober 
Ulu Braun
Fiebergärten

24. August – 10. Oktober
Lucas Wahl
Kathmandu – city of kings

Donnerstag, 9. September, 18 Uhr 
Diskussionsforum Kulturelle Bildung als Standortfaktor: Stiefkind oder Chance des ländlichen Raumes?

6. Juni bis 15. August 2010 
Dominik Bednarek / Hanna Brandes / Kalin Lindena / Alex Müller

11. April bis 24. Mai
Stefan Römer
Schlagbaum. Über die Grenzen von Natur und Kultur

2009

21. November – 20. Dezember 2009
Schnucken, Elefanten und andere Gastgeschenke
myvillages.org: Antje Schiffers (D), Kathrin Böhm (UK/D), Wapke Feenstra (NL)
Pressetext

12. Juli bis 16. August
Jeppe Hein, Ulrik Weck
Pressetext

29. August bis 15. November
Landschaft 2.0
Pressetext

16. Mai bis 5. Juli
Caroline Bayer, Dennis Feddersen, Sofia Hultén, Katrin Pieczonka
Haus kaputt — Haus heile
Pressetext

2008

8. November bis 14. Dezember
Michael Reisch
Landschaften
Pressetext

13. September bis 26. Oktober
HAWOLI, Dominik Lang, Andrea Pichl, Rafani, Tilo Schulz, Antje Schiffers und Thomas Sprenger, Katerina Šedá, Libot Stavjaník
Bewohnte Orte/Obydlená Místa • Illusionen über die Stadt und das Land.
Pressetext

22. Juni bis 07. September
Thomas Baldischwyler
5 – 6 – 7 • Eine Installation
Pressetext

12. April bis 15. Juni
Eine Auswahl von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Künstlerstätte Schloss Bleckede • Shannon Bool, Kerim Seiler, Dani Jakob, Pauline Kraneis, Jens Wolf, Katharina Jahnke , Simon Wachsmuth, Ella Ziegler
Diskurs im Grünen
Pressetext

2007

14. Oktober bis 16. Dezember 
Malte Urbschat & Mark Wehrmann
Reinsehlen
Pressetext

14. Oktober bis 11. November
Neuland Symposium 2007 • Wettbewerbsentwürfe zum Landschaftskunstpreis

08. September bis 30. September
25 Jahre Kunstverein Springhornhof — Erinnerungen an Ausstellungen und Veranstaltungen auf dem Springhornhof
Pressetext

16. bis 29. Juni (Workshop) 30. Juni bis 26. August (Ausstellung)
Studierenden der Klasse „Environment“ an der Fakultät für Bildende Künste der TU Brno: Lucia Cernayová, Darina Hlinková, Martin Jelínek, Judita Matoušková, Hana Oplatková, Petra Ošlejšková, Zdenka Rezbová
Crosskick – dort oder dort • Ausstellung und Workshop
Pressetext

14. April bis 10. Juni
Antje Bromma, Stefan Demary, Stefan Ettlinger, Bernd Krauß, Peter Pumpler, Rindfleisch/Rapedius, Cony Theis, Heike Weber, Markus Wirthmann, Jürgen Witte, Joseph Zehrer
Worpswunder
Pressetext

2006

11. Nov. bis 17. Dez.
Inga Svala Thorsdottir
Borg 21° W 64° N
Pressetext

9. bis 10. Nov.
Neuland Symposium 2006 • Kunst und Landschaftsarchitektur als Impulsgeber in aktuellen Kulturlandschaften
Pressetext
Programm als PDF

23. Sept. bis 29. Okt.
Árni þór Árnason • Helga Björg • Gylfadóttir • Harpa Dögg Kjartansdóttir • Steinþóra Hildur Clausen • Sigurrós Svava Ólafsdóttir • Þórdis Jóhannesdóttir • Ingunn F. Ingþórsdóttir
Crosskick — Hotspo(r)t
Pressetext

29. Juli – 31. August
Jan Meyer-Rogge
Skulpturen
Pressetext

11. Juni bis 23. Juli
Joachim Grommek
Pressetext

8. April bis 5. Juni
Nandor Angstenberger, Christl Fetzer, Emanuel Geisser, Andrea Heller, Arne Klaskala, Markus Lohmann
Pepperland
Pressetext

2005

19. Nov. bis 23. Dez.  
FOKUS 3 – Künstler fotografieren die Hohe Heide
Kaucyila Brooke, Dorit Margreiter
Pressetext

24. Sept. bis 23. Okt.
HAWOLI
Modelle Ideen Konzepte
Pressetext

18. Sept. bis 13. Nov.
Wolfgang Volz
Natur wird Landschaft
Pressetext

10. Juli bis 11. Sept.
Silke Schatz
Terezín, 2005
Pressetext

3. Juni bis 3. Juli
In & Out • Eine Ausstellung in Kooperation mit der Gesamtschule Schneverdingen und der Freizeitbildungsstätte Schneverdingen
Pressetext

9. April bis 29. Mai 
suburbia • Gruppenausstellung
Susanne Luptovits, Sean Reed, Natalia Stachon, Dirk Stewen, Kerstin Stoll und Andrea Winkler
Pressetext

2004

27. Nov. bis 22. Jan.
Camoufleurs
Fernando Alvim, Willem Boshoff, Lisa Brice, Kendell Geers, William Kentridge, Mounir Fatmi, Moshekwa Langa, Michèle Magema, N’Dilo Mutima, Olu Oguibe, Tracey Rose, Minette Vári
Pressetext

3. Okt. bis 21. Nov. 
FOKUS 2 – Künstler fotografieren die Hohe Heide
Jens Haaning, Otobong Nkanga
Pressetext

27. Juni bis 5. Sept. 
Agnès Thurnauer
„don’t pretend you never heard of it“ • Malerei
Pressetext

Ausstellung (28. März – 20. Juni) und Ballonprojekt (April – August)
Tilo Schulz
sondo
Pressetext

2003

  • Nimm 2 – Kunst zum Kaufen und Sammeln • 9. Nov. bis 21. Dez.  Teilnehmer
  • OUTLOOK • Michael Asher, Michael Elmgren & Ingar Dragset, Anna Gudjónsdóttir, Stefan Kern, Job Koelewijn, Rupprecht Matthies, Peter Pommerer • Eröffnung am 6. Sept. Pressetext
  • FOKUS 1 – Künstler fotografieren die Hohe Heide • Hendrikje Kühne & Beat Klein • 10. Aug. bis 26. Okt.  Pressetext  Katalog
  • many happy returns! • Kora Jünger, Christine Lemke, Stefan Panhans und Ralph Weissleder • 21. Juni bis 3. Aug.  Pressetext
  • out.look PILOT • Michael Asher, Michael Elmgren & Ingar Dragset, Anna Gudjónsdóttir, Bethan Huws, Stefan Kern, Job Koelewijn, Rupprecht Matthies, Peter Pommerer • 31. März bis 15. Juni Pressetext

