KRIS FINN / Welcome to Williston – Letzte Hoffnung Ölboom

29. Oktober  – 22. Dezember

Welcome to Williston - Letzte Hoffnung ÖlboomMit seiner Fotoreportage dokumentierte Kris Finn für den VGH Fotopreis 2012 den Alltag von Wanderarbeitern und Tagelöhnern, die ohne entsprechende Ausbildung, aber getrieben vom amerikanischen Traum, in das Zentrum des Ölbooms Williston in North Dakota gereist sind. Was noch vor wenigen Jahren ein verschlafenes Kaff war, ist heute dank der Methode des Frackings das Epizentrum des größten Öl-Booms in der jüngeren US-Geschichte. Die modernen Goldsucher wollen im Ölfeld reich werden, ein neues und besseres Leben beginnen, nachdem sie in der Wirtschaftskrise alles verloren haben. Aus dem ehemaligen Traum wird in der Realität schnell ein Albtraum, denn die Jobs im Ölgeschäft sind mittlerweile rar und bezahlbare Unterkünfte nicht zu bekommen. Die Wanderarbeiter wohnen häufig viele Monate lang in Autos oder Zelten. „Die Reportage ist facettenreich fotografiert und zeigt alles – von großen Hoffnungen und Erwartungen bis hin zu Trostlosigkeit und Elend. Kris Finn ist einerseits ganz nah an den Menschen und andererseits behandelt er ein politisch hochrelevantes Thema: die Gier nach Öl“, fasst Rolf Nobel die Bewertung der Jury zusammen.

Kris Finn * 1983 in Gronau. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker begann er 2006 sein Fotojournalismus Studium an der FH Hannover. 2009 machte er eine 6-monatige Hospitanz als Pressefotograf bei der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Mit „Welcome to Williston“ gewann er den VGH Fotopreis 2012.

Anna Jander – IT’S SOUL

Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes

19. Oktober – 22. Dezember

IMG_0345

„Ohne Partei zu ergreifen, macht sich Anna Jander mit ihrer Malerei zur engagierten Chronistin der zwiespältigen Dynamik urbaner Entwicklungen. Stets setzt sie dabei ihre subjektive Seherfahrung in Beziehung zum kollektiven Bildgedächtnis und der medialen Wirklichkeit. Mit der ihr eigenen Handschrift, dem Spiel mit Perspektiven, Unschärfen, Intensitäten und Unwägbarkeiten wird die Stadtlandschaft zugleich zur Seelenlandschaft – It’s Soul.“ (B. v. Dziembowski)

Vita 1967 geboren in Lüneburg
 1986 bis 1990 Studium an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig
1997 – 2002 Lehrtätigkeiten: IFS Internationale Filmschule Köln, Animation School Hamburg, HFF Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolff in Babelsberg
 lebt und arbeitet in Niederohe und Berlin.

2013

26. Oktober – 22. Dezember
Kris Finn 
WELCOME TO WILLISTON – letzte Hoffnung Ölboom

19. Oktober – 22. Dezember
Anna Jander
IT’S SOUL – Kunstpreis des Lüneburgischen Landschaftsverbandes

31. August – 13. Oktober
Asa Sonjasdotter
DIE KARTOFFEL

15. Juni – 18. August
Verstand & Gefühl – Landschaft und die zeitgenössische Romantik

6. April – 9. Juni
Markus Saile
non-travail

6. April – 9. Juni
Nadine Städler
INADVERTEDLY TOUCHED BY A LONG-DISTANCE RUNNER

Åsa Sonjasdotter – Die Kartoffel

Mit Beiträgen der Landwirte Christina und Rolf Baden aus Neuenkirchen-Brochdorf, den ehemaligen Fotograf/Innen des Instituts für Kartoffelzüchtung Groß Lüsewitz und einer untersuchenden Kartoffelzüchtung, Berlin.