2002

  • ILAP • Jeroen Bodewits, Martin uit den Bogaard, Guy van den Bossche, Dellbrügge & De Moll, Rainer Ganahl, Peter van der Heijden, Greg Hilton, Peter Kempff, Loodwick Press Images, Aldert Mantje, Andre Mesman, Annette Palstra, Jan van der Ploeg, Steve Soreff, Thorwaldur Thorsteinsson, Roel van Timmeren, Allan Uglow, David Veldhoen, Jennifer Protas • 3. November bis 22. Dezember  Pressetext
  • Susanne Paesler • 8. September bis 20. Oktober Pressetext
  • Michaela Melián • Triangel • 14. Juli bis 1. September  Pressetext Katalog
  • Nana Petzet • Metainventur • 25. Mai bis 7. Juli Pressetext Katalog

2001

  • Land in Sicht • Kunst. Jugendliche. Projekt • 18. November bis 16. Dezember Pressetext
  • Bethan Huws • All artists are mortal — all artists make artworks • 11. November bis 16. Dezember  Pressetext 
  • Claus Bury • Ausstellung von Modellen und Fotografien anlässlich der Wiedererrichtung der Außenskulptur • 30. September bis 4. November Pressetext
  • Rainer Ganahl • lüneburger heide sprechen. Ausstellung • 26. August bis 4. November Pressetext
  • Lea Lublin • Interrogations sur l’art / Fragen über die Kunst • 27. Mai bis 12. August  Pressetext
  • Ralf Peters • M I X • Fotografien & Zeichnungen • 24. März bis 20. Mai Pressetext
  • N.N. — Sukzessives Ausstellungsprojekt mit Beiträgen von Maria Eichhorn, Silke Wagner, Dorothy Iannone, Björn Roth • 9. April — 30. Sept.  Pressetext

2000

  • Anna Gudjónsdóttir • Das tiefe Tal der Rentiere, Forellenportraits, über einhundert Steine, Eier, Vitrinenblicke, fünfunddreißig Zelte und weitere Bilder • 5. November bis 23. Dezember Pressetext
  • Gerda Hahn • Doppelportraits / Gerda Hahn in Behningen • 3. September bis 22. Oktober Pressetext
  • Gegenwartskunst für Jedermann – eine nicht unbegründete Auswahl • Druckgrafische Arbeiten in Zusammenarbeit mit der Griffelkunst Vereinigung Hamburg • 3. September bis 22. Oktober Pressetext
  • Tony Cragg • Aussenobjekt und Ausstellung im Kunstverein • Zeichnungen und Skulpturen • 28. Mai bis 27. August  Pressetext Katalog
  • Blume 2000 • Regula Dettwiler, Erik T. Øckenholt, Peter Pommerer, Brigitte Raabe, Hildur Jónsdóttir, Miron Schmückle, Ina Hattebier, Peter Rösel • 2. April – 21. Mai tl_files/images/header/Nupsi.gif Katalog Pressetext
  • Signale in der Heide • Gründungsjahre des Springhornhofs • 2. April – 21. Mai

1999

  • David Lee Thompson • Skulpturen • 6. November – 23. Dezember  Katalog
  • Huyn-Sook Song • Malerei, Filme, Zeichnungen • 11. September – 31. Oktober Katalog
  • Hans Alvesen • Aquarell auf Fotos • 18. Juli – 12. September
  • Tilman Küntzel • Licht- und Klanginstallation • 26. Juni – 5. September Katalog
  • Klaus Becker • Skulptur, Zeichnung, Fotografie • 8. Mai – 20. Juni  Katalog
  • Rolf Rose • 6. März – 2. Mai Katalog
  • Hommage à Ruth • Ausstellung mit Arbeiten von 90 Künstlern zugunsten der Stiftung Springhornhof • 5. Dezember 1998 – 31. Januar

1998

  • Rainer Tappeser • Horizont-Stücke • Graue Malerei • 24. Oktober. – 29. November Katalog
  • Beate Wassermann • Malerei • 5. September – 25. Oktober  Katalog
  • Klaus Kröger • Malerei • 19. Juli – 13. Sept. Katalog
  • Ursula Neugebauer • touren l’air • Objekte und Installationnen • 2. Mai bis 26. Juli Katalog
  • Otto Völker • Malerei • 7. März bis 26. April  Katalog

Guy Allott — Magic & Loss

29. Oktober  – 19. Dezember 2011

Für den britischen Maler Guy Allott (*1972, lebt in London) stehen seit gut zwei Jahren Bäume im Mittelpunkt seiner Arbeit. Oft sind es Wälder am Rande von Städten und Siedlungen oder auch städtische Gärten und Parks, in denen Guy Allott die Motive findet.

Während Aquarelle einzelne Bäume oder Blicke in das geheimnisvolle Dickicht von Wäldern zeigen, so wie Guy Allott sie vorgefunden hat, sind die Bäume auf seinen Ölbildern mit animistischem Vergnügen in eigenartige Wesen verwandelt worden. Sie stehen angewurzelt in Landschaften, die in ihrer Dramatik an die Bilder der deutschen Romantik erinnern. Irritierend sind die riesigen Löcher in ihren Stämmen, die den Blick freigeben auf den Bildhintergrund. So entstehen Bilder im Bild und zugleich ein Spiel mit dem Motiv des Durchblicks oder Fensters, wie es sich in der Landschaftsmalerei seit der Renaissance entwickelt hat.

Die Konstruktion von Landschaft als kultureller Kategorie, die auch die Darstellungen in der Landschaftsmalerei seit jeher beeinflusst hat, wird hier mit einem Augenzwinkern ins Bild gesetzt. Die Dinge ändern sich und bleiben doch dieselben…

In Deutschland ist dies die erste instituionelle Einzelausstellung Allotts, der 2009 in der Ausstellung East End Academy in der Whitechapel Gallery in London teilgenommen und in den letzten Jahren international ausgestellt hat.

Gefördert durch das Land Niedersachsen

Heinrich Riebesehl // ÄCKER & HÄUSER

3. Septpember – 23. Oktober 2011

Riebesehl

Heinrich Riebesehl (*1938 in Lathen an der Ems; † 2010 in Hannover) hat die künstlerische Fotografie in Deutschland seit den 1970er Jahren maßgeblich geprägt. Als Fotograf, Dozent und Kurator trug er mit seinen, vorwiegend in Norddeutschland entstandenen, „lakonischen Fotografien einer lakonischen Gegend“ (Peter Sager) wesentlich zu einer Erneuerung der Dokumentarfotografie bei.

Die Motive seiner seit Mitte der siebziger Jahre entstandenen Serien „Agrarlandschaften,“ „Dorfansichten“ oder „Gewerbebauten“ fand er in Ortschaften wie Hodenhagen, Jeddingen oder Hanstedt. Riebesehl erweist sich darin als Entdecker einer spröden, oftmals melancholischen Schönheit des Banalen und Alltäglichen.

Für seine intensive fotografische Auseinandersetzung mit der Topografie der norddeutschen Kulturlandschaft wurde er u.a. 1982 mit dem Sprengel-Preis für Bildende Kunst der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und dem Niedersächsischen Kunstpreis 2000 ausgezeichnet. Seine Werke sind in bedeutenden europäischen und amerikanischen Museen und Privatsammlungen vertreten.

Lucas Wahl — Kathmandu – city of kings

24. August – 10. Oktober 2010

Der angehende Fotojournalist Lucas Wahl, Gewinner des VGH-Fotopreises 2009, zeigt seine Bildreportage über das Leben der Nepalesen im einstigen Hippie-Mekka. Wahl gelingt es in seinen WErken, die unterschiedlichsten Facetten der Stadt einzufangen. Obwohl er den Blick auch auf die Brennpunkte Kathmandus legt, in dem er Armut, Überfüllung und Verschmutzung zeigt, gelingt es ihm den Charme und die Schönheit der Stadt un ihrer Bewohner zu transportieren. Die Bandbreite der eindrucksvollen Situationen wird durch das ungewöhnliche Panoramaformat der Aufnahmen noch verstärkt.

Ulu Braun — Fiebergärten

21. August – 10. Oktober 2010

Der Künstler Ulu Braun (*1976) gehört zu einer neuen Generation kritischer Romantiker, der existenzielle Themen intelligent mit den Mitteln moderner Ironie, Mystik und poetischer Überraschungseffekte umsetzt. Ein immer wiederkehrendes Thema seiner Filme und Collagen ist  die Anziehungs- und Abstoßungskraft  künstlicher Paradiese gleichermaßen.

Ulu Braun greift dafür auf vorgefundenes Material zurück, nutzt eigene Dokumentaraufnahmen, aber auch Bilder aus Fernsehsendungen und dem Internet. Aus diesen Vorlagen erstellt er einen Film, der ohne klassische Schnitte auskommt, sondern den Bildraum in einem langen Schwenk überblickt. Wie in futuristischen Gemälden stehen zeitlich nicht kohärente Elemente nebeneinander, die wie in dadaistischen Collagen auch in ihren Dimensionen nicht zueinander passen.  Dennoch rezipieren wir den langsamen Schwenk über die dargestellte Szenerie wie ein Landschaftsgemälde.

Sein jüngster Film, ATLANTIC GARDEN, der im Springhornhof Premiere haben wird, ist die Konstruktion einer Landschaft, welche unterschiedliche Aspekte von Traditionalismus und Globalisierung an einem Ort vereint. Ulu Braun zeigt uns eine idyllische Küstenregion in der die unterschiedlichsten Leute und Gruppierungen friedlich und im Einklang mit der Natur nebeneinander existieren. Tanzende Derwische, spirituelle Prediger, fröhliche Landkommunarden, beseelte Esoteriker, ökologisch motivierte Weltverbesserer und prachtvoll gewandete Akteure eines Mittelalterspektakels tummeln sich unter ewig blauem Himmel. Das Video verbindet Idyllen der westlichen Landschaftstradition und die Visionen diverser Heilsbringer zu einem Panorama, in dem das oft Gesehene poetisch wirkt und geheimnisvoll erscheint. In seiner Überhöhung und Potenzierung wird das gesellschaftliche Idyll zwiespältig. Es schleicht sich eine Ahnung von der Beschränktheit und dem unterschwelligen Machtansprüchen ein, mit der sich gesellschaftliche Utopien in ihr Gegenteil verkehren können.

Ulu Braun spielt inhaltlich und formal offen mit der Erzeugbarkeit von Landschaften einschließlich der vielen kleinen Geschichten, die sich darin abspielen. Damit reizt er nicht nur zu direkten Vergleichen einzelner Bildelemente mit bekannten Filmen oder Gemälden, sondern verarbeitet relativ respektlos auch gleich die allgemeine (kunst)historische Entdeckung der Landschaft als menschlicher Bezugspunkt durch Petrarca und Dürer, ihre Idealisierung durch Lorrain, die Feier ihrer sublimen Wirkung durch Friedrich, Goya und Turner, aber auch ihre surrealistische Überformung durch Dalí, Ernst und Tanguy. Möglich ist dies, weil es sich um eine künstliche, aber keine Phantasielandschaft handelt, die im Grunde nur aus dem immer verworrenen Nebeneinander von bewegten Bildern besteht, aus dem wir alltäglich in unserem Fernseh- oder Videokonsum via Internet ganz von alleine solche Landschaften zusammensetzen.

Bednarek/Brandes/Lindena/Müller — Nutz- und Ziergartenbau

6. Juni bis 15. August 2010

Dominik Bednarek / Hanna Brandes / Kalin Lindena / Alex Müller

…über den Nutz- und Ziergartenbau, über das Urnenfeld bei Brampton, das Anlegen künstlicher Hügel und Berge, die von den Propheten und heiligen Evangelisten erwähnten Pflanzen, die Insel Tinos, die altsächsische Sprache, die Antworten des delphischen Orakels, die von unserem Erlöser gegessenen Fische, die Gewohnheiten der Insekten, die Falknerei, einen Fall von Altersfreßsucht, die Erfindung der Zeit und das Zeitlose, über Clowns, Schiffsbauchlinien, die Interessen eines Hutmachers, das Verhalten von Stehaufmännchen, die Schönheit, Gesamtkunstwerke, Sachen tragen, siamesische Zwillinge, die Amore, Hände, die knoten und noch manch anderes mehr…

Die Künstlerin Kalin Lindena hat für die aktuelle Ausstellung im Kunstverein Springhornhof die Zusammenarbeit mit ihren Künstlerfreunden Hanna Brandes, Dominik Bednarek und Alex Müller gesucht, die mit ihr gemeinsam an der HfbK in Braunschweig studiert haben. Der schier endlos lange Titel deutet auf eine Ausstellung hin, die ihrem Wesen nach weitläufig und grenzenlos ist und deren Arbeiten eigentümliche und paradoxe Geschöpfe sind, die – konkret und abstrakt zugleich – sowohl spezifische, individuelle Gegenstände wie Teil eines Ganzen sind.

Eine Gemeinsamkeit der beteiligten Künstler ist dass sie die unterschiedlichsten Einflüsse aus Kunst und Alltag, Gegenwart und Kunstgeschichte in ihrer Kunst integrieren, verarbeiten und in eine neue Bildsprache überführen. Alle vier arbeiten auf die eine oder andere Weise mit Fundstücken, nutzen das Prinzip der Collage oder reagieren auf die vorgefundene Architektur.

So überlagert Kalin Lindena mit skulpturalen Interventionen Eigenes und Vorgefundenes indem sie Stützen und Unterzüge des Ausstellungsraumes mit vielen Lagen farbigen Seidenpapiers überzieht. Durch die Transparenz der Schichten erzielt sie eine malerische Wirkung, die eigenartige Widerspüche von Malerei und Bildträger produziert. Einige Partien wirken wie Rost oder verwittertes Holz, anderswo ergeben sich grafische Formationen, die sich nirgendwo in die Fläche entwickeln können, sondern um die Kanten der Pfosten herumgezogen werden.

Lindenas Werke sind geprägt durch ihre Offenheit und Prozesshaftigkeit und erreichen nie einen endgültigen Zustand. Ihre Wandarbeiten existieren häufig nur für die Dauer der jeweiligen Ausstellung, andererseits übernimmt Lindena Fragmente vorangegangener Ausstellungen in neue Zusammenhänge. So zum Beispiel die säulenartige Skulptur im oberen Ausstellungsraum, die an anderer Stelle unter einem Oberlichtfenster in den Himmel ragte. Hier, eingepasst unter dem Deckenbalken korrespondiert sie als Zwitterwesen von Skulptur und Säule – oder vielleicht sogar Wirbelsäule – mit den vorhandenen Holzbalken.