Projektstart Ende April / Ausstellung vom 31. August – 13. Oktober

Seit vielen Jahren befasst sich Åsa Sonjasdotter in ihren Ausstellungen und Projekten mit dem Verhältnis von Menschen zu Pflanzen. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis steht dabei immer wieder die Kartoffel als Kulturpflanze mit einer langen Geschichte, die sowohl politisch als auch sozial- und wissenschaftshistorisch hochinteressant ist. Oft arbeitet sie in ihren Langzeitprojekten mit Landwirten, Hobbygärtnern, Ökoaktivisten, Genforschern, Urban Gardening Projekten aus der ganzen Welt zusammen und bezieht sich auf die Bedingungen des jeweiligen Ortes. Ihre in unterschiedlichste Fachgebiete verzweigten Vorhaben verdeutlichen die Brisanz der Thematik und verweisen auf Veränderungen der stereotypen Zuschreibungen von städtischem und ländlichem Raum.

Im Springhornhof widmet sie sich unterschiedlichen Aspekten des Kartoffelanbaus und der Kartoffelzucht. Stets reflektiert sie dabei die Art und Weise, wie das Thema in unserem Alltag, in wissenschaftlichen Diskursen, ökonomischen Zusammenhängen, in der Werbung oder historischen Dokumenten repräsentiert wird.

In Zusammenarbeit mit den Landwirten Christina und Rolf Baden, die in Neuenkirchen-Brochdorf einen kleinen Hofladen betreiben, hat sie die Kartoffelsorten „Adretta“ und „Gala“ anbauen lassen. “Adretta” war das Ergebnis der Entwicklung einer besonders robusten Kartoffelsorte, die für die Anbau- und Erntemethoden Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) in der DDR geeignet war. Die Sorte “Gala” wurde nach der Wiedervereinigung gezüchtet. Als das DDR Institut für Pflanzenzüchtung in Groß Lüsewitz bei Rostock nach der Wende aufgelöst wurde, gründeten ehemalige Institutsmitarbeiter zusammen mit Kartoffel-Veredlungsbetrieben der alten Bundesländer – als Gesellschafter – die Firma NORIKA GmbH. Sie führen in ihrem Betrieb das Wissen, das das Institut über Jahrzehnte aufgebaut hatte, fort.

Fotografien, Zeichnungen und Texte dokumentieren die deutsch-deutsche Geschichte der beiden Sorten, den Anbau, das Wachstum, die Ernte, aber auch den Alltag von Famile Baden. In großen Rollcontainern, die normalerweise für Supermärkte bestimmt sind, stehen“Gala“ und „Adretta“ zum Verkauf.

Im Raum daneben gewährt Åsa Sonjasdotter Einblicke in das Fotoarchiv des ehemaligen Instituts für Pflanzenzüchtung in Groß Lüsewitz. Die Fotos sind nicht nur wissenschaftliche Dokumente, sondern portraitieren auch die Institutsmitarbeiter, wobei eine interessante Spannung zwischen Ideologie und Alltagsleben entsteht. Die Notwendigkeit der Zucht robuster Sorten für eine großflächige Landwirtschaft, der wenig Chemikalien zur Verfügung standen, fügt eine aktuelle Bedeutung zu diesen Themen hinzu.

In der Textcollage „Auswahl/Erinnern“ im Obergeschoss verbindet Sonjasdotter verschiedene Erzählstränge im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Kartoffelsorten. Die Fakten entstammen dem Quellenmaterial, das in einer Vitrine ausgebreitet ist. Die Chronik beginnt mit der Russischen Revolution. Schauplätze sind Russland, Ungarn, Südafrika, Peru, Großbritannien oder Groß Lüsewitz. Die genetische Entwicklung des global verbreiteten Grundnahrungsmittels Kartoffel ist verknüpft mit politischer Ideologie, persönlichen Schicksalen, ökonomischen Interessen, Lizenzvergaberechten und individuellen Experimenten.

Die Installation „Eine untersuchende Kartoffelzüchtung“ setzt diese Geschichte fort. Diaserien dokumentieren drei Jahreszyklen des gleichnamigen Projekts auf einer Brache mitten in Berlin. Hier versuchen Gärtner, Künstler und Interessierte, an altes Wissen anzuknüpfen und mit einer großen Artenvielfalt von unterschiedlichen Formen, Farben, Qualitäten und Aromen zu experimentieren.

Wir danken dem Land Niedersachsen, dem Lüneburgischen Landschaftsverband und der Volksbank Lüneburger Heide für die Förderung der Ausstellung und des Begleitprogramms. 