Die Giebelform des Daches findet sich wieder in der Form ihrer Skulptur aus Metall, buntem Glas und Spiegelflächen im selben Raum. Die Brechung des Lichts, die Transparenz des Glases, die Spiegelung der bunten Flächen sowie der Holzbalken des Raumes führen zu einem endlosen Vexierspiel.

Die Werke von Hanna Brandes scheinen kleine rätselhafte Geschichten zu erzählen. Etwa das ausgestopfte Rehkitz in seiner eigenartigen Travestie mit einer viel zu großen Clownsnase. Das hat etwas Groteskes, beinhaltet aber auch ein Moment von Strangulation. Stets beschleicht einem bei genauer Betrachtung von Brandes Objekten ein Gefühl leichten Ekels und Unbehagen. Ein heiteres Mondgesicht besteht aus einer schmutzigen Resopalplatte und ausgedrückter Zigarettenaschen. Ein kleiner Ball, entpuppt sich als Haarknäuel, ganz regelmässig geformt, mit einem Goldfaden, der sich durchs Haar zieht. Diese preziose Kugel erscheint als eine Art Verdichtung von Leben, Emotionen, menschlichem Dasein, Körperlichkeit, zwischenmenschlicher Beziehung. Sie ist poetisch und sehr persönlich, kann auch etwas abstinent wirken durch das sehr intime Material Menschenhaar: Es ist eine sehr kleine Skulptur, aber gleichzeitig eine sehr große Menge Haar, gepresst in eine vollendete geometrische Form.

Dominik Bednarek ist der Bootsbauer unter den vier Künstlern. Alle seine Arbeiten in dieser Ausstellung haben irgendetwas mit Schiffen oder der Seefahrt zu tun. Sei es als Kontur eines Schiffrumpfs aus Resten von Spanplatte, der wie ein Flügel aus der Wand des Ausstellungsraumes ragt; oder als Schiffsbug aus Pappe, der sich oberhalb der Treppe auf den Heraufkommenden zuschiebt. Es handelt sich um das Relikt einer Aktion des Künstlers, bei der er mit einem selbst gebauten Boot aus Pappe so lange über einen See gefahren ist, bis es durchweicht war und kenterte. Die Sammelstücke in einem Regal stammen aus den Jahren 1919 – 2010: gefundene und selbst gebaute Spielzeugschiffe aus Plastik oder Metall, Modelle von Schiffsrümpfen und Segelflugzeugen, ein Geduldsspiel von Matrosen usw.. Dominik Bednarek lehrt uns das kindliche Staunen über die skulpturale Schönheit von Schiffsbauchlinien, und aktiviert beim Betrachter die ganze Fülle persönlicher Erinnerungen an die kindliche Faszination an Schiffen.

Alex Müller ist eine leidenschaftliche Flohmarktgängerin. Ihren Objekten liegen Fundstücke zugrunde, die sie zu neuen Bedeutungsträgern macht. Ein Lampenschirm, der sich wortwörtlich aus einer Lampe und einem sonnengelben Schirm zusammensetzt, ist bestickt mit Worten, die alle die Endung OS tragen – wie Namen aus der Griechischen Mythologie – Es sind persönliche Bezeichnungen für Alex Müllers Geisteshelden. Personen die sie bewundert, deren Arbeit sie schätzt – Jaques Tati, die Sängerin Kate Bush, der Maler Goya etc. Indem sie ihnen Spitznamen gibt, verschleiert Müller ihre Identität und macht sie zum Teil des eigenen künstlerischen Kosmos. Und wir, als um Dechiffrierung bemühte Betrachter werden dazu angeregt, uns auf falsche Fährten zu begeben und Eigenes zu assoziieren.

Vorgefundenes ist auch der Ausgangspunkt von Müllers Malerei. Sie benutzt Stoffreste wie z.B. ein Stück grünen Samt, oder ein altes Frotteehandtuch, als Malgründe. Das Malen auf solchen Untergünden erfordert einen experimentierfreudigen Umgang mit den malerischen Techniken. Farbfluss und -wirkung variieren je nach Untergrund. Die Stoffe bearbeitet Alex Müller indem sie eine Struktur mit Stiften in einen Samt hineinkratzt, oder aber indem sie sie mit Tieren, eigentümlichen Zwitterwesen oder Brustbildern von Frauen bemalt. Bei den Frauenbildnissen handelt es sich nicht um Porträts existierender Personen; Alex Müller nennt sie alle „Hedda“ – „Hedda in Gedanken an Fritz“, „Hedda im neuen Kostüm“, „Eine kluge Hedda zeigt sich mit Hut“ – Diese Frauenbildnisse haben etwas eigenartig melancholisches, obwohl sie einen mit großen Augen anschauen wahren sie die Distanz, so als ob sie sich jederzeit wieder in der Stofflichkeit des Bildes auflösen könnten.

Die Kunstkritikerin Susanne Prinz schreibt in einem Text über die vier Künstler: „Allen gemeinsam ist der poetische Standpunkt, der nicht so sehr in Kategorien der Bildbedeutung denkt, sondern vielmehr uns – dem Publikum – gegenüber Ansprühe geltend macht, die adressiert werden wollen.

Die Künstler versorgen ihr Publikum mit Hinweisen, überlassen es aber letztlich ihm, die Bilder und Objekte mit einer kongruenten Geschichte zu ergänzen. Zwangsläufig werden sich die entstehenden individuellen literarischen Interpretationen des Visuellen unterscheiden. Egal jedoch, wie detailreich die Geschichten ausfallen, im Kern führen sie alle auf Nichtsichtbares zurück. Mit anderen Worten, sie erzählen vom unstillbaren Verlangen. Einer Art Sehnsucht, begründet im Abwesenden, die mit Freuds Unheimlichen verwandt scheint.“

Stefan Römer//Schlagbaum.Über die Grenzen von Natur und Kultur

11. April bis 24. Mai 2010

In einer Serie von Fotografien und Zeichnungen widmet sich der Künstler Stefan Römer der Untersuchung des Verhältnisses von Kultur und Natur. Seine Fotografien, auf ausgedehnten Wanderungen durch Landschaften in Australien, den Amerikas, Asien, Afrika und Europa entstanden sind, zeigen scheinbar alltägliche, doch sehr spezifische Situationen in der Natur: Verbotsschilder, Erläuterungstafeln, Wanderzeichen, Wegweiser etc.  Sowohl anhand der abgebildeten gestalteten Natur als auch anhand der Verbote oder Warnungen auf den Hinweisschildern, wird deutlich, wie problematisch eine visuelle Lokalisierung der Grenze zwischen Kultur und Natur ist.

Die verschieden großen Fotografien hat Römer in Rahmen mit Passepartouts eingelassen, auf die er von Hand florale Ornamente gezeichnet hat. Das Zusammentreffen der präzis geplanten Fotografien und den nachträglichen, eher beiläufigen Zeichnungen auf den Einfassungen der Fotografien erzeugt eine performative Spannung zwischen der mechanischen fotografischen Dokumentation und einem eher automatischen unbewussten (oder: delirierenden) Zeichnen.