Logo_LG_4c Logo_MWK_JPG vb-logo 4c

Ebenfalls danken wir dem Kulturhistorischen Verein Groß Lüsewitz e.V., der Universität Tromsø, dem Office for Contemporary Arts Norway, der Heidesand Raiffeisen-Warengenossenschaft eG, Norika GmbH und den Prinzessinnengärten am Moritzplatz Berlin für die freundliche Unterstützung der Ausstellung.

 UiT logo-1

Biografie

Åsa Sonjasdotter ist Professorin an der Akademie für zeitgenössische Kunst in Tromsø/N, an deren Gründung 2007 sie beteiligt war. Sie hat in Kopenhagen/DK und Trondheim/N studiert. In den neunziger Jahren war sie Gründungsmitglied von „Women Down the Pub“, einer feministischen Kunst- und Aktionsgruppe.

Ausgewählte Projekte: The Way Potatoes Go II (The Politics and Pleasures of Food, Halle 14, Leipzig, 2013); Rooting, Regional Networks, Global Concerns (Sullivan and Betty Rymer Galleries, Chicago, USA, 2013); The Way Potatoes Go (Green Acres: Artists Farming Fields, Greenhouses and Abandoned Lots, Contemporary Arts Center, Cincinnati, USA, 2012), Hungry City (Kunstraum Kreuzberg, Berlin, 2012), The Order of Potatoes (The Worldly House, dOCUMENTA (13), Kassel, 2012), The Order of Potatoes (Göteborgsbiennalen, Sweden, 2011), The Way Potatoes Go (EATLACMA, LACMA, Los Angeles, USA, 2010), Small Potatoes Make Big Noise (4th Bucharest Biennale, Romania, 2010); The Way Potatoes Go (The Gatherers: Greening Our Urban Spheres, Yerba Buena Center for the Arts, San Francisco, USA, 2008), Tea Pavilion (3rd Guangzhou Triennial, Guangzhou, China, 2008), Sharing the Knowledge (Konsthall C, Stockholm Sweden, 2007); Reconstructing supplies (Kunsthalle Exnergasse, Wien, Austria, 2007); Impossible India (Frankfurter Kunstverein, Germany, 2006); On Mobility (Muscarnok, Budapest, Hungary and De Appel, Amsterdam, Netherlands, 2006).

VERSTAND & GEFÜHL / Landschaft und die zeitgenössische Romantik

15. Juni – 18. August 2013

the hierarchy of relevance (snare drum)

Guy Allott (GB), Martin John Callanan (GB), Simon Faithfull (GB), Runo Lagomarsino (S/Bras), Randi Nygård (N), Munan Øvrelid (N), Rebecca Partridge (GB), Katie Paterson (GB), Benja Sachau (D), Corinna Schnitt (D), Richard T. Walker (USA/GB)

Kuratiert von Randi Nygard, Rebecca Partridge und Bettina v. Dziembowski

english version see below

Wohl kaum eine Epoche ist durch so viele Missverständnisse und Widersprüche geprägt wie die „sentimentale“ Romantik und wohl kaum eine Epoche hat unser nordeuropäisches Verhältnis zur Natur und zum Individuum so nachhaltig geprägt. Davon ausgehend setzt die Ausstellung „Verstand & Gefühl“ Motive und Ideenwelten der Romantik in Bezug zu den Arbeiten von elf zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern.
Charakteristisch für die Romantik des 19. Jhdts. ist die Verlagerung des Interesses vom Verstand zum Gefühl, von der Berechnung zur Intuition, von objektiver Betrachtung zur subjektiven Wahrnehmung. Ein Anliegen der Kunst war der Ausdruck des Individuums, die Vermittlung intensiver Gefühlszustände insbesondere in Beziehung mit einer tiefen metaphysischen Verbundenheit zur Natur.

Die Romantik war jedoch nicht nur paradiesisch und schön, sie umfasste auch das Subversive von Entgrenzungserlebnissen. Künstler wie Delacroix oder Goya stellten in ihren Schreckensszenarien ungezügelte Gefühle dar. Bilder ruinösen Verfalls bei Caspar David Friedrich oder William Turner erinnerten an die Macht der Natur sich die Zivilisation zurückzuerobern.

Vorherrschend jedoch, insbesondere unter den Malern, war die Darstellung unermesslich weiter unzivilisierter Landstriche, deren idealisierte Erhabenenheit die unauflösliche Beziehung des Menschen zur Natur zum Ausdruck brachten. Ehrfurcht einflössend und beängstigend zugleich wird der Betrachter damit konfrontiert, seine eigene Position im Universum zu hinterfragen: Die äussere Landschaft dient als Metapher für eine innere Erfahrung.