Der amerikanische Künstler Robert Smithson entdeckte in den späten 1960er Jahren beim Fotografieren auf einer Mexiko-Reise, dass er sich vorkam, als fotografierte er stereotyp bereits existierende Fotografien – was er im Sinne der Postmoderne als eine Fotografie einer Fotografie bezeichnete. Heute herrscht vor allem angesichts der computersimulierten 3-D-Landschaftsdarstellungen – für die Dan Camerons Hollywood-Film »Avatar« ein zeitgenössisches Beispiel darstellt – eine nostalgische Vorstellung von ursprünglicher Natur als einem Gewesenen.

Für Stefan Römer jedoch gerät die Aktion in dieser künstlerischen und erkenntnistheoretischen Zwischenzone von Natur und Kultur – sowohl beim Wandern und Fotografieren als auch beim Zeichnen – zu einer künstlerischen Arbeit entlang der Trennlinie zwischen Erfahrung und Reflexion, zwischen Chaos und Form, zwischen Botanik und Anthropologie sowie zwischen Delirium und Kategorisierung.

 

Mark Dion – Springhornhof Institut für Paläolithische Archäologie (2009)


Mark Dion, Springhornhof Institut für Paläolithische Archäologie (2009)

Mark Dion, geb. 1961, lebt in Pennsylvania und New York, USA

Das „Springhornhof Institut für Paläolithische Archäologie“ ist eine in­terdisziplinäre Installation des Künstlers Mark Dion. Ausgangspunkt ist eine Sammlung steinzeitli­cher Funde, die der begeisterte Hobbyarchäologe Wilm Falazik, der Anfang der sechziger Jahre eine Galerie auf dem Springhornhof eröffnete, in und um Neuenkirchen zusammengetragen hat.

Auf drei Etagen des historischen Treppenspeichers installiert Dion prähistorische Artefakte, archäologisches Handwerkszeug, Fundstücke, Textfragmente und ein Diorama samt zotteligem Mammut zu einer opulenten Gesamtinszenierung, die wissenschaftliche Prinzipien, persönliche Sammelleidenschaft, künstlerische Sichtweisen und Klischeebilder miteinander verquickt.

Mark Dion befasst sich in seinen überbordenden Rauminstallationen mit unserem Umgang mit der Natur und ihrer Repräsentation in Wissenschaft und Alltagswelt, sowie mit den komplexen Strukturen einer Geschichtsschrei­bung, die durch Objekte entsteht.

 

Peter Pommerer — Die eingefangene Zeichnung (2003)

Peter Pommerer,
geb. 1968 in Stuttgart, lebt in Stuttgart

Der mehrteilige Bau zwischen Wald, Bach und Maisfeld zitiert fragmentarisch die Tränke und einen Teil des Eingangsbereichs der Elefantenanlage im Stuttgarter Zoo, die 1968 als moderner Betonzweckbau errichtet wurde.

Integriert ist eine Glasscheibe, die anders als beim Stuttgarter Vorbild mit transparenten Ornamenten und Elefantenfiguren überzogen ist. Beim Blick durch die Scheibe überlagert Pommerers Zeichnung vor die dahinter liegende Landschaft. Selten wird das einseitige Verhältnis von Kunst und Natur so deutlich wie anhand der Architektur „für“ Tiere, deren Gestaltung letztlich nur die Bühne für menschliche Wunschvorstellungen und Ordnungsprinzipien liefert.

 

Stefan Kern — Treppe (2003)

Stefan Kern, geb. 1966 in Hamburg, lebt in Hamburg

Auf subtile Weise stülpt sich bei Stefan Kern Kunst in den Alltag und vice versa. Sein Objekt, das sich über einen Graben am Rande einer Wiese spannt, erinnert an eine Treppe, Brücke oder Leiter und eignet sich als erhöhter Sitzplatz für zwei Personen. In seiner formal-symmetrischen Abstraktion erhält es jedoch autonomen skulpturalen Wert.

Elmgreen & Dragset – Park für unerwünschte Skulpturen (2003)

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Ingar Dragset geb. 1969 in Trondheim/N, lebt in Berlin
Michael Elmgreen geb. 1961 in Kopenhagen/DK, lebt in Berlin

Das Künstlerpaar Elmgreen & Dragset schafft mitten im Dorf Tewel einen Freiraum für Außenskulpturen, in dem die gängigen Entscheidungs- und Bewertungskriterien über Kunst im Öffentlichen Raum außer Kraft gesetzt sind. Künstler und Besitzer von Außenskulpturen, die aus den unterschiedlichsten Gründen keinen geeigneten Standort oder Lagerplatz zur Verfügung haben, können Werke zum „Park für unerwünschte Skulpturen“ beitragen.
Seither gibt es ein ständiges Kommen und Gehen. Arbeiten von Vito Acconci, Uwe Schloen, Gloria Zein, Ulla Nentwig und vielen Anderen haben vorübergehend Asyl im „Park für unerwünschte Skulpturen“ gefunden. 

Michael Asher – 53° 16’N 9° 57’O 52° 55’N 9° 8’O (2003)

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Michael Asher, geb. 1943 – gest. 2012, lebte in Los Angeles/USA

Michael Asher beschäftigt sich mit dem Wasser-, Strom- und Gasversorgungsnetzwerk in und um Neuenkirchen. Das Set von technischen Plänen und Landkarten der entsprechenden Leitungs- und Verteilersysteme in abgestuften Maßstäben kann man im Springhornhof studieren oder als Schuber erwerben. Eine Broschüre erläutert alle fachspezifischen Zeichen und Symbole. Es geht um den Zugang zu Informationen, die Zirkulation von Energie und Netzwerke, die „unter“ der Oberfläche der Landschaft liegen.

Michael Asher gehörte zu den einflussreichsten Konzeptkünstlern in den USA. Mit „subtilen aber absichtlichen Interventionen – Ergänzungen, Änderungen oder Subtraktionen – insbesondere in und von Umgebungen“ untersuchte er Zusammenhänge von künstlerischer Bedeutung und musealem Kontext.

Asher nahm an der Documenta 5 und 7, der Biennale von Venedig (1976) und bei den Skulptur.Projekten in Münster 1977, 1987, 1997 und 2007 teil.  Er hatte wichtige Einzelausstellungen im Centre Pompidou in Paris (1991), im Los Angeles County Museum of Art (2003), im Art Institute of Chicago (2005) und im Santa Monica Museum of Art (2008). 2010 erhielt er den hoch dotierten Bucksbaum Award der Whitney Biennial.

Rupprecht Matthies — „ankommen“ & „bleiben“ (2003)

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Rupprecht Matthies, geb. 1959 in Hamburg, lebt in Hamburg

Am Ortseingang begrüßt den Reisenden weithin sichtbar das Wort „ankommen“ als plastischer Schriftzug am Straßenrand. Bei der Fahrt aus Neuenkirchen hinaus, wirkt ein „bleiben“ vor der Kulisse eines kleinen Waldstücks wie ein vergeblicher Appell an den Weiter- bzw. Durchreisenden.
Matthies Wortobjekte funktionieren unweigerlich wie Kommentare zu ihrer Umgebung – mal zutreffend, mal widersprüchlich, mal mehrdeutig. Die Unmöglichkeit, das Wahrgenommene in eine endgültige Aussage zu bannen, erweist sich in vielfacher Hinsicht als produktiv.

Tony Cragg – Holzkristall (2000)

Tony Cragg, Holzkristall (2000)Tony Cragg, geb. 1949 in Liverpool, lebt in Wuppertal

Aus dem industriellen Holzwerkstoff »Kerto« wurden nach Zeichnungen des Künstlers 46 unterschiedliche Scheiben herausgesägt, die zu einem Turm übereinandergestapelt, verschraubt, geschliffen und lackiert, wie ein um sich selbst rotierendes menschliches Profil wirken. Eine frei stehende Arbeit, die sich beim Herumwandern ständig verändert, die umgangen und immer wieder neu entdeckt sein möchte.
Craggs Beitrag versteht sich als individuelle Transformation weiträumiger landschaftlicher Strukturen. Die Skulptur steht auf dem Gelände eines ehemaligen Freibads am Rande des Dorfes Tewel. Das Schwimmbecken ist heute ein Biotop, das Planschbecken ein Grillplatz. Über den Mehlandsbach hinweg blickt man in die Wiesen und Felder. Auch wenn die Skulptur formal eher Distanz zum Ort ihrer Präsentation sucht, ist die Entscheidung des Künstlers für diesen Platz aufschlußreich. An dieser Stelle des Übergangs von Dorf und Landschaft verschwimmen die Grenzen von geschaffener Natur und gewachsener Kulturlandschaft.
In seinen Arbeiten geht es Tony Cragg darum, in der Kunst Dinge hervor zu bringen, »die weder in der Natur noch in unserer funktionalen Welt existieren« (Cragg), die aber seine Empfindungen gegenüber der Welt und der eigenen Existenz widerspiegeln.

Nachtrag: Fünfzehn Jahre nach ihrer Errichtung hatten sich tiefe Spalten und Risse in der Holzstruktur der Skulptur gebildet. Nach einem langwierigen Trocknungsprozess konnte die Oberfläche wieder geschlossen und die Skulptur in Abstimmung mit dem Künstler neu beschichtet werden. Im Mai 2017 wurde die sanierte Skulptur bei einem Dorffest in Tewel willkommen geheissen.

Volker Lang — zwischen zwei Straßen (1997)

Volker Lang, geb. 1964 in Augsburg, lebt in Hamburg

Die Betonplatte eines ehemaligen Melkstands bildet das Fundament für Volker Langs Arbeit »zwischen zwei Straßen«. Nähert man sich der Arbeit von der nahegelegenen Dorfschaft Ilhorn aus, erkennt man aus der Ferne zunächst eine zusammenhängende Arkadenreihe. Sie scheint eine Unterbrechung in einem rechts und links anschließenden Knick auszufüllen. Erst von Nahem erschließt sich die mehrteilige Anlage in die Tiefe. Vier hölzerne Winkelformen stehen räumlich gegeneinander versetzt auf der Platte. Mit minimalen Mitteln deuten sie einen begehbaren Raum an, der sich gleichzeitig wieder zur Landschaft öffnet. Die variierenden Stärken und Abstände der Balken und die Höhe der Architrave folgen keinem streng mathematischen Schema. Die Maßverhältnisse der Anlage ergeben sich aus der Schrittlänge des Künstlers und vor allem aus den Proportionsverhältnissen der landschaftlichen Umgebung – dem Rhythmus der Bäume, dem Geländeverlauf, der Höhe des nahegelegenen Waldes.
Von Weitem erinnert die exakt in die Landschaft eingefügte Architektur an die antikisierenden Kolonnaden in einer gemalten Ideallandschaft des frühen 19. Jahrhunderts. Befindet man sich auf der Betonplatte, bilden die Tore den Rahmen für Blicke in unterschiedliche Landschaftsausschnitte. »Aus dem Gegenüber leitet sich für die Neuenkirchener Arbeit als neues Thema die gesehene Landschaft und die Geschichte der gesehenen Landschaft ab.« (O. Westheider)

Ulrich Eller – Hörstein (1995)

Ulrich Eller, Hörstein (1995)

Ulrich Eller, geb. 1953 in Leverkusen, lebt in Hannover

Auf dem Gelände des Schäferhofs, Heimat der Heidschnuckenherde und einer der touristischen Anziehungspunkte Neuenkirchens, platzierte Ulrich Eller seinen Findling. Erst in Hörweite gibt sich der Stein als künstlerischer Eingriff in der Landschaft zu erkennen.

Der Stein ist waagerecht in zwei Hälften geteilt, die mit Millimeterabstand wieder aufeinandergesetzt wurden. Aus dem umlaufenden Spalt dringen permanent scharrende, kratzende Geräusche. Sie entstanden während des Aufschneidens und Ausfräsens des Steins, wurden vom Künstler akustisch aufgezeichnet und zusammen mit anderen Alltagsgeräuschen elektronisch zu einer Komposition verarbeitet.
»Der mit Hilfe der Geräusche in die Zeit zurückgeholte Findling, der sonst alle Qualitätsmerkmale menschlicher Ewigkeitsvorstellungen besetzt, wird seines enormen Gewichts scheinbar entledigt, er wird ganz Gegenwart und damit jeglicher Wahrnehmungskonditionierung beraubt. In diesem Sinne wird er Naturdenkmal.« (Ulrich Eller)

Valerij Bugrov – Himmel und Erde (1991/2000)

130_3Valerij Bugrov,
geb. 1949 in Moskau, lebt in St. Petersburg

Als makelloser, kreisrunder Spiegel mit 16 Metern Durchmesser liegt »Himmel und Erde« inmitten der Felder. Ein schulterbreiter begehbarer Einschnitt führt leicht abfallend zum Mittelpunkt der reflektierenden Fläche. Hier, in der Erde stehend, über das Feld in die Weite schauend, erlebt man das Wechselspiel zwischen realem Himmel und widergespiegeltem Himmelsbild. Gleißendes Licht, dahinziehende Wolken und prasselnder Regen erzeugen den ständigen Wechsel der Erscheinung des Spiegels.
Der Betrachter erlebt sich und sein eigenes Spiegelbild in einer irritierenden Situation des Dazwischen, in der die vertrauten Abgrenzungen von Luft und Erde, Oben und Unten, Standfestigkeit und Schwerelosigkeit, Materialität und Immaterialität fragwürdig werden.

Micha Ullman — Waage (1990)

DSCN1954Micha Ullman,
geb. 1939 in Tel Aviv/Israel, lebt in Stuttgart und Israel

Auf einem kleinen Pfad durch das Unterholz gelangt man zur »Waage« von Micha Ullman. Die Arbeit inmitten einer kleinen Waldwiese ist erst erkennbar, wenn man unmittelbar davor steht.

Über einer quadratischen Bodenvertiefung mit nach innen schräg abfallenden Seitenwänden, lagern nebeneinander zwei gleich große rechteckige Stahlrahmen. Sie sind mit Erdreich gefüllt und von Wiesenvegetation überzogen. Als Sockel dient ebenfalls Erde, die in graues Vlies gehüllt ist. Die Grundfläche der Stahlrahmen ragt so weit über die Oberfläche der Erdsäcke hinaus, daß die beiden Plattformen über der Bodenvertiefung zu schweben scheinen.