In den im Springhornhof gezeigten Arbeiten erscheint die Romantik nicht als sehnsuchtsvolle Wiederbelebung von Versatzstücken einer grandiosen Vergangenheit, sondern als Ansatz für eine Vielzahl von Strategien der Aneignung, Fortsetzung, Kritik und Transformation. Die heutige Romantik ist eine Metaromantik in der nicht nur Melancholie und intensive Gefühle zum Ausdruck kommen, sondern auch Distanzbewusstsein und Ironie. So spielen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowohl auf die Sehnsucht nach einer märchenhaften Naturidylle an, als auch auf die Umstände dieses Eskapismus. Hinter der Sehnsucht nach der Schönheit und dem Paradies bleibt das Wissen um das Scheitern großer Utopien stets präsent.

 

REASON & EMOTION / Landscape and the contemporary Romantic

Hardly any epoch has been marked by so many misunderstandings and contradictions as the „sentimental“ Romantic era, just as hardly any epoch has so shaped our northern European relationship between nature and the indiviual. On this basis the exhibition „Reason and Emotion” explores ideas and motifs derived from Romanticism in relation to the work of eleven contemporary artists.

Characteristic of the Romanticism of the 19th Century is the shift of interest from reason to feeling, computation to intuition, objective observation to subjective perception. One aim of art at this time was the expression of the individual, the mediation of intense emotional states, particularly in relationship with a deep metaphysical connection to nature.

However, the Romantic was not only heavenly and beautiful, it also included the delineation of subversive experiences. Artists such as Delacroix and Goya presented scenarios of unbridled emotions in all their horror. Caspar David Friedrich and William Turner recalled the power of nature to regain civilisation through dark images of ruinous decay.

Predominantly, however, especially among the painters, was the presentation of immeasurably more uncivilised lands, whose idealised grandeur expressed the indissoluble relationship of man to nature. Awe-inspiring and frightening at the same time, the viewer is confronted with the question of his own position in the universe: the outer landscape serves as a metaphor for an inner experience.

In the works shown in Springhornhof the Romantic pervades, however not as a revival of a set of motifs sentimentally salvaged from a glorious past, but incorporated in a variety of strategies of appropriation, continuation, critique and transformation.

Today’s Romanticism is a Meta-Romantic showing not only melancholy and strong sensation, but also a distance, an awareness that manifests itself in ironic reflections. Thus, the participating artists play not only with the notion of romantic longing for nature-idyll, but also with the circumstances of this escapism. Behind the longing for the paradisiacal, the beautiful and fairy-tale, the abyss is just as present as the knowledge of the failure of utopias.

Nadine Städler INADVERTEDLY TOUCHED BY A LONG-DISTANCE RUNNER

o.T. (My black Nikes are the most comfortable Shoes I’ve ever had), Pigmentdruck auf Papier, 93 x 76 cm, 2012.

„Nadine Städler (*1979 in Hildesheim) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit den drei Arbeitsfeldern Zeichnung, Raum und Sprache. Alle drei sind ausschlaggebend für grundsätzliche Überlegungen zu konzeptuellen und philosophischen Fragestellungen. In ihren speziell für die gedoppelten Räume konzipierten Arbeiten kommen v.a. das Spielgelbild und das Projektionsbild vor. Beim projizierten Bild gilt ihr Interesse in erster Linie der Projektion an sich bzw. dem Zurückscheinen und Wiedererkennen des Projizierten. Das Lichtbild ist dabei ein Spiegelbild. Der Spiegel wird im Wortlaut der Künstlerin zum Träger der Reflexion und kann als Spekulation von Wirklichkeit, als Vervollkommnung oder Verdoppelung des sich illuminierenden Bildes gelesen werden.“ (Sabine Schaschl)

 

Biografie

*1979 in Hildesheim, lebt und arbeitet in Köln

2003-2006 Studium der Freien Kunst, Hochschule der Künste Bern (HKB), CH
2008-2010 Master of Arts in Contemporary Arts Practice, Fine Arts, HKB, CH

Einzelausstellungen (Auswahl)
2007 Sommerprojekt, Marks Blond Project Bern, CH
2011 Le Cosmonaute avec Couleur, Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode

Gruppenausstellungen (Auswahl)
2008 Stipendienausstellung Aeschlimann-Corti, Centre Pasquart, Biel, CH
Swiss Art Awards, Basel, CH
2009 Regionale 9, Kunsthaus Langenthal, CH
2010 Stipendienausstellung Aeschlimann-Corti, Kunsthaus Langenthal, CH
Iris, Master HKB, Kunsthalle Bern, CH
2011 Bremer Förderpreis für Bildende Kunst, Städtische Galerie Bremen
Kunstfrühling Bremen
2012 Ab in die Ecke, Städtische Galerie Delmenhorst
Residence-Junge Kunst aus Niedersachsen, Syker Vorwerk

Stipendien
2008 Hirschmann Stipendium, CH
2010 Förderpreis des Aeschlimann-Corti Stipendium, CH
Wohn- und Arbeitsstipendium, Künstlerstätte Stuhr-Heiligenrode

 

 

MARKUS SAILE non-travail

o.T., Öl auf Holz, 58 x 43 cm, 2012, Privatsammlung Köln.

Die Arbeiten von Markus Saile (*1981 in Stuttgart) erforschen den Möglichkeitsraum zwischen abstrakter und figurativer Malerei in seinen historischen und aktuellen Bedingungen. Sie reichen von dynamischen malerischen Setzungen bis hin zu fast monochromen, komplexen Überlagerungen von Farbschichten, die atmosphärische und dennoch heterogene, manchmal in sich widersprüchliche Räume erzeugen. Jedes Bild stellt eine singuläre und prozessuale Erkundung dieses Möglichkeitsraumes dar und kann als Spur dieser Erkundung aufgefasst werden.

Der Ausstellungstitel non-travail verweist auf einen kurzen Text von Marguerite Duras, in dem sie das Schreiben als eine Zustand beschreibt, der sich der Ökonomie der Arbeit und der geplanten Form verweigert, in dem es vielmehr um ein Kräfteverhältnis geht und in dem sich etwas Unvorhersehbares einzustellen vermag. Auch die künstlerische Produktion lässt sich als Utopie entwerfen, der sich der Logik der spätkapitalistischen, das Subjekt vollständig ergreifenden Arbeit entgegenstellt. Die Auseinandersetzung mit der Kunst- und insbesondere der Malereigeschichte mit all ihren Parametern wie Komposition, Form, Abstraktion oder Geste, heißt in diesem Zusammenhang, sich diese Form des Wissens zum einen anzueignen, sie zum anderen wieder loszulassen, um ein neues Terrain des Nichtwissens zu eröffnen. Malerische Setzungen sind in Markus Sailes Bildern insofern nur in ihrem Bezug aufeinander zu verstehen, als ein Kräfteverhältnis, das sich im Bildraum abspielt, das sich aber auch über diesen hinaus auf den Ausstellungsraum bezieht.

 

Biografie

*1981 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Köln
2004–10 Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK)
2010–11 Meisterschüler

Einzelausstellungen
2012 Schichtwechsel, RECEPTION, Berlin
Markus Saile, Ringstube, Mainz, Germany
2011 Cliffhanger, RECEPTION, Berlin

Gruppenausstellungen
2012 Landschaftsgänger, Parrotta Contemporary Arts, Stuttgart
2011 Jahresgaben, Kunstverein Braunschweig
Nomadische Unschärfen, Temporary Gallery, Cologne (cat.)
too much, Kunstgruppe e.V., Cologne
2010 every so often, DREI Raum für Gegenwartskunst, Cologne (cat.)
walls feel the love, Raum Kalk, Cologne
Von mir aus, Salon Schmitz, Cologne
2009 Trinken als Chance, Kunstgruppe e.V., Cologne
2008 our gift to the World, Kunstklub, Berlin
motten unter der langen weißen Wolke, A.K.A., Munich
2007 Junge Kollegen, Verein für Originalradierung, Munich (cat.)
Beyond the line, HBK Braunschweig, Germany (cat.)
Dross, Hochschulgalerie HBK Braunschweig, Germany
2005 Plattform, Kunstverein Hannover, Germany
Stipendien
2007–2011 Studienstiftung des deutschen Volkes