Im Sommer gleicht das Grün des Grases die Konturen der Erdwannen und der Umgebung einander an. Bei Schnee zeichnen sich die rostroten Seitenwände scharf von der Umgebung ab. Nach starken Regenfällen, wenn die Erdvertiefung bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist, scheinen sie zu schwimmen.

Bei Errichtung der Arbeit befanden sich beide Rahmen auf gleicher Höhe mit der umgebenden Erdoberfläche. Seitdem haben sie sich durch ihr eigenes Gewicht leicht abgesenkt. Dieser Prozeß des Angleichens und Ablagerns im Laufe der Zeit ist ein Grundgedanke der Arbeit und verweist auf das labile Gleichgewicht in und mit der Natur.

Claus Bury – Der Augenblick (1989/2001)

Neuenkirchen60

Claus Bury,
geb. 1946 in Gelnhausen, lebt in Frankfurt

Am Rande eines kleinen Teiches unweit des Dorfes errichtete Claus Bury aus rohen Brettern eine durchschreit- und begehbare architektonische Skulptur – halb Haus, halb Turm. Wirkt der Bau von außen kompakt und klar gegliedert, erweist sich die Anlage beim Begehen als räumlich komplexes Gefüge. Gegenüberliegende Außentreppen führen von den Seiten hinauf zu einem Innenraum mit hohen, schrägen Wänden und ohne Dach.
Vom oberen Raum bietet sich kein bequemer Ausblick über den Teich und die Landschaft. Lediglich vom schmalen obersten Absatz zweier seitlicher Treppen kann man über die Brüstung sehen. Die Stufen laden vielmehr zum Sitzen und Verweilen im Inneren des Turmes ein. Hier entsteht ein Ort der Ruhe und Kontemplation, in dem der Blick nach innen gelenkt wird.

 

 

Horst Hellinger — Augenwaider (1988)

Horst Hellinger, Augenwaider (1988)Horst Hellinger,
geb. 1946 in Frontheim/Lübbecke, gest. 1999 in Hamburg

Hellinger setzte mit seinem leuchtend roten Pavillon den Ansatz der architektonischen Skulptur fort. Bei ihm hat die Farbe Signalcharakter. Durch die Lackierung ist der Bau aus Stahlplatten weithin sichtbar.
Der viergiebelige Zentralbau bietet dem Eintretenden keinen Schutz. Er umschließt kein Innen, sondern ist eine offene Struktur von gekreuzten Ein-, Aus- und Durchgängen. Die Außenhaut wurde durch mehrere Einschweißungen zusätzlich durchlöchert und aufgebrochen.
Die vier Achsen, die vom Mittelpunkt ausgehen, lenken den Blick des Betrachters auf verschiedene Landschaftsausschnitte und zu den umliegenden Ortschaften Neuenkirchen und Brochdorf.

Horst Lerche — Das blaue Haus (1987)


Horst Lerche, Das Blaue Haus (1987/2011)Horst Lerche,
geb. 1938 in Hamburg, lebt in Jüchen

»Das Blaue Haus« greift die traditionelle Fachwerkbauweise der Region auf. Gestrichen in der Farbe des Himmels und auf kleinen Stahlstäben vom Boden abgehoben erscheint die architektonische Skulptur offen und schwebend. Die blauen Gefache gewähren vielfältige Ein-, Aus- und Durchblicke auf die umgebende Vegetation. Je nach Jahreszeit ändert sich das Zusammenspiel von Licht und Farbe. Die Architektur wird in Malerei übersetzt – und umgekehrt.

Harald Finke — Dialog (1986)

Harald Finke,
geb. 1941 in Kiel, lebt in Hamburg

Die Hülle aus Eisenstäben ist gerade groß genug für einen Menschen. Man steht darin wie in einem hohlen Baum. Der eingeschränkte Blick fällt auf die Eiche gegenüber. Harald Finkes Beitrag „Dialog“ fordert zu etwas auf, das über die gewohnte menschliche Vorstellungskraft hinausgeht: Ein Zwiegespräch von Mensch und Pflanze.

ODIOUS — Be-Züge (1985)

 Gisela v. Bruchhausen, geb. 1940 • Klaus Duschat, geb. 1955 • Klaus H. Hartmann, geb. 1955 • Gustav Reinhard, geb. 1950 • Hartmut Stielow, geb. 1957 • David L. Thompson, geb. 1951

Die Mitglieder von ODIOUS (engl. widerwärtig) hatten sich bereits als Künstlergruppe formiert, arbeiteten jedoch bisher jeder für sich an Skulpturen, deren Material und Formenvokabular Industrieanlagen und Schrottplätzen entstammte. Für ihren Beitrag zum Projekt KUNST-LANDSCHAFT arbeiteten sie gemeinschaftlich an einer Installation, deren Bestandteile keiner Einzelperson zuzuweisen waren.
Die Künstler suchten sich keinen Platz in der Abgeschiedenheit intakter Natur, oder idyllischer Landschaft, sondern nahmen Bezug auf eine stillgelegte Bahnlinie am Ortsrand; Relikt der industriellen Erschließung der Landschaft.
Die mehrteilige Skulptur verweist formal und inhaltlich auf einen dynamischen Prozeß. Sie besteht aus kantigen Felsbrocken und Stahlelementen, die sich weder als assoziationslose Konstruktionen, noch als Industrieschrott eindeutig zuordnen lassen. Die Anordnung inmitten einer zirkelförmigen Wegeführung erinnert an eine Rangierscheibe. Der Weg endet an zwei Stahlplatten, zwischen denen ein schmaler Spalt den Blick auf einen frei stehenden Baum am anderen Ufer eines kleinen Sees freigibt.

Rolf Schneider — aufkreuzen (1984)

Rolf Schneider,
geb. 1948 in Heidelberg, gest. 2006

Die verbindende Aufgabe an die Künstler Hans Albrecht, Rainer Selg, und Rolf Schneider, die im Sommer 1984 eingeladen wurden, eine Arbeit in einem kleinen Waldstück bei Holtmannshof zu realisieren, war die Darstellung von Bewegung und Zeit. Es sollte ein plötzliches und unverhofftes Erscheinen, eine Bewegung, ein »aufkreuzen« imaginiert werden. Ein Zustand der Unruhe und der Flüchtigkeit.
Der einzige noch erhaltene Beitrag zu »aufkreuzen« ist der von Rolf Schneider. Zwei gekreuzte T-Träger in leuchtendroter Farbe durchdringen eine rostige Metallkonstruktion, die Spitze eines ehemaligen Leitungsmastes. Die Elemente der raumgreifenden Konstellation heben sich deutlich voneinander und von der übrigen Umgebung ab. Als Fremdkörper assoziiert die Arbeit Schnelligkeit und offene Dynamik.

Igael Tumarkin — Gleichtag (1983)

Igael Tumarkin,
geb. 1933 in Dresden, lebt in Tel Aviv/Israel

Das schräg aufgerichtete Antoniuskreuz aus Doppel-T-Trägern markiert weithin sichtbar eine Weggabelung in der Nähe von Brochdorf. Der aus Israel stammende Künstler Igael Tumarkin schuf für diesen Ort ein »Denkmal«, das die Symbolik verschiedener Kulturen zu einem Bedeutungsgeflecht verknüpft: Das Holz erinnert an die Opferung Isaaks. Mit bunten Bänder bringen Nomaden im Nahen Osten ihren Dank für einen guten Lagerplatz zum Ausdruck. Der Findling ist ein Sinnbild der Erdkugel. Das darüber pendelnde Lot erinnert an die Notwendigkeit des Gleichgewichts von Mensch und Natur. Eine Pflugschar mahnt die friedliche Nutzung der Erde an.
Der Titel der Skulptur »Gleichtag« stellt diese in einen übergeordneten, kosmischen Zusammenhang. An den beiden Sonnenwendtagen des Jahres fallen die ersten und letzten Sonnenstrahlen genau durch den Spalt zwischen den beiden Eisenträgern.

Anna Gudjónsdóttir — Sieben Ansichten von einer Wiese mit Pflaumenbaum (2003)

Anna Gudjónsdóttir,
geb. 1960 in Reykjavik, lebt in Hamburg

Auf einer baumbestandenen Wiese wurde der natürlichen Vegetation ein knorriger Pflaumenbaum aus Bronze hinzugefügt.
Der zweite Teil der Arbeit ist ein panoramaartiges Ölgemälde von dieser Szenerie, das sich auf dem Dachboden eines nahegelegenen Bauernhauses befindet. Für die Betrachter von Landschaft, „Baumimplantat“ und Malerei entsteht ein raffiniertes Wechselspiel von natürlichem Vorbild und künstlerischem Abbild.

Jean Clareboudt – Windberg (1981)

Jean Clareboudt, Windberg 1981
Jean Clareboudt, geb. 1944 in Lyon/Frankreich, gest. 1997

Windberg« lautet seit jeher der Name der nur 90 Meter hohen Endmoräne zwischen den Dörfern Ilhorn und Sprengel. In der flachen Gegend bot sich hier ein weiter Ausblick in die Landschaft.
Jean Clareboudt besetzt diesen Platz an seiner höchsten Stelle mit einem kreisförmigen Areal aus Findlingen. In der Mitte wurde eine gewaltige Ringscheibe aus rostigem Stahl leicht schräg auf drei größere Findlinge aufgesetzt. Formensprache und Material der Installation lassen an ein Observatorium, Schutzschild oder prähistorischen Kultplatz denken.
Diese Anhöhe, die zur Entstehungszeit des Objekts noch einen weiten Ausblick in die Umgebung ermöglichte, war für den Künstler einer jener Orte, »deren Topografie eine Herausforderung jenseits jeglicher nützlicher Aktivität bedeuten und die daher häufig spielerische und spirituelle Sehnsüchte in sich bergen und extrem damit belastet sind.«
Trotz seiner Monumentalität wirkt das Objekt nicht als Fremdkörper. Farbe und Wirkung von Stein und Metall verändern sich unter dem Einfluß von Tages- und Jahreszeiten. Klettert man über die Findlinge hinweg, gelangt man zu einem höhlenartigen Raum unter der Ringscheibe. Licht fällt durch die Öffnung. Auf das Metall prasseln Regen und Hagel; der Wind pfeift darüber hinweg.

Peter Könitz & Karl Ciesluk – Wege (1980/2003)

 

 

 

 

Peter Könitz, geb. 1942 in Mühlheim/Ruhr, lebt bei Hamburg
Karl Ciesluk, geb. 1952 in Ottawa/CDN, lebt in Ottawa/CDN

Könitz führt den Betrachter auf einer Trasse aus unregelmäßigen Holzbohlen und parallel zur Straße ausgerichteten Stahlträgern durch das Unterholz. Aus dem Kontrast von geometrischer Form und organischem Verlauf entsteht eine plastisch-räumliche Situation des Durchdringens und Unterlaufens.

Auf der anderen Straßenseite setzt Karl Ciesluk die Bewegungsrichtung mit seinen Findling fort. Als Verweis auf die gewaltigen Kräfte, die in der Eiszeit diese Landschaft geformt haben, scheint der Stein sich wie in einem Zeitraffer den Weg durch den Waldboden gebahnt zu haben.

 

Rolf Jörres — Steinfelder (1979)

Rolf Jörres, geb. 1933 in Essen, lebt in Düsseldorf

Rolf Jörres ließ auf etwa 2500 qm Ödland bei Holtmannshof zwölf Gruppen von je zwei bis drei großen Findlingen positionieren. Die unbearbeiteten Steine wurden nebeneinandergelegt, aneinandergelehnt oder aufeinandergestapelt. Ihre Anordnung erfolgte nach skulpturalen Gesichtspunkten und brachte Form und Materialität der Findlinge zueinander in Korrespondenz.
Die einzelnen Gruppen bilden jeweils in sich geschlossene plastische Einheiten. Als Gesamtensemble ergänzen sie sich zu einem behutsam in die Topografie und Vegetation der Ödlandfläche integrierten Environment. Die Landschaft wurde damit weder verfremdet noch überhöht, sondern neu geordnet. Als Künstler konzentrierte sich Rolf Jörres allein auf das Konzept und das Arrangement.
Die Findlinge entstammen der Natur, verbleiben in ihr und werden dennoch in den Kunstkontext überführt, »wobei es Jörres gelingt, genau diesen Moment des Übergangs zu fixieren, in dem beide Größen noch erkennbar (und damit in ihrem Zusammenhang reflektierbar), aber nicht mehr isolierbar sind.« (Jürgen Morschel)

Rudolf Wachter – Raumknoten (1978/2003)

„Raumknoten“ 1978 / 2003

Rudolf Wachter, geb. 1923 in Bernried, gest. 2011

Die selbsttragende Eckverbindung besteht aus sechs Balken gleicher Abmessung, die ohne Nägel und Bolzen zusammengefügt wurden. Das Konstruktionselement aus dem Fachwerk gibt es auch als Geschicklichkeitsspiel für Kinder. Isoliert, maximiert und zweckfrei wird es zu einer raumgreifenden Skulptur, die die Architektur der umliegenden Häuser zitiert.

Christiane Möbus – Der innere Kreis der äußeren Linie folgend (1977)

Christiane Möbus,
geb. 1942 in Celle, lebt in Hannover/Braunschweig

In einen an dieser Stelle vorgefundenen Findling meißelte die Künstlerin eine dünne Linie ein. Sie verläuft parallel zu einer vorhandenen Einkerbung, schließt sich jedoch zu einem umlaufenden Kreis. Christiane Möbus hinterlässt eine individuelle Spur, eine Zeichnung, die den natürlichen Formen der Landschaft folgt.

Timm Ulrichs – Ego-zentrischer Steinkreis (1977)

Timm Ulrichs,
geb. 1940 in Berlin, lebt in Hannover

Egozentrischer Steinkreis, bei llhorn, 1977/78

Egozentrischer Steinkreis, bei llhorn, 1977

Von einem festgelegten Standpunkt aus warf „Totalkünstler“ Timm Ulrichs Feldsteine unterschiedlicher Größe in alle Himmelsrichtungen. Wie weit sie flogen, hing von ihrem Gewicht ab. Ausdauer, Kraft und Körpergröße des Künstlers bedingten die Dimensionen der Arbeit.